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Die Catilina Verschwörung

Die Catilina Verschwörung

Titel: Die Catilina Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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auf den Rostra zu, wie seine Truppen ins Forum einzogen. Zuerst kamen die Trompeter. Ihnen folgten die Standartenträger. Sie trugen wie alle Soldaten des Zuges nur ihre Militärstiefel und ihren Gürtel. Ein uraltes Gesetz verbot das Tragen von Waffen innerhalb der Stadtmauern. Nach den Standartenträgern kamen ein Wagen, der eine gigantische Jupiter-Statue trug, und weiße Opferstiere. Es folgten von Soldaten gezogene Wagen mit riesigen Schlachtengemälden. Dahinter marschierten weitere Soldaten, alle in neuen, schneeweißen Tuniken, vergoldete Kränze auf den Häuptern, Siegespalmen in den Händen, mit Blumenkränzen behängt, von hübschen Sklavinnen in einen Blütenregen getaucht und von Trommlern und Flötenspielern begleitet, die einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalteten.
    Dann kamen die Wagen mit den erbeuteten Waffen des besiegten Feindes. Sie waren kunstvoll arrangiert, um an die improvisierten Siegeszeichen zu erinnern, die auf den Schlachtfeldern vergangener Tage aufgestellt wurden. Jeder der Wagen trug einen Baum, der von erbeuteten Schwertern und Speerspitzen, polierten Rüstungen und farbenprächtig bemalten Schilden glitzerte. Federgeschmückte Helme waren auf Bündel aus Pfeilen gesteckt. Um die Trophäenbäume saßen Gefangene. Wenn man die Zeitspanne in Betracht zog, die zwischen den Siegen und dem Triumphzug verstrichen war, konnte es sich genauso gut um angeheuerte Ersatzmänner handeln. Nach den Wagen kamen weitere Gefangene, Opfertiere, ein ganzer Spielmannszug und dann das, worauf alle gewartet hatten: die Kriegsbeute.
    Das Aufstöhnen und die Jubelrufe, die die Schätze von Tigranocerta hervorriefen, übertönten sogar das Gelärm der Musikanten. Es gab Teller aus massivem Gold, juwelenbesetzte Krüge, Silberketten, Elfenbeinschnitzereien, mit Bernstein verzierte Truhen, kostbare Vasen, Kronen, Szepter, sagenumwobene Kunstschätze, die die orientalischen Monarchen aus den griechischen Kolonien geraubt hatten. Es wurden sogar weiße Holzschilder getragen, auf denen die Summen der Lösegeldzahlungen und der Erlös aus dem Verkauf von Gefangenen auf dem Sklavenmarkt verkündet wurden. Es gab Ballen hell gefärbter Seide, eines Stoffes, der weit wertvoller war als sein in Gold aufgewogenes Gewicht. Es gab backsteingroße Barren aus reinem Gold und Silber, genug, um damit einen mittelgroßen Tempel zu errichten. All das wurde mit Aufschreien begrüßt.
    Schließlich kam, am Ende des Zuges, der Mann der Stunde, Lucius Licinius Lucullus Ponticus höchstpersönlich. Die Soldaten waren bereits wieder aus der Stadt marschiert und hatten die Tore hinter sich geschlossen, weil ein anderes Gesetz unserer Väter verfügt, dass ein General nicht zur selben Zeit in der Stadt weilen darf wie seine Truppen. Lucullus sah wie eine etruskische Statue aus, in eine Triumphatoren-Robe aus tyrrhenischem Purpur gewandet. Das Gesicht unter dem vergoldeten Lorbeerkranz war rot angemalt, genau wie die Hände, in denen er ein Szepter und einen Olivenzweig hielt. Er stand in einem von vier weißen Pferden gezogenen, vergoldeten Wagen; hinter ihm stand ein Sklave, der ihm von Zeit zu Zeit ins Ohr flüsterte: »Denk daran, dass du sterblich bist.«
    Zu guter Letzt kam ein einzelner Mann, der vornehmste Gefangene. Da Lucullus nicht Mithridates selbst überwältigt und Tigranes einen Handel mit Pompeius abgeschlossen hatte, fiel diese Ehre einem der Generäle von Tigranocerta zu. Der Wagen umrundete die Rostra und begann seine Auffahrt zum Kapitol. Danach würde der letzte Gefangene in den Kerker unter dem Kapitol geführt und dort erdrosselt. Ich empfand ein gewisses Mitleid mit dem Mann. Ich selbst bin einmal in dieses Gefängnis gesteckt worden, und es war ein recht ungemütlicher Aufenthaltsort, vom Sterben ganz zu schweigen.
    Nur eins trübte die allgemeine Festtagsstimmung, und das war der Zustand des Tempels des Jupiter Capitolinus wegen der Bedeutung dieses Omens befragt. Sie hatten nachgedacht und verkündet, dass die alte Jupiter-Statue durch eine neue, größere zu ersetzen sei, die nach Osten, zum Forum hin, blicken sollte. Wenn sie erst einmal aufgestellt sei, werde sie dem Senat und dem Volk helfen, Verschwörungen gegen den Staat aufzudecken. Am Tag von Lucullus’ Triumphzug stand das Standbild noch immer vor dem Tempel. Man hatte ein großes Loch in die Wand geschlagen, und die Statue wurde vorsichtig hindurch geschoben.
    Der Grund meiner privilegierten Position auf der Spitze der Rostra war mein Amt. Ich

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