Die Delegation
What’s your opinion, Colonel, are there any UFOs?«
»Well, why don’t believe the Colorado-Report …?«
Die Cutterin dreht den zweiten Tonkopf auf. Die Originalstimme des Offiziers wird nun von einem deutschen Sprecher überlagert.
»Warum halten Sie sich nicht an den Colorado-Report, den Bericht der Universität Boulder, Colorado? Die sammeln seit fünfzehn Jahren Material und kommen nun plötzlich zu dem Schluß: Es gibt keine UFOs, alles Einbildung! Spiegelungen, Kugelblitze, runde Wolken, Wetterballons und so weiter. Machen Sie sich’s leicht: Glauben Sie diesen Leuten, und Sie sparen sich eine Menge Ärger!«
»Damit rennen Sie bei mir offene Türen ein, Oberst! Ich glaube nicht an die UFOs!«
Roczinski scheint zufrieden. Er hat die Ironie des Colonels nicht bemerkt, der nun fortfährt:
»Das ist sehr gescheit! Es gibt keine unbekannten Flugobjekte. Es gibt überhaupt nichts Unbekanntes und Unerklärliches. Unsere Piloten und unsere Radarspezialisten, die diese Dinger laufend orten, verfolgen und registrieren, sind offensichtlich alle nur Idioten und Psychopathen und blind dazu – wenn es nach der Universität von Colorado geht. Es gibt schon deshalb keine UFOs, damit unser Weltbild bleibt, wie es ist, und sich keiner zu beunruhigen braucht …«
Der Wagen biegt nach links ab, fährt über die hochgelegene 10 th St. Mall Street hinunter zum Washington Channel, zum Potomac River.
»Sie sind also beunruhigt, Oberst? Das Pentagon weiß also mehr! Was weiß das Pentagon wirklich über die UFOs?«
»Nothing! – Nothing in comparison to the facts, we need to know … – Nichts im Vergleich zu den Tatsachen, die wir wissen müßten! Wir wissen, daß Objekte existieren und daß diese meist in Formation fliegen, in jeder Höhe stehenbleiben können und innerhalb von Sekunden Geschwindigkeiten bis zu fünfundvierzigtausend Stundenkilometern erreichen. Wir wissen, daß sie etwa einhundert Fuß, das sind dreiunddreißig Meter, Durchmesser haben und daß sie ihre Farbe mit steigender Geschwindigkeit verändern, von Rot über Orange bis Weiß. Wir wissen also eine ganze Menge, hauptsächlich, daß sie uns in jeder Hinsicht überlegen sind – aber ansonsten haben wir keine Ahnung!« Roczinski blickt zur Kamera, dann setzt er sein Verhör fort: »Und was ist nun Ihre persönliche Meinung, Oberst? Was wollen diese UFOs und wo kommen sie her?«
»Get yourself a copy of the Keyhoe-Report … Besorgen Sie sich den Keyhoe-Bericht, der steht in jeder größeren Bibliothek.
Als vor einigen Jahren das Gerücht umging, die Dinger kämen von den Russen, da hielt es der ATIC, das ist unser technischer Geheimdienst, für das beste, die Karten offen auf den Tisch zu legen, also: die Protokolle der Piloten und Radarstationen, die Fotos, die Filme und dazu die Untersuchungsergebnisse des ATIC. Und Major Keyhoe hat das Ganze verarbeitet und publiziert, und in der offiziellen Stellungnahme des Pentagon heißt es wörtlich … hier …« Der Oberst entfaltet ein Schriftstück, eine Fotokopie: Dienstsiegel, Wappen, DEPARTMENT OF DEFENSE – die Kamera schwenkt auf den Schlußsatz:
»The only explanation left is the interplanetary answer. – Unterschrift – Air Force Press Desk.«
»Als einzige Erklärung bleibt die interplanetarische Herkunft dieser Objekte.« Szenenwechsel: Roczinski steht vor dem weißen Kuppelbau des Capitols.
»Eine klare und sachliche Teststellung. Leider ist dieses Schreiben bereits fünfzehn Jahre alt.
Inzwischen sind wir auf dem Mond gelandet, und unsere interplanetarischen, unbemannten Sonden haben Mars und Venus untersucht, mit dem Ergebnis, daß höher entwickeltes Leben dort scheinbar nicht möglich ist. Andererseits: die technisch größte Militärmacht der Erde ist offensichtlich nicht in der Lage, das UFO-Phänomen befriedigend aufzuklären.
Eine Schlappe für das amerikanische Selbstbewußtsein. Und so senkt sich der Vorhang der Geheimhaltung wieder über die ›unbekannten Flugobjekte‹.
Das gab den Spekulationen neuen Auftrieb, die Phantasie wurde angeheizt, die religiösen Visionen der Vergangenheit haben die dem Zeitalter der Raumfahrt entsprechende Version gefunden.«
12
In einem fahrenden Taxi. Stark belebte Straßen im Farbigenviertel von Washington. Musik aus dem Autoradio. Negergruppen an den Bushaltestellen. Kinder laufen neben dem Auto her. Gedränge an einer Kreuzung.
Szenenwechsel:
Roczinski steht nun auf der Straße neben dem Taxi. Auf der Motorhaube
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