Die denkenden Wälder
Tentakeln, Klauen und Zähnen, die sich nach vorne wälzten, als würden sie aus einer Tube gedrückt.
Jetzt fielen die Schüsse unregelmäßiger, waren weniger tödlich. Männer und Frauen mit langen Eisenholzlanzen schoben sich jetzt nach vorne, um auf die pelzbedeckten Körper einzustechen. Andere standen mit Äxten und Keulen bereit, um die vordringenden Speerträger vor den Akadi zu schützen.
Das Blut der Akadi war von einem dunklen schmutzigen Grün, wie dicke Erbsensuppe mit braunen Streifen darin. Die Speere erwiesen sich als wirksamer, als sie angenommen hatten. Jedesmal, wenn einer von ihnen zustieß, starb ein Akadi, griff sich mit Tentakeln und Klauen an den Leib, bis die Lanze wieder herausgezogen wurde. Logan mußte die Anstrengungen der Leute würdigen, ob sie nun primitiv waren oder nicht. Während die Jäger hoch oben in den Ästen ihre Bläser dazu benutzten, um möglichst viele Angreifer zu fällen, rannte die vorderste Reihe der Akadi, deren Zahl jetzt geringer geworden war, in eine Mauer aus Speeren, wurde in Stücke gerissen und stürzte in einem beständigen Regen von Leichen in ihr grünes Grab. Wäre eines nicht gewesen, hätte die Verteidigungsaktion vielleicht Erfolg haben können. Aber die Zahl der Akadi war endlos. Zu Dutzenden kamen die Killer um, zu Hunderten. Aber der Fluß kam nicht ins Stocken, verlangsamte sich nie und ruhte nicht, sondern fraß sich stetig nach vorne . . . Immer wieder gab es eine kurze Pause, wenn etwa zwei Jäger auf frische Dornen warteten oder auf Tanksamen, die man ihnen brachte. Hin und wieder wurde einer der Speerträger zu müde, um noch länger zuzustoßen, und die Reserve mußte eingreifen.
Und dann gewannen die Akadi jedesmal ein paar Zentimeter, schoben die Verteidigungsmauer aus Eisenholz wieder ein Stückchen weiter zurück. Hier ermüdete ein Mann und stolperte, oder eine Frau glitt auf dem Kabbl aus, und die anderen mußten ihnen wieder aufhelfen. So gingen wieder ein paar Zentimeter verloren.
Wenn sie über endlose Mengen an Jacaridornen, Tanksamen und unmenschliche Kraftreserven verfügt hätten, schätzte Cohoma, würde der Stamm die Akadi weiterhin mit minimalen Verlusten bekämpfen können. Aber sie waren außerstande, die Allesfresser daran zu hindern, Boden zu gewinnen. Sobald einmal ein Zentimeter Boden an die Angreifer verloren war, war es aussichtslos, ihn zurückzugewinnen.
Es war schlechterdings unmöglich, diesen lebenden Gießbach zurückzudrängen. Aber die Linie der Verteidiger hielt, hielt mit bewundernswerter Entschlossenheit, wie sie sonst nur religiöse Fanatiker an den Tag legen. Wenn in den vordersten Reihen welche an Erschöpfung zusammenbrachen, so wurden sie sofort ersetzt. Und doch gab es im Dorf nur eine begrenzte Zahl von Kämpfern, und die Ersatzleute begannen ebenso zu ermüden. Und hin und wieder schlüpfte ein Akadi unter einem Speer durch, um mit seinen stählernen Tentakeln einen Arm oder ein Bein zu packen. Dann mußte ein Axtträger sich beeilen und das Monstrum erschlagen. Denn sobald sie sich einmal irgendwo festgeklammert hatten, brachte sie nur noch der Tod dazu, ihr Opfer loszulassen. Stetig wurde die kleine Gruppe von Menschen zurückgedrängt, zurück zu den Baumlianen, die die natürliche und letzte Verteidigungslinie für den Heimbaum bildeten.
Sobald die Akadi sich einmal an den Pollensäcken vorbeigearbeitet hatten, würden sie anfangen, den Leib des Baumes selbst zu verschlingen. Dann war es nur noch eine Frage von Minuten, bis irreparabler Schaden angerichtet war. Logan wußte, was dann geschehen würde. Die Dorfbewohner würden eine letzte vergebliche Kraftanstrengung machen, die Akadi zurückzudrängen. Einen Augenblick lang würden sich Köpfe und Arme über die zuckenden Tentakel erheben. Und dann würden alle, Männer, Frauen, Kinder von der unvorstellbaren Masse umschlossen, und der Baum würde trotz ihres Opfers vernichtet werden. Der Kampf wütete weiter. Es ging nicht so laut zu, wie es bei einem Krieg zwischen Menschen der Fall gewesen wäre, aber es war auch nicht leise.
In der Reihe der Speerkämpfer riefen sich Männer und Frauen gegenseitig Mut zu, während die Akadi blindlings immer weiter nach vorne drängten, ihre Kiefer sich gierig öffneten und schlossen und wie eine Million Kastagnetten klapperten. Langsam wichen die Menschen dem Druck der unermüdlichen Akadi. Die Armee war vielleicht noch drei oder vier Meter von der ersten Liane mit Pollensäcken entfernt, als Rufe durch
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