Die Chronik der Verborgenen - Geliebte Blutrose (German Edition)
dabei Maurice oder Florence umzubringen. Ich spüre die Verzweiflung wie eine dunkle Welle über mir zusammenschlagen, mein Plan ist gescheitert. Für eine überzeugende Läuterung habe ich keine Zeit, und Flucht ist unmöglich, da kommt mir eine völlig verrückte Idee, aber wie heißt es so schön, verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen. Ich werde ihm jetzt einfach die verdammte Wahrheit erzählen, er ist neben dem kalten Jäger, der mir im Moment gegenübersitzt schließlich auch noch der mitfühlende Pfadfinder, ich bete, dass er mir glauben wird, ich wage mir die Alternative nicht vorzustellen. „Eric, ich werde dir jetzt auch die Wahrheit erzählen, auch wenn du mir vermutlich nicht glauben wirst, ich schwöre dir es ist die reine Wahrheit. Ich sage nicht, dass es keine schwarzen Schafe unter uns gibt, aber die meisten sind keine Monster. Wir haben Regeln, und wer die bricht, wird dafür bestraft. Ich jage auf dem Strich, weil ich dort mit meinem jugendlichen Aussehen den Abschaum anziehe, und bei denen ist es nicht schade, wenn ich ihnen etwas Blut stehle“. Das mit dem Geld lasse ich lieber weg, das tut hier nichts zur Sache, und ich schätze er würde es nicht gutheißen. „Aber wieso überhaupt Menschen, wenn ihr doch so nett seid wie du sagst? Warum keine Blutbeutel?“ „Weil die meisten jungen Vampire weder genug Geld noch die Möglichkeit haben, an welche zu kommen. Aber ich schwöre dir, ich habe weder in meinem Leben als Mensch noch als Vampirin jemals getötet, und Maurice und Florence, solange ich sie kenne auch nicht. Es ist nicht nötig mich oder die meisten anderen zu bekehren, wir sind schon menschenfreundlich.“ Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als sein Blick noch kälter wird, „du lügst, ich habe gesehen, wie Vampire Menschen angefallen und schwer verletzt haben, manche haben es nicht überlebt. Und selbst wenn ich dir glauben wollte, warum kommst du erst jetzt mit der Geschichte?“ „Weil ich so blöd bin, dass mir erst heute aufgefallen ist in welchem furchtbaren Schlammassel wir stecken. Ich sagte doch es gibt Regeln, und wer sie bricht wird bestraft. Eric die Wichtigste davon ist, kein Mensch, der uns nicht dient, darf von uns wissen. Wenn jemand dagegen verstößt, greifen die Alten ein. Aber du weißt von uns und deine Kameraden auch, das sollte eigentlich nicht möglich sein. Irgendetwas ganz Mieses läuft da, und es wird den Vampiren und den Menschen auf den Kopf fallen. Ich muss jemand warnen, damit man sich um die Übeltäter kümmert.“ „Dann willst du bestimmt auch die Adresse von mir und den anderen Jägern, damit ihr sie noch leichter abschlachten könnt?“, sagt er zynisch. „Du verstehst nicht, vor allem würde der Vampir, der es verschuldet hat bestraft werden, Menschen nur im äußersten Notfall, falls alle andern Mittel versagen. Aber wenn jemand sich über die Regeln hinwegsetzen kann, ohne bestraft zu werden, wird das ganze System kippen, darunter werden alle leiden.“ „Du erwartest nicht ernsthaft, dass ich dir die Geschichte abkaufe?“ „Ich weiß, es muss für dich verrückt klingen, aber überleg doch mal, bevor dein Bruder verwandelt wurde, hättest du doch auch nicht gedacht, dass du uns ändern kannst. Und habe ich, seit ich hier bin, irgendein Anzeichen von Blutgier gezeigt? Oder hast du im Park jemals tote Penner gesehen, die an einem Vampirbiss gestorben wären? Oder sonst Anzeichen für einen bösartigen Vampir?“ Für einen Moment steigt Hoffnung in mir auf, als ich in seinen Augen Zweifel aufblitzen sehe, aber der Moment vergeht und er schüttelt den Kopf, „Tut mir leid, aber ohne Beweise ist die Geschichte zu verrückt. Ich verspreche dir, ich werde dir nichts tun, aber ich kann dich jetzt noch nicht gehen lassen. Ohne ein weiteres Wort steht er auf und verlässt meinen Kerker, und lässt mich mit meiner Verzweiflung alleine.
Eric
Mein Verstand rät mir eindeutig dieser verrückten Geschichte nicht zu glauben, aber der Zweifel, den sie gesät hat nagt wie ein hungriges Tier an meinem Inneren. Keine der Fakten, die sie angeführt hat ist falsch, aber die bittere Wahrheit ist, ich kann meinem Instinkt nicht trauen, wenn es um sie geht. Ich will zu sehr, dass sie gut ist, aber wenn mich die Vergangenheit eines gelehrt hat, dann, dass nichts unmöglich ist. Im Moment ist der Jäger, den ich nach Jacobs Verlust so lange weggesperrt hatte wieder da, und ich begrüße das, ich klammere mich an
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