Die Chaosschwestern sind die Größten!
sagen, schleudert sie in der Küche ihren Rucksack in die Ecke und lässt sich auf einen Stuhl fallen. Und dort starrt sie, genau wie Livi vorhin, die Obstschale an.
Uuuh, ich glaube, ich gehe da mal nicht zu nah ran. Vielleicht ist das Miesmuscheligsein ansteckend? Oder stimmt vielleicht mit dem Obst was nicht?
Ich bohre meinen Finger mal in einen Pfirsich. Nö, alles in Ordnung. Der ist ganz weich innen und aus dem großen Loch fließt der Saft sofort raus. Mhm, lecker!
Ich gucke mich um. Komisch, keiner schreit: »Finger weg, Kenny!« Nicht mal Livi achtet auf mich. Und auf Malea achtet sie auch nicht. Mit dem Rücken zu uns kniet sie auf dem Boden und kramt in den Dosenschränken.
»Malea, packst du mal die Einkäufe auf den Tisch?«, ruft sie, ohne aufzugucken. »Ich muss sehen, was überhaupt da ist.«
Muschel-Malea guckt voll gequält. Da kriege ich doch ein bisschen Mitleid. Tut ihr vielleicht was weh?
»Ey, is’ was, Malea?«, frage ich sehr mitfühlend.
Puh, die doofe Kuh! Jetzt guckt sie mich zum Dank voll böse an. Als hätte ich ihr was getan!
Sinan guckt auch schon ein bisschen unsicher. Der ist ja keine Schwestern gewohnt.
Jetzt erhebt sich Livi wieder und dreht sich um. »Wo sind die Sachen aus dem Supermarkt?«
Malea glotzt Livi echt lange an. So als ob sie nicht ganz kapiert, was Livi gesagt hat. Vielleicht sollte Sinan es noch mal auf Türkisch wiederholen? Hihihi!
»Ich kann auch zu Hause essen«, sagt Sinan plötzlich.
WAS ?
» NEIN !«, rufe ich sofort.
Ich gucke meine komischen Schwestern böse an, aber dann drehe ich mich schnell zu Sinan um und lächele. »Nein, du isst hier! Pass auf, das Essen wird total gut!«
Nun lächelt Livi endlich mal. Wird auch Zeit. »Hey, Sinan, keine Sorge! Wir kochen lecker Spaghetti, ja? Ihr beiden könnt mir helfen.«
Da sieht Sinan zum Glück etwas beruhigter aus und lächelt auch wieder. Nur zu Malea schielt er noch mal vorsichtig rüber. (Mann, wieso glotzt die denn so schwarzmuschelig? Die hat doch sonst immer gute Laune, wenn sie vom Spionieren wiederkommt.)
»Wo ist denn Aurora?«, frage ich.
Boh – da stöhnt Malea, als hätte ich ihr in den Bauch geboxt.
Jetzt werde ich aber langsam misstrauisch. »Is’ was mit Aurora?«
Malea antwortet nicht. Sie stöhnt noch mal und geht dann einfach aus der Küche.
»Wieso?«, fragt Livi mich. »Ist Aurora nicht mit Malea und Hase zurückgekommen?« Sie stellt Hase eine Schale Wasser hin und er fängt gierig an zu schlabbern. Puh, der hat vielleicht Durst!
Ich schüttele den Kopf. »Nö, Malea ist mit Hase allein gekommen.«
»Vielleicht ist sie schon drüben bei Walter«, meint Livi. »Ihr könnt ja nach dem Essen nachsehen.« Sie deutet zu Maleas Rucksack in der Ecke. »Holt mir doch endlich mal Maleas Einkäufe raus, ja?«
Sinan und ich packen aus, was in Maleas Rucksack drin ist, und legen es auf den Küchentisch. Drei Fischdosen, zwei Käsepackungen, eine Salami, zwei Stück Butter, blöd altmodisch aussehende Frauenstrümpfe und ein Glas Honig.
Ich gucke den Haufen erstaunt an. Na ja, Mama kauft ja immer komisches Zeugs ein, aber was will sie denn aus den Strümpfen kochen?
Livi guckt genauso verblüfft.
»Hihihi!«, mache ich mal.
Livi schüttelt nur den Kopf. »Also echt, das ist ja wieder typisch Iris!«
Genau da kommt Mama in die Küche geweht. Sie trägt einen bunten Wollumhang (mit dem ich manchmal Indianerzelt spiele), weil ihr beim Schreiben immer kalt wird. Der flattert richtig um sie rum, so schnell rauscht sie rein.
»Habt ihr schon mit dem Kochen angefangen?« Sie lächelt einmal in die Runde. »Ich mach das schon, lass mal, Livi! Das entspannt mich.«
Uns aber nicht!, denke ich.
Ich versuche, das natürlich ganz leise zu denken, damit Mama das nicht hört. Ich will ja nicht, dass Mama traurig wird. Aber gerade jetzt, wo Sinan hier ist, macht mir das doch ein bisschen Sorge, wenn Mama kocht. Bei Sinan zu Hause sind die türkischen Sachen immer so lecker!
»Hab ich eben Malea die Treppe hochgehen hören?«, fragt Mama, schiebt sich den Umhang von der Schulter und sieht plötzlich wieder unheimlich aktiv aus.
Wenn sie frisch von ihrem Laptop kommt, ist es immer so, als käme sie gerade aus einem Traumland. Irgendwie von ganz weit weg.
Aber jetzt ist sie nicht weit weg. Jetzt ist sie ganz nah bei uns und kann anscheinend kaum abwarten, sich auf ihre Töpfe zu schmeißen.
»Wo sind denn die Einkaufssachen?«, fragt Mama und glotzt verwirrt den Haufen auf dem
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