Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
und goldenen Neonröhren strömten Leute. Cruz’ Sirene heulte. Die Fußgänger, die sie hörten, wichen an die Häuser zurück. Doch Cruz wusste, dass die Chancen nicht gut standen. Die Sache steuerte auf eine Katastrophe zu.
Vor seinen Scheinwerfern tauchte das Kennzeichen des BMW auf. Und endlich war er so nah heran, dass er es entziffern konnte. HARDGRL.
Hardgirl. Heilige Scheiße, saß da eine Frau am Steuer und lenkte diesen Schlitten wie Jeff Gordon persönlich?
Plötzlich brüllte der Motor des BMW auf, und er zog davon. Mit einem Powerslide nahm er die nächste Kurve. Cruz folgte in siebzig Metern Abstand und musste zusehen, wie der Wagen nach Osten auf die Stockton Street bog und verschwand.
Gottverflucht. Die Stockton endete zwei Blocks weiter in dieser Richtung, direkt über dem Tunnel. Keine Chance, dachte Cruz. Wenn er weiter so beschleunigte, schaffte der M5 unmöglich die Abzweigung auf die Bush Street. Er ordnete sich zum Abbiegen ein und dachte nur: abwärts, Sackgasse, Brückenbrüstung. Dahinter ging es fünfzehn Meter tief hinab zur unteren Straße. Auch um diese Zeit war auf der Querstraße mit Verkehr zu rechnen.
»Bremsen«, krächzte Cruz.
Er lenkte den Streifenwagen um die Ecke auf die Stockton Street und erkannte plötzlich, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen war. Scheiße.
Direkt vor ihm, mitten auf der Straße, hatte der BMW gestoppt. Er stieg auf die Bremse.
Weiße Lichter blitzten auf, als die Fahrerin den Rückwärtsgang einlegte. Dann trat sie das Gaspedal voll durch. Mit qualmenden Reifen raste der BMW auf ihn zu wie ein schwarzes Geschoss.
Ihm blieb kaum Zeit für ein paar Gedanken. Sein Haus. Das Baby. Shelly schlafend im gemeinsamen Bett.
Neunzig Sekunden später war alles vorbei.
KAPITEL 3
Blaue Blitze blinkten durch die Nacht. Schon aus einem Block Entfernung wusste Jo Beckett, dass ihr Scherereien bevorstanden.
Die blauen Blitze tanzten im Wechselspiel mit den roten Signalleuchten der Feuerwehrfahrzeuge und dem Bauscheinwerfer der Verkehrsgesellschaft CalTrans, löschten Sterne aus, färbten Häuser, Straße und Schaulustige eisblau und warfen einen schroffen Schatten hinter Jo, als sie auf den Ort des Geschehens zustapfte. Auf der Überführung über dem Tunnel wimmelten Polizeibeamte in der Nähe der Brückenbrüstung herum, aus der ein zwei Meter breites Stück herausgesprengt worden war. Selbst in diesem Halloween-Licht konnte sie erkennen, wo sich das Auto durchgepflügt hatte. Als grotesker Zeremonienmeister der Party kreiste ein Fernsehhubschrauber über der Szenerie. Zwei Uhr früh, Bush Street am Stockton-Tunnel, hier gibt’s was zu glotzen, Leute. Blutiger Reigen im Dunkel der Nacht.
Jo drängte sich durch ein Fernsehteam und eine Gruppe Herumstehender und näherte sich der gelben Bandmarkierung. Ihr Atem dampfte in der Luft. Die Nacht war diamantenklar
und für Oktober bitterkalt. Der Nebel hatte sich verzogen. Selbst das Wetter weigerte sich, einen Schleier über das Geschehen zu breiten. Hier war ein tragisches Unglück passiert, und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass da etwas wirklich Schlimmes auf sie zurollte.
Sie wandte sich an einen Uniformierten innerhalb der Absperrung. »Entschuldigen Sie. Ich suche nach Lieutenant Tang.«
»Amy Tang?«
»Ihren Vornamen hat sie nicht genannt.« Nur ein knapper Telefonanruf mit der Bitte an Jo, zum Tatort zu kommen.
»Sind Sie die Ärztin?«
Jo nickte. Obwohl sie sich auf den Cop konzentrierte, schien sich die Szenerie hinter ihm auszuweiten und ihr Gesichtsfeld zu füllen. Der hell erleuchtete Tunnel lag da wie ein strahlender Schlund, der nach hinten schrumpfte. Lärm drang heraus, Hupen und Verkehrsgeräusche. Und genau in der Mitte davor lag das demolierte Auto. Sie wusste zwar, dass es von der Straße oben herabgestürzt war, doch eigentlich sah es aus, als hätte das Tunnelmaul einen metallenen Rotzklumpen ausgespuckt.
Ja, sie hatte recht: tragisch und schlimm.
Autounfälle sind meist hopp oder topp. Nur wenige liegen dazwischen. Entweder gibt es ein Pflaster auf den Ellbogen - oder Tote und Schwerverletzte. Und mit einem Pflaster war hier keinem mehr zu helfen.
Jo atmete langsam aus. Es herrschte Chaos wie nach jedem schweren Crash: überall Trümmer, Schmutz und Gestank. Sie bemerkte Verbandszeug und aufgerissene Packungen, Kappen von Einwegspritzen, einen zu Boden gefallenen Infusionsschlauch.
Einen Teil des Durcheinanders hatten die Rettungskräfte verursacht, in dem hektischen
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