Die Bettelmoenche aus Atlantis
Verbrecher!«
Chedli Hamouda, oder wie immer er heißen mochte, war unfähig, ein Wort hervorzubringen. Keuchend hing er in seinem Sessel.
Es dauerte tatsächlich nicht länger als drei Minuten. Dann kehrten der Kommissar und Salwa zurück.
Hinter ihnen stolperten sieben traurige Gestalten aus dem Haus. Aus verängstigten Gesichtern blickten sie um sich, alshätten sie noch nicht begriffen, dass ihre Leidenszeit zu Ende war. Alle waren bereits kahl geschoren.
Tarzan musste zweimal hinsehen, um Ralf Müller und Uwe Widmann zu erkennen. Weiß glänzte die Haut ihrer Kahlköpfe.
Die fünf anderen, die er bisher nur auf Fotos gesehen hatte, wirkten abgemagert und erschöpft.
Herr Glockner hob die Pistole.
»Wenn wir verfolgt werden«, warnte er, »mache ich von der Waffe Gebrauch. Und glaubt nicht, dass ich scherze.«
Zu zweit waren sie gekommen. Zu neunt traten sie den Rückweg an. Es wurde fast ein Triumphzug. Freilich redeten sie nicht. Dazu waren die befreiten Jungen viel zu erschöpft. Immer wieder sahen Tarzan und Herr Glockner sich um. Aber kein Verfolger tauchte auf.
Endlich erreichten sie den Strand des Fourati-Hotels. Fassungslos sah Tarzan, wie der Kommissar die Pistole ins Meer warf.
»Aber, Herr Glockner! Die ... «
Dann dämmerte es ihm.
»Das war nur eine Spielzeugpistole, Tarzan. In der Kinderabteilung des Bazars habe ich sie gestern gekauft.«
»Hoffentlich preisgünstig!« Tarzan wischte sich Lachtränen aus den Augen. »Sie haben doch gefeilscht?«
»Diesmal nicht«, lachte der Kommissar. »Das Mordwerkzeug war mir einen halben Dinar wert.«
Ihre Heiterkeit steckte an. Ralf Müller begann zu kichern.
Uwe Widmann stimmte schüchtern in das Gelächter ein. Dann lachten auch Michael Scholz, Ferdinand Wenzel, Siegfried Metsch, Hans Kaiser und Werner Rosinski. Es war seit vielen Wochen das erste Mal.
In dieser Nacht kam Kommissar Glockner nicht zur Ruhe. Er setzte sich mit der örtlichen Polizei in Verbindung. Die befreiten Jungen sagten aus, dass man sie gewaltsam im JAA-Hauptquartier festgehalten – ja, eingekerkert hatte. Damitwar der Tatbestand der Freiheitsberaubung erfüllt. Die tunesische Polizei erwies sich als erstaunlich schnell – vielleicht auch deshalb, weil die Bundesrepublik zu Tunesien politisch und wirtschaftlich gute Beziehungen unterhält.
Noch bevor der Morgen graute, wurden Chedli Hamouda, Salwa sowie fünf weitere JAA-Aufseher – deren Namen die Befreiten angegeben hatten – festgenommen.
Am nächsten Tag regelte Herr Glockner über das deutsche Konsulat in Tunis die Rückreise der Verschleppten. Die fünf, die sich schon längere Zeit in der Hand der Sekte befunden hatten, brauchten ärztliche Betreuung.
Herr Glockner telefonierte auch mit seiner Dienststelle im Polizei-Präsidium. Das bedeutete das Ende der JAA-Sekte im Landhaus. Denn jetzt lagen die Beweise vor für ihr verbrecherisches Handeln.
Die TKKG-Freunde wären gern noch etwas länger in dem schönen Hotel am weißen Strand von Hammamet geblieben. Aber das ließ sich nicht machen. Und dass alle gemeinsam zurückflogen, war Ehrensache.
Als der Bus schon bereit stand, der sie nach Tunis zum Flughafen bringen sollte, lief die TKKG-Bande noch einmal an den Strand.
Es war ein herrlicher Vormittag. Die Sonne vergoldete das Meer. Und der Sand sah zum Reinbeißen aus.
Gaby deutete nach Süden. »Das letzte Haus in der Bucht ist jetzt leer. Die Sekte löst sich auf. Die Jünger aus Atlantis gibt es nicht mehr.«
Tarzan nickte. »Diese Sekte wird keinen Schaden mehr anrichten.Aber sie war nur eine von vielen. Und die andern sind nicht weniger gefährlich.«
Als sie durch den Palmengarten zurückliefen, rief Klößchen: »Es ist nicht zu fassen. Jetzt habe ich doch tatsächlich meine Schokolade im Hotelzimmer vergessen. Das ist mir noch nie passiert.«
»O je!«, meinte Gaby lachend. »Wir haben einen strapaziösenFlug vor uns, fürchte ich. Nicht wegen der Flugübelkeit. Nicht wegen schlecht Wetter. Nicht wegen eventueller Angst vorm Fliegen. Sondern weil Klößchen uns dauernd vorjammern wird, was für schrecklichen Hunger er hat.«
»Dazu wird es nicht kommen«, sagte Tarzan. »Ich habe seine Schokolade in meine Bordtasche gepackt. Denn schließlich ist er mein Freund.«
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