Die Barbaren
den Schamanen. »Vielleicht sind sie das Zeichen, das ich brauche. Ha?«
»Vielleicht«, stimmte Skoppr zu.
Nottr sah nach Olinga. Sie sah keine Anzeichen dafür, daß das Ereignis noch an diesem Tag eintreten sollte. Nottr versprach, bis zum Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein, und schärfte Skoppr ein, nicht von ihrer Seite zu weichen.
Da Kundschafter und Jäger erst am Abend zurück sein würden, und Nottr das Lager nicht völlig ungeschützt zurücklassen wollte, brachen sie zu drei Viererschaften auf. Das war zu wenig, um sich auch nur auf ein Geplänkel einzulassen. Sie würden sich allein auf Beobachtung beschränken müssen. Das war nicht ungefährlich, doch die Neugier ließ Nottr keine Ruhe. Er ließ Kelka und Grama zurück und ergänzte seine Viererschaft mit Crog, einem jungen Krieger aus Nereghs Viererschaft, und seiner Flankenschwester Vari. So blieb Baragg die Rückendeckung.
Trotz der breiten Schneeschuhe kamen sie nur langsam vorwärts. Das Geflecht sank in den frischen Schnee ein, und das Vorwärtskommen war anstrengend.
Erst am späten Nachmittag stießen sie auf die Spuren der Fremden und legten erschöpft eine Rast ein. Doch eine Ruhelosigkeit bemächtigte sich ihrer. Die Spuren von etwa zwei Dutzend Männern führten quer über das Schneefeld auf einen Einschnitt zwischen den Felsen zu. Sie kamen geradewegs über den Hügelkamm im Osten.
»Es sieht aus, als wären sie aus den Bergen gekommen«, sagte Baragg ratlos.
»Sehen wir uns nun an, wohin sie gegangen sind, oder woher sie gekommen sind?« fragte Nafft, ein Viererführer.
»Der Einschnitt ist für einen Hinterhalt der beste Platz. Es könnte sein, daß sie uns gesehen haben und dort auf uns lauern. Wir werden uns erst einmal vergewissern, ob sie allein sind, oder ob ihnen noch andere folgen«, bestimmte Nottr.
So folgten sie den Spuren zurück bis zum Grat des Hanges. Auf der anderen Seite führte der Hang flach in ein schmales Tal, das ein Bachbett für Schmelzwasser sein mochte und sich zwischen die hohen Gipfel hineinwand.
»Sieht aus, als gäbe es hier einen Weg durch die Berge«, brummte Baragg.
»Einen Paß?« Nafft schüttelte den Kopf. »Wohin sollte er führen? Hinter den Bergen ist nichts. Sie sind der Rand der Welt, das weiß jeder…«
»Aber keiner hat ihn gesehen«, wandte Nottr ein. »Ich wäre neugierig genug, ihn mir anzusehen. Wie ist es mit euch?«
»Es wird bald dunkel«, mahnte Kragh, ein anderer Viererführer.
Helgr, der vierte, pflichtete ihm bei. »Du wolltest vor Einbruch der Nacht im Lager zurück sein, Hordenführer.«
Nottr nickte ein wenig enttäuscht. Aber er nahm sich vor, wiederzukommen, wenn er sich auf die Suche nach den Zeichen machte, in ein paar Tagen, wenn sein Sohn geboren war.
»Gut, folgen wir den Fremden, bis wir wissen, wohin sie wollen. Es ist besser, wenn sie unser Lager nicht finden. Kragh, du bist mit deinen Leuten die Vorhut.«
Kragh sah ihn mißmutig an und wollte sich mit seiner Viererschaft auf den Weg machen, als ein seltsames Geräusch sie hochfahren ließ.
Es kam aus dem Tal und klang wie ein Gemisch aus dem Kreischen eines Vogels und dem Trompeten von metallenen Hörnern.
»Wie Kriegshörner«, sagte Baragg.
»Und Schlachtrufe«, ergänzte Nafft.
Dann fiel ein ferner Schatten über den Schnee, und ein gewaltiger Vogel glitt mit ausgebreiteten Schwingen das Tal entlang, gerade über den Wipfeln der Bäume. Wieder erklang der trompetende Ton, schriller diesmal, und aus größerer Entfernung erklang Antwort.
Nottrs Begleiter krochen tiefer in die Deckung zwischen den verschneiten Felsen. Sie starrten mit einer abergläubischen Gebanntheit auf den nähergleitenden Vogel.
Und ein seltsamer Vogel war es, der die Schwingen nicht bewegte, der schimmerte, als wäre er aus dunklem Metall, an dessen Schnabel etwas silbern schimmerte, wie eine Schwertklinge, die sich rasch bewegt. Dann erst fiel ihnen auf, daß eine Gestalt auf dem Hals des Wesens saß, in einer Rüstung, die in der Abendsonne grell aufblitzte.
Majestätisch schwebte das Wesen näher, einem Kundschafter gleich, der aus der Luft beobachtete. Ein surrendes Geräusch begleitete seinen Flug, verursacht durch die sich rasend schnell drehende Klinge an seinem Schädel, Sie mußte eine gefährliche Waffe sein, wenn er herabstürzte, um zu kämpfen. Nottr schauderte. Gleichzeitig war er fasziniert.
»Das ist kein Vogel«, stieß einer der Lorvaner hervor.
»Es ist eine Kriegsmaschine«, sagte Baragg. »Aber
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