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Die Augen der Ueberwelt

Die Augen der Ueberwelt

Titel: Die Augen der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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deiner Tat folgendermaßen erläutern: Würde ich dich in diesem Augenblick in winzigste Teilchen bersten lassen, wäre diese Buße gerade ausreichend für ein Millionstel deiner Missetat. Nein, eine strengere Strafe ist nötig!«
    Verzweifelt sagte Cugel: »Ich verstehe, daß es zu einer folgenschweren Handlung kam, aber vergeßt nicht: Von mir aus gesehen, war sie unbedeutend. Ich versichere Euch hiermit eindrücklich erstens meiner völligen Unschuld, zweitens jeglichen Fehlens verbrecherischer Absicht und drittens meines tiefsten Bedauerns. Und nun, da ich noch viele Meilen vor mir habe, werde ich …«
    Pharesm hob gebieterisch die Hand. Cugel verstummte. Der Zauberer holte tief Luft. »Du verstehst offenbar nicht, was du mir angetan hast! Ich werde es dir erklären, damit du dich nicht über die strenge Bestrafung wunderst. Wie ich bereits erwähnte, war die Ankunft des Geschöpfes die Krönung meiner gewaltigen Mühen. Aus dem Studium von zweiundvierzigtausend Büchern, alle in einer fast vergessenen Sprache – eine Aufgabe, zu deren Bewältigung ich hundert Jahre benötigte –, erkannte ich die Natur dieses Geschöpfes. Während weiterer hundert Jahre entwickelte ich ein Muster, um dieses Geschöpf in sich selbst zu ziehen, und bereitete in aller Sorgfalt die erforderlichen Bedingungen vor. Als nächstes holte ich Steinhauer herbei, die in den vergangenen dreihundert Jahren meinem errechneten Muster feste Form verliehen. Da Gleiches sich mit Gleichem verbindet, führen die Varianten und Interkongelen zu einer Suprapullulation aller Regionen, Eigenschaften und Intervallen, wodurch ein krystorrhoider Wirbel entsteht, der schließlich die Ponentiation eines proubietalen Trichters ermöglicht. Heute kam es zur Konkatenation. Die ›Kreatur‹, wie du sie nennst, pervolvierte in sich, und du, in deiner idiotischen Bosheit, hast sie gefressen.«
    Etwas von oben herab wies Cugel darauf hin, daß die »idiotische Bosheit«, wie der erzürnte Zauberer es genannt hatte, in Wirklichkeit reiner Hunger gewesen war. »Was soll überhaupt so Besonderes an dieser ›Kreatur‹ sein? Andere, nicht weniger häßliche, lassen sich im Netz eines jeden Fischers finden.«
    Pharesm richtete sich zu voller Größe auf und funkelte finster zu Cugel hinab. »Die Kreatur«, preßte erzähneknirschend hervor, »ist TOTALITÄT. Die Kugel ist das gesamte All, invertiert gesehen. Die Röhren sind Wirbel, die in die verschiedensten Zeitalter reichen, und was du Entsetzliches mit deinem Stupsen und Stochern, Grillen und Kauen angestellt hast, ist unvorstellbar!«
    »Was ist mit den Folgen der Verdauung?« erkundigte sich Cugel vorsichtig. »Werden die verschiedenen Teile von Raum, Zeit und Dasein ihre Eigenarten beibehalten, nachdem sie die Länge meines Darms hinter sich gebracht haben?«
    »Pah! Die Vorstellung ist nichtig. Es genügt zu sagen, daß du Schaden angerichtet und eine ernste Spannung des ontologischen Stoffes herbeigeführt hast. Du hast keine Wahl, als das Gleichgewicht wieder herzustellen.«
    Cugel hob wie abwehrend die Hände. »Wäre denn ein Fehler nicht denkbar? Könnte es nicht sein, daß die ›Kreatur‹ lediglich eine Pseudo-TOTALITÄT war? Oder wäre es möglich, sie auf irgendeine Weise erneut herbeizulocken?«
    »Die ersten beiden Theorien sind unhaltbar. Was die letzte betrifft, muß ich gestehen, daß ein Plan Gestalt anzunehmen beginnt.« Pharesm machte ein Zeichen, und Cugels Füße verwuchsen mit dem Boden. »Ich muß in mein Arbeitsgemach und die volle Auswirkung des schrecklichen Geschehens erkunden. In einiger Zeit werde ich zurückkehren.«
    »Bis dahin wird der Hunger mich so geschwächt haben, daß ich mich nicht mehr auf den Beinen halten kann«, erklärte Cugel düster. »Wahrlich, ein Stück Brot und ein wenig Käse hätten das Ereignis verhindert, für das Ihr mir nun die Schuld gebt.«
    »Schweig!« donnerte Pharesm. »Vergiß nicht, daß deine Strafe erst noch bestimmt werden muß! Es ist die Höhe der Unverfrorenheit, eine Person zu reizen, die ohnehin schon um ihre Besonnenheit kämpft.«
    »Gestattet mir ein Wort. Wenn Ihr von Eurer magischen Erkundung zurückkehrt und mich hier tot vor Hunger vorfindet, wird Eure kostbare Zeit, eine Strafe für mich auszudenken, vergeudet sein.«
    »Die Wiederherstellung der Lebenskraft ist eine Kleinigkeit«, versicherte ihm Pharesm. »Eine Vielfalt von Todesarten zur Abwechslung mag leicht in das Urteil über dich eingeschlossen werden.« Er machte ein

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