Die Dawson Brüder - Gefährliches Spiel
der Treppe hinuntergerannt war, bemerkte sie, dass ihr niemand folgte. Sie wurde langsamer und schlich die letzten Stufen hinunter. Dann drückte sie sich an die Wand und spähte um die Ecke. Sarah ließ ihren Blick über die schwach beleuchtete Lobby gleiten, doch die Gestalt stand nicht mehr am Fuße der Treppe.
Das Unwetter war jetzt in vollem Gange und es regnete in Strömen. Durch die verglaste Fensterfront konnte sie sehen, wie sich etliche Blitze auf dem Meer entluden und starke Windböen über die Insel peitschten. Das alles hätte Sarah normalerweise Angst gemacht, denn sie verabscheute Unwetter, doch jetzt erschien es ihr draußen sicherer. Sie sah sich noch einmal nach allen Seiten um und vergewisserte sich, auch wirklich allein zu sein, dann hastete sie die Hotelhalle entlang – Richtung Ausgang. Dabei schlotterten ihre Knie so stark, als bestünden sie aus Wackelpudding. Sie bahnte sich einen Weg durch den Essbereich und warf einen Blick über die Schulter. Von der unheimlichen Gestalt war weit und breit nichts zu sehen. Gut! Als sie wieder nach vorn sah, rammte ihr linkes Bein eine Tischkante. Sarah musste ein Schreien unterdrücken und kippte zur Seite. Dann biss sie sich auf die Unterlippe, um nicht zu weinen, rappelte sich auf und humpelte weiter. Wenn die Person noch im Hotel war, hatte sie nun mit Sicherheit deren Aufmerksamkeit erregt. Ein Grund mehr, das Gebäude zu verlassen.
Als Sarah ins Freie trat, blieb sie einen Moment unschlüssig auf dem Terrassengelände stehen. Der Sturm peitschte die Meereswellen von einer Seite zur anderen und der Regenschauer prasselte beinahe schmerzhaft auf sie nieder. Da stand sie nun, völlig durchnässt und kein Ausweg in Sicht. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass in den nächsten Stunden ein Boot anlegen würde. Deshalb war nun die Frage, wohin sie flüchten sollte? Sie kniff die Augen zusammen und sah zu dem unheimlichen Schloss. Verbot hin oder her, aber die Dawsons waren jetzt die einzigen, die ihr helfen konnten. Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, als die vermummte Gestalt auf der Terrasse erschien. Sarah wunderte sich nicht einmal, woher sie so plötzlich herkam, sondern drehte sich um und rannte davon. Unglücklicherweise war das Terrassengelände so rutschig, dass sie auf dem nassen Holz ausrutschte. Sie wollte sich noch abstützen, fiel aber so unglücklich, dass ihr Kopf mit voller Wucht auf dem Boden aufschlug.
Sarah öffnete die Augen und das Erste, was ihr auffiel, war, dass es aufgehört hatte zu regnen. Nein, Moment. Das war die Hoteldecke, zu der sie aufsah. Sie blinzelte, weil ihre Augen von einem grellen Licht geblendet wurden, dann erinnerte sie sich an das Geschehene und schreckte hoch.
»Ganz ruhig«, erklang eine Männerstimme dicht neben ihrem Ohr. Eine Hand legte sich auf ihre Stirn und drückte sie wieder zu Boden. Eine Hand? Sie erinnerte sich an die unheimliche Gestalt und das Schlachtermesser. Sarah sprang auf und ignorierte das in sich ausbreitende Schwindelgefühl. Auf allen vieren kroch sie davon.
»Ich glaube nicht, dass Sie schon wieder laufen können«, hörte sie jemanden sagen. Er klang belustigt. Sarah drehte sich zu der Stimme um, nicht jedoch, ohne sich ein weiteres Stück von ihr zu entfernen. Mit schreckgeweiteten Augen sah sie zu einem jungen Mann, der nicht weit von ihr entfernt hockte. Er trug immer noch den Regenmantel, doch war die Kapuze nun zurückgeschlagen. Er war groß, sogar in hockender Position und hatte mit Abstand das schönste Gesicht, das ihr jemals untergekommen war. Ihr Gegenüber hatte feine Gesichtszüge, die dennoch männlich wirkten und braunes dichtes Haar. Es war mittellang und stand unordentlich nach allen Richtungen ab. Sie schätzte ihn auf fünfundzwanzig Jahre
»Sie sollten sich wirklich wieder hinlegen. Sie sind ziemlich heftig mit dem Kopf aufgeschlagen. Nicht, dass sie eine Gehirnerschütterung davontragen«, sagte er und erhob sich. Als er näherkam, wich Sarah zurück, sodass sie mit dem Rücken gegen eine Säule stieß. Gleichzeitig hielt sie sich die pochende Stirn. Als er sie zurückweichen sah, blieb er stehen.
»Hören Sie, es tut mir wirklich leid, dass ich Sie erschreckt habe. Mein Name ist Jake und ich arbeite auf dieser Insel. Als es zu regnen anfing, bin ich zum Hotel zurückgekehrt und habe das Licht gesehen. Als Sie dann auf der Treppe vor mir weggelaufen sind, wollte ich mir einen kleinen Spaß mit Ihnen erlauben. Aber das ist ja ziemlich nach hinten
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