Die Auserwaehlte
darüber, daß Mara ihre Finger plötzlich in den Stoff ihres Gewandes krallte. Sie hatte den ganzen Morgen bereits leichte Wehen gehabt, doch diese war stärker, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. Endlich war ihre Zeit gekommen. »Bunto!«
Der eigentlich eher jähzornige Mann war jetzt auf einmal gleichermaßen erfreut wie alarmiert. »Ist es soweit?«
»Ich glaube ja.« Sie lächelte versonnen. »Schickt nach der Hebamme.«
Zum ersten Mal in seinem Leben war Buntokapi besorgt, und er hielt Maras Hand so fest, daß sie beinahe blaue Flecken hatte, als die Hebamme kam. Nacoya folgte ihr auf den Fersen. Die beiden verjagten ihn mit einer Heftigkeit, der kein Ehemann im Kaiserreich hätte widerstehen können. Buntokapi trottete wie ein geprügelter Hund hinaus; er blickte noch einmal über die Schulter zurück, als er zwischen den Läden verschwand.
Die nächste Stunde verbrachte er damit, in seinem Arbeitszimmer auf und ab zu gehen, während er auf die Geburt seines Sohnes wartete. Als die zweite Stunde anbrach, ließ er nach Wein und etwas zu essen schicken. Der Abend ging in die Nacht über, und immer noch kam kein Wort aus dem Geburtszimmer. Er war ein ungeduldiger Mann, der keinerlei Ventil für seine Sorgen hatte, und so trank er und aß und trank dann wieder. Nach dem Abendessen schickte er nach den Musikern, und als auch ihr Spiel seine Nerven nicht beruhigen konnte, ließ er das heiße Bad bereiten, das er am Nachmittag ignoriert hatte.
In einem seltenen Aufwallen von Achtung entschloss er sich, auf die Gesellschaft eines Mädchens zu verzichten. Sich mit einer Dienerin zu amüsieren schien merkwürdig unpassend in dem Augenblick, da seine Frau gerade damit beschäftigt war, seinen Erben zu gebären. Doch von einem Mann konnte nicht erwartet werden, daß er so ganz ohne irgendeine Art von Beruhigung und Annehmlichkeiten wartete, und so brüllte Buntokapi nach dem Läufer, der ihm einen großen Krug Acamel-Brandy besorgen sollte. Den würde er nicht mehr hergeben, auch als die Diener die Läden fortschafften und die Wanne mit dampfendem Wasser füllten. Sie warteten mit Seife und Tüchern auf ihn. Buntokapi streifte sein Gewand ab und klatschte mit den Händen auf den zunehmenden Leibesumfang. Er grunzte innerlich und beschloß, mehr mit dem Schwert und dem Bogen zu üben, um in Form zu bleiben, während er seine massige Gestalt ins heiße Wasser sinken ließ. Ein schwächerer Mann wäre zusammengezuckt, doch Buntokapi setzte sich einfach hin. Er nahm einem Diener einen Becher Brandy aus der Hand und leerte ihn in einem einzigen, langen Zug.
Die Diener arbeiteten sorgfältig, aber zaghaft. Keiner von ihnen wollte Schläge dafür einstecken, daß unabsichtlich ein paar Spritzer Seifenwasser in den offenen Becher gelangten und den Brandy verdarben.
Bunto planschte im Wasser herum. Er summte geistesabwesend eine Melodie, während die Diener seinen Körper einseiften. Als ihre Hände seine straffen Muskeln massierten und die Hitze ihn in eine schläfrige, liebebedürftige Stimmung versetzte, gab er sich dem Bad hin und war kurz darauf eingeschlummert.
Dann zerriß ein Schrei die Stille. Bunto schoß in der Wanne hoch, warf seinen Brandy um und bespritzte die Diener mit Seifenwasser. Sein Herz raste, und er tastete nach seiner Waffe, denn er rechnete halb damit, daß die Diener schutzsuchend weglaufen und bewaffnete Männer auf den Warnschrei antworten würden. Stattdessen blieb alles still. Er sah die Musiker an, die auf seinen Befehl warteten zu spielen, doch als er seinen Mund öffnete und etwas sagen wollte, zerriß ein weiterer Schrei die Stille.
Dann wußte er es. Mara, die schlanke, kindliche Mara, war dabei, seinen Sohn zu gebären. Noch ein Schrei erklang, und der Schmerz darin ähnelte in nichts dem, was Buntokapi in seinem kurzen Leben bereits gehört hatte. Im Kampf verwundete Männer stießen laute, verärgerte Schreie aus, und ihr Stöhnen war tief und bedauernswert. Aber dieser Klang … er spiegelte die Qual einer Person wieder, die vom Roten Gott höchstpersönlich gepeinigt wurde.
Buntokapi streckte die Hand nach dem Brandy aus. Dunkle Wut schoß über sein Gesicht, als er den Becher nicht fand. Ein Diener hob ihn schnell vom Boden auf, füllte ihn und reichte ihn seinem Herrn. Nachdem Buntokapi ihn geleert hatte, befahl er: »Geh und sieh nach, ob meiner Frau auch nichts geschehen ist.«
Der Diener rannte fort, und Buntokapi bedeutete einem anderen mit einem Nicken, den Becher
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