Mein zukünftiger Ex
1 . Kapitel
Zehn Jahre zuvor
Es gibt durchaus Orte, an denen man damit rechnet, der hypereleganten Mutter seines Freundes zu begegnen. Beispielsweise auf einer Gartenparty im Buckinghampalast oder in Glyndebourne oder auf der Cocktailparty einer ausländischen Botschaft, wo sie die Nase über die gereichten Ferrero Rochers rümpft. Und dann gibt es Orte, an denen man
überhaupt nicht
mit ihr rechnen würde.
Zum Beispiel im Fisch-und-Chips-Imbiss
Cod Almighty
am zwielichtigeren Ende der Tooting High Street.
»Ach du Schande, da kommt Dougies Mutter.« Lola wischte sich instinktiv die Hände an ihrem grünen Nylonoverall ab, kämpfte den Drang nieder, einen Knicks zu machen – so überaus elegant war Dougies Mutter – und rief fröhlich: »Hallo, Mrs. Tennant, wie schön, Sie zu sehen!«
Typisch, dass sie zwei Minuten vor Ladenschluss kam. Jetzt hatten sie nur noch eine schlappe Zervelatwurst und zwei Fischfrikadellen im Angebot, die übersehen worden waren. Vielleicht ließ sich Alf überreden, noch schnell zwei Stück Schellfisch abzusäbeln und auf den Rost zu werfen und …
»Hallo, Lola. Ob wir uns wohl kurz unterhalten könnten?« Selbst für einen Besuch in einem Fisch-und-Chips-Laden hatte Dougies Mutter sich perfekt geschminkt und ihre Haare zu einem Knoten geschlungen, wie ihn die Prinzessin Michael von Kent zu tragen pflegte.
»Aber klar, natürlich. Ich bin hier gerade fertig.« Lola warf Alf einen Blick zu, der ihr daraufhin gut gelaunt ein ›Geh nur‹ bedeutete. »Wir schließen um halb drei. Möchten Sie noch etwas zum Mitnehmen?«
War das ein Schaudern? Mrs. Tennant schüttelte den Kopf und sagte leicht amüsiert: »Eher nicht.«
Lola holte ihre Umhängetasche aus dem Hinterzimmer und schlüpfte aus ihrem Nylonoverall –
aua
, sie bekam eine gewitscht – tauchte unter der Theke durch und nahm die große Portion Pommes, die Alf für sie eingetütet hatte, weil noch so viele übrig geblieben waren.
»Bye, Alf. Bis morgen.«
»Ich kann dich zu Hause absetzen«, bot Dougies Mutter an. »Der Wagen steht draußen.«
Auf dem Gehweg war es drückend heiß und ungeheuer schwül. Die kühle Luft im Jaguar duftete köstlich nach teurem Leder und Chanel Nr. 19 .
»Das ist so ein tolles Auto.« Lola seufzte und tätschelte das Polster, während Dougies Mutter mit unbewegter Miene den Wagen anließ.
»Danke. Mir gefällt es auch.«
»Wie kann es einem nicht gefallen?« Lola legte die heiße Tüte mit den Pommes in ihrem Schoß ab und versuchte, sie nicht mit ihren nackten Schenkeln in Berührung zu bringen. Ihr knurrte der Magen, aber heldenhaft widerstand sie der Versuchung, die Tüte zu öffnen. »Warum wollten Sie mit mir sprechen? Geht es um Dougies Geburtstag?«
»Nein, es geht um dich und Dougie. Ich möchte, dass du dich nicht mehr mit ihm triffst.«
Wumm. Einfach so.
Lola blinzelte. »Wie bitte?«
»Ich möchte, dass du die Beziehung zu meinem Sohn beendest.«
Das durfte doch nicht wahr sein. Lolas Schulter wurden vor Ungläubigkeit ganz steif. Sie sah zu, wie Dougies Mutter ungerührt den Wagen lenkte, so ruhig und gelassen, als ob sie über nichts anderes als das Wetter plauderten.
»
Warum
?«
»Er ist achtzehn Jahre alt.«
»Fast neunzehn.«
»Momentan ist er achtzehn und wird demnächst an die Universität gehen«, erwiderte Mrs. Tennant mit fester Stimme. »Er wird definitiv studieren.«
»Das weiß ich.« Verwirrt erklärte Lola: »Ich halte ihn bestimmt nicht davon ab. Wir werden uns sehen, wann immer es sich einrichten lässt, und besuchen uns abwechselnd. Ich werde jedes zweite Wochenende mit dem Bus nach Edinburgh fahren und Dougie fährt mit dem Auto her, wenn er an der Reihe ist, und dann …«
»Nein. Tut mir leid, aber das wird er nicht. Das ist nicht die Art von Beziehung, die Doug momentan braucht. Gestern Abend hat er mir eröffnet, dass er ernsthaft überlegt, ob er wirklich studieren will. Er möchte hier bleiben. Und du bist der Grund dafür, meine Kleine. Aber ich werde nicht zusehen, wie du sein Leben ruinierst.«
Die heißen Pommes verbrannten mittlerweile Lolas Beine. »Ganz ehrlich, ich will sein Leben nicht ruinieren. Ich will nur das Beste für Dougie, ebenso wie Sie. Wir lieben uns! Ich habe ihm schon gesagt, wenn wir uns zu doll vermissen, dann ziehe ich nach Edinburgh und wir wohnen dort zusammen!«
»O ja, das hat er erwähnt. Und bald darauf wirst du dich ausgeschlossen fühlen, weil er seine Freunde von der Universität hat, während
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