Die Augen der Überwelt
warf beide Beine gleichzeitig hoch, so daß er heftig auf den Boden fiel, von wo er zu dem erstaunten Cugel sagte: »Es ist alles gleich und nicht mehr wichtig, da nun alles im Mnz -Muster verlaufen muß. Ja, ich werde mich alsbald mit Firx beraten.«
»Bei meinem letzten Besuch«, erinnerte Cugel ihn geduldig, »holtet Ihr die Kuppe aus einer Schatulle von einem Schränkchen in jenem Gemach.«
»Seid still!« befahl Iucounu plötzlich ungehalten. Er stand auf. » Szsz! Ich weiß sehr wohl, wo die Kuppe aufbewahrt ist. Alles ist genauestens abgestimmt. Folgt mir! Wir werden sofort das Wesen der Überwelt kennenlernen!« Sein wieherndes Gelächter gab Cugel erneut zu denken.
Iucounu schlurfte in ein Gemach und kam mit der Schatulle zurück, in der seine magische Kuppe lag. Ungeduldig bedeutete er Cugel: »Stellt Euch hierher und rührt Euch nicht vom Fleck, wenn Euch Firx etwas bedeutet!«
Gehorsam verneigte sich Cugel. Iucounu hob seine Kuppe aus der Schatulle. »Und jetzt – die neue!«
Cugel händigte ihm das falsche Glasauge aus. »Blickt nun durch beide gleichzeitig, damit Euch die volle Herrlichkeit der Überwelt zuteil werde!«
»Ja, so soll es sein!« Iucounu hob beide Kuppen und drückte sie auf die Augen, Cugel, der erwartete, daß der Zauberer durch den Gegensatz der beiden Bilder betäubt würde, griff nach dem mitgebrachten Strick, um den hilflosen Weisen zu binden. Doch von Hilflosigkeit und Benommenheit war keine Spur. Iucounu blickte hierhin und dorthin und prustete auf seltsame Weise. »Herrlich! Großartig! Ein wahrhaft vergnüglicher Anblick!« Er nahm beide Kuppen ab und legte sie behutsam nebeneinander in die Schatulle. Cugel schaute ihm düster dabei zu.
»Ich bin zuhöchst erfreut!« versicherte ihm der Lachende Magier und machte dabei seltsam schlängelnde Gebärden mit beiden Armen, die Cugel noch mehr verwirrten. »Ja«, fuhr Iucounu fort. »Ihr habt Eure Sache gut gemacht, und damit sei die herzlose Gemeinheit Eurer Missetat verziehen. Nun bleibt nur noch die Rückgabe meines unentbehrlichen Firx. Zu diesem Zweck muß ich Euch in einen Bottich stecken. Dort werdet Ihr sechsundzwanzig Stunden in eine bestimmte Flüssigkeit getaucht, was genügen dürfte, Firx aus Euch herauszulocken.«
Cugel schnitt ein Gesicht. Wie sollte man mit einem Magier verhandeln, der nicht nur zu seltsamen Scherzen neigte und ungemein reizbar war, sondern nun auch noch offenbar den Verstand verloren hatte. »Ein solches Tauchbad könnte sich als schädlich für mein Wohlbefinden erweisen«, gab er zu bedenken und fügte vorsichtig hinzu: »Auch wäre es für Firx viel schonender, ihm eine längere Spanne zur Durchwanderung zu gewähren.«
Dieser Vorschlag fand offensichtlich Iucounus Gefallen, und er drückte seine Freude durch einen verrückten Hopstanz aus, den er trotz seiner kurzen Beine und beachtlichen Beleibtheit mit erstaunlicher Behendigkeit ausführte. Er beendete diese Vorführung mit einem gewaltigen Luftsprung, landete auf Nacken und Schultern und strampelte mit Armen und Beinen wie ein Käfer auf dem Rücken. Staunend schaute Cugel zu und fragte sich, ob Iucounu lebendig oder tot war.
Blinzelnd und mit verblüffender Geschmeidigkeit kam der Zauberer auf die Beine. »Ich muß Druck und Stoß genau aufeinander abstimmen«, erklärte er, »sonst ist der Aufprall zu heftig. Jede einzelne Bewegung hier ist anderer Art als bei Ssz-Pntz .« Wieder prustete er heftig und warf den Kopf weit zurück. Cugel, der in seinen offenen Mund blicken konnte, sah statt der Zunge eine weiße Scherenklaue. Sofort verstand er Iucounus verrücktes Verhalten. Auf irgendeine Weise war ein Wesen wie Firx in seinen Körper gedrungen und hatte von seinem Gehirn Besitz ergriffen.
Cugel rieb sich nachdenklich das Kinn. Eine erstaunliche Lage! Er überlegte angestrengt. Wichtig wäre nun zu wissen, ob die Kreatur über Iucounus magische Kräfte verfügte. »Eure Weisheit ist bewundernswert«, schmeichelte Cugel dem Geschöpf. »Habt Ihr Eure Sammlung ungewöhnlicher Zaubermittel inzwischen vergrößert?«
»Nein«, entgegnete die Kreatur durch Iucounus Mund. »Doch nun verspüre ich das Bedürfnis nach Ruhe. Die Übungen, die ich gerade durchführte, waren anstrengend. Nun brauche ich Erholung.«
»Nichts einfacher als das«, versicherte ihm Cugel. »Am wirkungsvollsten erholt Ihr Euch durch einen kräftigen Druck auf den Lappen der Willenslenkung.«
»O wirklich?« staunte die Kreatur. »Ich werde es versuchen. Hm,
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