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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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hörte, eine seltsame Verwirrung empfunden; als er ihn aber wie einen Hampelmann herumzappeln sah, war er beruhigt zu der Schlußfolgerung gekommen, daß zum mindesten ein Punkt zugunsten des Gentleman der abendländischen Welt sprach: nämlich sein Verhalten, sobald er betrunken war.
    Die Offiziere hörten, vor ihren Mannschaften stehend, schweigend zu, während sie von den Wachen umstellt waren, die eine drohende Haltung annahmen, um den Wutausbruch ihres Chefs zu unterstreichen. Alle ballten sie die Fäuste und legten mühsam jeden Zug ihres Gesichts zurecht, wobei sie die scheinbare Empfindungslosigkeit des Obersten Nicholson kopierten, der Anweisungen gegeben hatte, daß jede feindliche Äußerung mit Ruhe und Würde hinzunehmen sei.
    Nach dieser Einleitung kam Saito auf den Kernpunkt der Sache zu sprechen. Sein Ton wurde ruhiger, fast feierlich, und einen Augenblick lang hofften sie, vernünftige Worte zu hören.
    »Hört mir alle zu! Ihr wißt, worin die Aufgabe besteht, an deren Ausführung Seine Majestät der Kaiser geruht hat, die britischen Gefangenen teilnehmen zu lassen. Es handelt sich darum, die Hauptstädte von Thailand und Burma über eine Strecke von 400 Meilen durch den Dschungel miteinander zu verbinden, um dem japanischen Nachschub die Durchfahrt zu ermöglichen und dem Heer, das diese beiden Länder von der europäischen Tyrannei befreit hat, den Weg nach Bengalen zu öffnen. Japan braucht diese Eisenbahn, um die Reihe seiner Siege fortzusetzen, Indien erobern und diesen Krieg schnell beenden zu können.
    Es ist daher wesentlich, daß diese Arbeit so schnell wie möglich vollendet wird, und zwar, wie Seine Majestät der Kaiser befohlen hat, in sechs Monaten. Das ist auch in eurem Interesse. Sobald der Krieg beendet sein wird, werdet ihr vielleicht unter dem Schutz unseres Heeres in eure Heimat zurückkehren können.«
    Oberst Saito fuhr in einem noch gemäßigteren Tone fort, so als hätte er sich endgültig von den Dunstwolken seiner Besoffenheit befreit.
    »Wißt ihr jetzt, was eure Aufgabe ist, die ihr in diesem Lager, das unter meinem Befehl steht, zu erfüllen habt? Ich habe euch antreten lassen, um sie euch beizubringen.
    Ihr werdet nur zwei kleine Abschnitte der Bahnlinie als Anschlußstrecke an die übrigen Abschnitte fertigzustellen haben, aber in erster Linie werdet ihr eine Brücke über den Kwai-Fluß errichten müssen, den ihr dort seht. Diese Brücke wird eure Haupttätigkeit darstellen, und das ist eine Auszeichnung für euch, denn sie stellt die wichtigste Arbeitsleistung der ganzen Strecke dar. Die Arbeit ist angenehm. Sie verlangt geschickte Männer und keine Pfuscher. Darüber hinaus wird euch die Ehre zuteil, zu den Pionieren des gemeinsamen südasiatischen Aufbaus zu zählen…«
    Auch dieses ermutigende Wort hätte von einem Europäer stammen können, sagte sich Clipton gegen seinen Willen .
    Saito beugte sich mit seinem ganzen Oberkörper nach vorn und blieb reglos stehen, wobei er die rechte Hand auf seinen Säbelgriff stützte und die ersten Reihen scharf ansah.
    »Die Arbeit wird selbstverständlich in technischer Beziehung von einem fähigen Ingenieur, einem japanischen Ingenieur, geleitet. Was die Disziplin angeht, so habt ihr es mit mir und meinen Untergebenen zu tun. Das Stammpersonal ist also vorhanden. Aus all diesen Gründen, die ich euch gern auseinandersetzen wollte, habe ich den britischen Offizieren den Befehl gegeben, brüderlich Seite an Seite mit ihren Soldaten zu arbeiten. Unter den gegenwärtigen Umständen kann ich keine unnützen Esser dulden. Ich hoffe, daß ich diesen Befehl nicht wiederholen muß. Wenn dem so wäre…«
    Saito fiel ohne Übergang in seine anfängliche Wut zurück und fing wieder an, wie ein Wahnsinniger umherzufuchteln.
    »Wenn dem so wäre, dann würde ich Gewalt anwenden.
    Ich hasse die Briten. Ich werde euch, falls es notwendig ist, alle füsilieren lassen, ehe ich Faulenzer füttere. Krankheit wird keinen Ausnahmefall schaffen. Ein Kranker kann immer noch eine Arbeit verrichten. Ich werde die Brücke auf den Gebeinen der Kriegsgefangenen erbauen, wenn es notwendig ist. Ich hasse die Briten. Die Arbeit wird morgen früh beim Morgengrauen beginnen. Angetreten wird hier, sobald gepfiffen wird. Die Offiziere treten gesondert an.
    Sie bilden eine Mannschaft, die die gleiche Aufgabe ausführen muß wie die übrigen. Arbeitsgerät wird euch ausgehändigt werden, und der japanische Ingenieur wird euch Anweisungen geben. Mein letztes

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