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Die Bibel

Die Bibel

Titel: Die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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entsteht aus vielen unterschiedlichen Leibern, Geistern, Seelen, Begabungen, Fertigkeiten, Kenntnissen, Charakteren und Persönlichkeiten
ein Leib
mit einem einheitlichen Willen. In diesem Leib kann Gott sogar die Fehler, Mängel und Schwächen jedes Einzelnen als Material gebrauchen, um es zu etwas Neuem umzubauen.
    Dieser eine Leib   – Gemeinde genannt – ist nötig, um die Welt zu verändern. Es genügt nicht, dass jeder Einzelne im stillen Kämmerlein sein Individualchristentum pflegt. Vielmehr müssen neue Formen geschaffen werden, die es den Einzelnen erst ermöglichen, das Christsein nicht nur in der Freizeit und in der Familie, sondern von Montag bis Sonntag in der Welt, auch im Beruf, zu praktizieren.
    Dann erst schafft dieser eine Leib nicht mehr Recht, sondern die Gerechtigkeit selbst. Er bekämpft nicht Terror und Krieg, sondernbringt den Frieden. Er lindert nicht die Not, sondern beseitigt sie.
    So zumindest war es von Gott gedacht. Das war der Plan. Den wollte Jesus realisieren. Damit wollte er nun endlich anfangen. Natürlich bekam er damit einen Haufen Ärger und Probleme.

Der Weg zum Kreuz
    Wenn man jemanden für besonders verlogen und heuchlerisch hält, dann fällt oft das Wort «Pharisäer». Sein schlechtes Image hat der Pharisäer Jesus zu verdanken, besonders dieser Geschichte:
Es gingen zwei Menschen in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer betete: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig.
    Jesus sagt über den Zöllner,
dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab
, im Gegensatz zum Pharisäer.
Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden
. Christen, die das nur halb verstanden haben, neigen seitdem zu dem Gebet: Lieber Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Pharisäer   …
    Zur Zeit Jesu waren die Pharisäer eine angesehene Gruppe und stolz auf sich. Es gab sie schon seit rund 130   Jahren. Sie gingen aus einer Widerstandsbewegung gegen den griechischen König Antiochus   IV. hervor, der im zweiten vorchristlichen Jahrhundert über Israel regierte. Dieser König raubte die jüdischen Tempelschätze, betrat das für ihn verbotene Heiligtum, konfiszierte die Torarollen,verbot den Juden die Ausübung ihrer Religion – keine Opfer und Feste, kein Sabbat, keine Beschneidung – und gab den Tempel frei für die Verehrung des Zeus.
    Damit provozierte er jüdische Aufstände. Unter der Führung von Judas dem Makkabäer endeten sie siegreich. Judäa kam für ein paar Jahre wieder unter jüdische Herrschaft, das Volk selbst aber vom Regen in die Traufe, denn die «Befreier» errichteten ein Herrschaftssystem, das genauso korrupt war und genauso entfernt von der wahren Tradition Israels wie die vorausgegangenen Fremdherrschaften. Nun bildeten sich Widerstandsgruppen gegen das eigene korrupte System, und diese Widerständler waren die Pharisäer. Daher stammte ihr Nimbus.
    Sie nutzten ihn, um zu einer der einflussreichsten Gruppen in Israel zu werden. Das gelang auch deshalb, weil ihre Führer und die bedeutendsten Mitglieder Schriftgelehrte und zugleich im Volk verwurzelt waren, die sich nicht, wie andere Gruppen, dem Volk verschlossen. Sie achteten die Tora, versuchten aber, die alten biblischen Gesetzesvorschriften für die Gegenwart verständlich und praktizierbar zu machen. Da sie das Volk zudem immer wieder gegen die Mächtigen in Schutz nahmen, standen sie gerade bei den einfachen Leuten in hohem Ansehen.
    Den Pharisäern ging es um die kultische Reinheit und die Reinheit der Lehre. Schon deshalb hielten sie Distanz zur römischen Besatzungsmacht und praktizierten den Grundsatz: Mit den Besetzern arbeitet man nicht zusammen. Andere jüdische Volksgruppen waren da «flexibler». Der König, seine Beamten, etliche Hohepriester und Steuereintreiber bis hinunter zum kleinen Zöllner paktierten um der eigenen Privilegien willen mit der römischen Fremdherrschaft und bereicherten sich an den dem Volk abgepressten Steuern.
    Daher kann man verstehen, warum die Pharisäer so stolz auf sich gewesen sind und mit großer Verachtung

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