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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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blickte skeptisch zum Abendhimmel auf. »Und jetzt wird es auch noch dunkel.«
    »Ja, leider. Am besten, wir fordern Suchhubschrauber an.« Caffery gab dem jungen Mann den Turnschuh zurück. »Verwahren Sie das Ding in einer luftdichten, sterilen Tüte.«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie etwa nicht gesehen, dass Blut daran klebt?«
     
    Die Scheinwerfer des Helikopters flammten auf und tauchten das Haus der Familie Peach und die Bäume unten im Park in gleißendes Licht. Im Vorgarten untersuchten Beamte der Spurensicherung in blauen Gummianzügen Zentimeter für Zentimeter den Rasen auf Spuren. Und jenseits des Absperrbandes standen die schockierten Nachbarn in kleinen Gruppen rauchend und flüsternd beisammen und umdrängten sogleich neugierig jeden Kripobeamten, der ihnen zu nahe kam. Auch die Presse war schon da und wartete ungeduldig auf Neuigkeiten.
    Caffery stand neben dem Wagen der Einsatzleitung und blickte nachdenklich auf das Haus, ein zweistöckiges Reihenhaus mit grobem Kieselputz. Die Fensterrahmen waren aus Aluminium, über der Haustür sah man einen feuchten Fleck, und oben auf dem Dach war eine Satellitenschüssel installiert. In den Fenstern hingen weiße Gardinen, dahinter zugezogene dunkle Vorhänge.
    Caffery hatte die Familie Peach – beziehungsweise das, was von ihr noch übrig war – zwar erst hinterher zu Gesicht bekommen, aber die Leute kamen ihm dennoch bekannt vor. Beziehungsweise nicht sie selbst, sondern der Typ, den sie verkörperten. Die Eltern, Alek und Carmel, gehörten nicht unbedingt zu jenen Opfern, die automatisch das Mitgefühl der Ermittler weckten: Beide waren Alkoholiker, beide waren arbeitslos, und Carmel Peach hatte sogar die Sanitäter beschimpft, als man sie zum Rettungswagen gebracht hatte. Den neunjährigen Rory, den einzigen Sohn des Paares, hatte Caffery allerdings nicht gesehen. Als er am Tatort eingetroffen war, hatten die Beamten des zuständigen Reviers schon das halbe Haus auseinander genommen und bereits in sämtlichen Schränken, auf dem Dachboden, ja sogar hinter der Wandvertäfelung nach dem Jungen gesucht. In der Küche hatte man einen Blutspritzer auf der Fußleiste entdeckt und in der Tür, die nach hinten in den Garten hinausführte, eine zertrümmerte Scheibe. Gemeinsam mit einem anderen Beamten war Caffery zu einem mit Brettern vernagelten Nachbarhaus gegangen, hatte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt und war dann auf dem Bauch durch ein Loch in der Hintertür in das Haus hineingekrochen. Entdeckt hatten die beiden allerdings nur die üblichen Obdachlosen-Hinterlassenschaften. Ansonsten kein Lebenszeichen. Auch von Rory Peach keine Spur. Alles in allem sprachen die Fakten eine sehr deutliche Sprache, und für Caffery beschworen sie zudem Ereignisse aus seiner Vergangenheit herauf, Erinnerungen, gegen die er sich nicht wehren konnte. Hör endlich auf mit dem Schwachsinn, Jack. Pass auf, dass du nicht noch mal völlig ausrastest.
    »Jack?« Wie aus heiterem Himmel stand plötzlich seine Chefin, Chief Inspector Danniella Souness, neben ihm. »Alles in Ordnung?«
    Er sah sie an. »Danni, mein Gott, gut, dass Sie da sind.«
    »Was ist hier eigentlich los? Sie sehen ja verboten aus.«
    »Danke, Danni.« Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht und streckte seine Glieder. »Ich bin ja auch schon seit Mitternacht in Bereitschaft.«
    »Und was genau ist hier los?« Sie zeigte auf das Haus. »Hab ich recht verstanden – ein kleiner Junge wird vermisst? Rory?«
    »Ja. Eine ganz üble Geschichte. Der Junge ist erst neun Jahre alt.«
    Souness atmete hörbar aus und schüttelte den Kopf. Sie war stämmig gebaut und nur eins sechzig groß, doch in ihrem Männeranzug und den schweren Stiefeln brachte sie glatt siebzig Kilo auf die Waage. In diesem Aufzug, mit ihrem kurz geschorenen Haar und ihrer blassen Haut sah sie eher wie ein jugendlicher Straftäter bei seinem ersten Gerichtstermin aus als eine vierzigjährige Chefinspektorin. Doch das täuschte. Sie nahm ihren Job ausgesprochen ernst. »Und was sagen die Kollegen von der Kripo?«
    »Die haben sich hier noch nicht blicken lassen.«
    »Typisch – die faulen Säcke.«
    »Die Jungs vom zuständigen Revier haben schon die ganze Bude auseinander genommen, aber bisher nichts gefunden. Ich hab Suchtrupps und Hundestaffeln in den Park geschickt und Suchhubschrauber angefordert.«
    »Und woher wissen Sie, dass der Kleine sich im Park befindet?«
    »Die Häuser hier stehen alle direkt am Rand des

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