Die blonde Geisha
Veranda mit dem Baron kämpfte, aber ich wollte seine Aufmerksamkeit nicht ablenken. Also rannte ich durch die zerfetzte Papiertür hinaus auf die Veranda. Meine eigene Sicherheit war mir nicht so wichtig wie die des Gaijins, eher würde ich mich zwischen die beiden werfen als zulassen, dass der Baron ihn tötete.
Ich suchte nach etwas, das ich werfen konnte – einen Eisentopf, eine Öllampe – konnte aber nichts finden. Leicht taumelnd ging ich auf die beiden zu, als der Baron mich entdeckte. Grinsend hob er das Schwert.
“Verschwinde, Kathlene, du musst dich sofort in Sicherheit bringen!”
Nie werde ich vergessen, was dann geschah. Der Baron ließ sein Schwert mit einer einzigen Bewegung niedersausen. In letzter Sekunde machte Reed einen Satz nach hinten, das Schwert drang in den zersplitternden Holzboden, Reed warf sich mit geballter Faust nach vorne. Der Baron wich mit bemerkenswerter Eleganz und Anmut dem Schlag aus, Reed schwang das Schwert, zielte auf den Kopf des Barons und verfehlte ihn um Haarsbreite. Das Schwert blieb im Holzboden stecken.
Jetzt war der Baron eindeutig im Vorteil. Auf und nieder springend, den Körper in perfekter Haltung, schrie er: “Nun werden Sie sterben!”
Er flog durch die Luft, knallte gegen Reeds Brust und warf ihn zu Boden. Reed rollte ans Ende der Veranda, setzte sich schwer atmend auf, riss sein Schwert aus dem Boden und sprang auf die Füße.
“Ihr letztes Stündlein hat geschlagen, Baron.” Reed ließ sein Schwert nach unten sausen, verpasste knapp die Schulter des Barons, zerschnitt ihm das Hosenbein und riss ihm eine tiefe Wunde.
Der Baron schrie auf, starrte sein blutiges Bein an, zog das kürzere Schwert und richtete es auf Reed.
“Einem Barbar werde ich mich niemals ergeben!” rief er. “Wie die Kirschblüte werde ich in Ehre sterben, ohne je eine Niederlage kennen gelernt zu haben.”
“Sie werden sterben, Baron, aber nicht in Ehre”, brüllte Reed. “Schande wird Ihr Leichentuch sein.”
Benommen vom Reiswein und dem Blutverlust, blieb der Baron stocksteif stehen, taumelte auf Reed zu, doch dann stürzte er nach hinten. Die Holzplanken gaben unter seinem Gewicht nach, er stürzte von der Veranda auf den harten Boden unter dem Teehaus, direkt auf das Ufer des Flusses Kamo.
Schnell rannte ich zum Geländer und blickte nach unten. Der Abend war hell genug, dass ich den Baron sehen konnte, sein Schädel war eingeschlagen, das kürzere Schwert hatte sich durch seinen Bauch gebohrt. Mit der rechten Hand umklammerte er noch immer das lange Samurai-Schwert, dessen Spitze abgebrochen war.
Während ich den Kimono fester um mich zog, riss ich mich von dem schrecklichen Anblick los.
“Es ist vorbei, Kathlene”, sagte Reed.
Erst jetzt merkte ich, dass er neben mich getreten war und einen Arm um meine Schultern gelegt hatte. Fest umklammerte ich seine Hand, die warm und klebrig vor Blut war.
“Du blutest!” wisperte ich.
Er zwang sich zu einem Lächeln. “Das ist nichts. Nicht die Spur einer Verletzung. Wichtig ist nur, dass es dir gut geht.” Er strich mir über mein Gesicht und hinterließ eine dünne rote Blutspur auf meinem weißen Make-up. “Bleib hier. Ich habe noch etwas mit dem Baron zu klären.”
“Reed-san, du glaubst doch nicht, dass er noch lebt?”
“Nein, aber falls doch: Ich würde nicht mal ein Tier wie ihn einfach verbluten lassen.”
Reed ließ sich an dem langen Seil herab, dem Seil, das mehr als nur ein Kunde nach einer langen, sinnlichen Nacht mit einer Geisha benutzt hatte.
Ich dachte an Mariko, die bereit gewesen war, alles zu geben, um nicht nur mich sondern auch die Geheimnisse der Geisha-Welt zu beschützen. Warum hatte ich das nicht schon vorher begriffen? Mariko war der Inbegriff einer Geisha. Sie war eine Künstlerin, die zu ihrem eigenen Kunstwerk wurde, perfekt darin, sich den Regeln der Tradition zu unterwerfen, ohne, dass ihre eigenen Wünsche ihre Kunst gefährdeten.
“Das Feuer ist gelöscht”, hörte ich Mariko hinter mir sagen.
Ich drehte mich um und nahm sie fest in die Arme. “Bist du verletzt, Mariko-san?”
Sie schüttelte den Kopf.” Nein, aber ich zittere wie ein Ahornblatt im Wind. Ist Baron Tonda-sama …?” Ihre Stimme bebte.
“Ja, Mariko-san, er ist tot. Reed-san hat ihn am Bein verletzt, er stürzte über die Brüstung auf den Hafendamm unter dem Teehaus. Er fiel auf sein Schwert.”
“Ein passendes Ende für einen grausamen Mann.”
“Ich wünschte, ich hätte noch Gelegenheit
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