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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Klebeband an Hand- und Fußgelenken. Sie wurde nackt aufgefunden. Sie trug nur einige Schmuckstücke.«
    »Welche?«
    »Eine Halskette. Einen Ring. Ohrstecker. Die Schmuckschatulle in ihrem Schlafzimmer war unberührt. Raub war nicht das Motiv.«
    Moores Blick fiel auf den Bluterguss, der sich als horizontaler Streifen über den Hüftbereich des Opfers zog. »Sie war auch am Rumpf gefesselt.«
    »Klebeband über Hüften und Oberschenkel. Und über den Mund.«
    Moore atmete tief aus. »Mein Gott.« Er starrte Elena Ortiz an, und plötzlich blitzte das verstörende Bild einer anderen jungen Frau vor seinem inneren Auge auf. Eine andere Leiche – eine Blondine mit fleischig-roten Schnittwunden an Hals und Unterleib.
    »Diana Sterling«, murmelte er.
    »Ich habe Sterlings Autopsiebericht schon raussuchen lassen«, sagte Tierney. »Falls Sie noch mal einen Blick darauf werfen wollen.«
    Aber das war nicht nötig. Der Fall Sterling, bei dem Moore die Ermittlungen geleitet hatte, war ihm noch immer sehr präsent.
    Vor einem Jahr war Diana Sterling, eine Angestellte des Reisebüros Kendall and Lord, nackt und mit Klebeband an ihr Bett gefesselt aufgefunden worden. Man hatte ihr die Kehle und den Unterleib aufgeschlitzt. Der Mord war nie aufgeklärt worden.
    Dr. Tierney richtete die Untersuchungsleuchte auf Elena Ortiz’ Abdomen. Das Blut hatte man zuvor bereits abgespült, und die Wundränder waren blassrosa.
    »Irgendwelche verwertbaren Spuren?«
    »Wir haben ein paar Fasern sichergestellt. Und am Rand der Schnittwunde klebte ein Haar.«
    Moore sah auf, plötzlich interessiert. »Vom Opfer?«
    »Viel kürzer. Und hellbraun.«
    Elena Ortiz hatte schwarzes Haar.
    Rizzoli sagte: »Wir haben bereits Haarproben von allen Personen angefordert, die mit der Leiche in Berührung gekommen sind.«
    Tierney lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Wunde.
    »Was wir hier sehen, ist ein Transversalschnitt. Die Chirurgen sprechen von einer Maylard-Inzision. Die Bauchdecke wurde Schicht für Schicht durchschnitten. Zuerst die Haut, dann die Oberflächenfaszie, dann der Muskel und schließlich das Bauchfell.«
    »Wie bei Sterling«, sagte Moore.
    »Ja. Wie bei Sterling. Aber es gibt Unterschiede.«
    »Welche Unterschiede?«
    »Bei Diana Sterling wies der Einschnitt einige Zacken auf, die auf ein Zögern oder Unsicherheit hindeuteten. Davon ist hier nichts zu erkennen. Sehen Sie, wie sauber die Haut hier durchschnitten worden ist? Es gibt keinerlei Zacken. Er wusste genau, was er zu tun hatte.« Tierney sah Moore direkt in die Augen. »Unser unbekannter Täter hat dazugelernt. Er hat seine Technik verbessert.«
    »Falls es sich um denselben unbekannten Täter handelt«, bemerkte Rizzoli.
    »Es gibt noch weitere Übereinstimmungen. Sehen Sie die rechtwinklige Form des Wundrands an diesem Ende? Das ist ein Hinweis darauf, dass er von rechts nach links geschnitten hat. Wie bei Sterling. Die Klinge, mit der ihr diese Wunde beigebracht wurde, ist einschneidig und glatt. Wie die bei Sterling verwendete.«
    »Ein Skalpell?«
    »Die Details passen auf ein Skalpell. Der saubere Schnitt verrät mir, dass die Klinge sich in der Wunde nicht gedreht hat. Das Opfer war entweder bewusstlos oder so fest angebunden, dass es sich nicht rühren oder Widerstand leisten konnte. Es war ihr nicht möglich, die Klinge von ihrer geraden Schnittlinie abzubringen.«
    Barry Frost sah aus, als wolle er sich jeden Moment übergeben. »O Mann, sagen Sie mir bitte, dass sie schon tot war, als er das getan hat.«
    »Ich fürchte, dass dies keine postmortale Verletzung ist.«
    Nur Tierneys grüne Augen waren über seiner OP-Maske zu sehen, und sie blickten zornig.
    »Gab es prämortale Blutungen?«, fragte Moore.
    »In der Beckenhöhle hatte sich Blut angesammelt. Das bedeutet, dass ihr Herz noch gearbeitet hat. Sie war noch am Leben, als diese … Operation durchgeführt wurde.«
    Moore betrachtete die Handgelenke mit den ringförmigen Blutergüssen. Ähnliche Male fanden sich um beide Fußgelenke herum, und ein Streifen von Petechien – punktförmigen Hautblutungen – zog sich über ihre Hüften. Elena Ortiz hatte sich gegen ihre Fesseln gesträubt.
    »Es gibt noch weitere Anzeichen dafür, dass sie am Leben war, während ihr der Schnitt beigebracht wurde«, sagte Tierney. »Legen Sie Ihre Hand in die Wunde, Thomas. Ich glaube, Sie wissen schon, was Sie da finden werden.«
    Widerstrebend steckte Moore seine behandschuhte Hand in die Wunde. Das Fleisch fühlte sich kalt an;

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