Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Besic scheinheilig und stellte sich auf die Füße. »Er will sicher nur den Beginn des neuen Planetenumlaufs mit seinem Burgherrn feiern und sich den Bericht anhören, den irgendein Harfner vorlesen wird. Bei der Gelegenheit hält er bestimmt nach tüchtigen Handwerkern Ausschau, die er für seine Festung anwerben kann.«
»Hat er denn nicht schon genug Leute?«, schimpfte Toric empört.
»Manche kriegen den Hals nie voll«, murmelte Besic. Doch erst beim Erreichen der Tür pfefferte er diesen Schuss ab.
»Raus mir dir! Verschwinde!« Toric stürzte sich auf seinen Sohn und trat mit dem Fuß nach ihm. Doch Besic gönnte ihm nicht mal einen letzten Blick über die Schulter. Torics unbeschuhte Zehen kickten gegen die massive Holztür, die mit einem satten, lauten Knall ins Schloss fiel. Der Lärm brach sich als Echo in den steinernen Fluren. Besic kannte seinen Vater viel zu gut!
Humpelnd, weil er sich die Zehen an der Tür gestaucht hatte, schleppte sich Toric an den Tisch und fiel gierig über das Frühstück her. Der Tee hatte seinen Katzenjammer verscheucht, und nun grollte sein Magen vor Hunger und Zorn.
Wo wollte Hosbon noch mehr Handwerker unterbringen? Er hatte bereits ein paar hoch qualifizierte Leute aus Landing zu sich geholt. Diese Abwerbungen fanden nach dem ›Großen Knall‹ statt, der angeblich dafür sorgen sollte, dass es nie wieder Fäden auf Pern herabregnete. Toric bezweifelte, ob die Ratschläge des Akki der Weisheit letzter Schluss waren. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es möglich sei, einen ganzen Planeten mit Hilfe von längst deaktivierten Maschinen aus seiner vorgegebenen Bahn zu werfen. Doch wenn nach sechzehn - oder waren es siebzehn? - Planetenumläufen die Bedrohung aus dem All aufhörte, würde er diesen Umstand für sich nutzen. Dann konnte er endlich seine Pläne in die Tat umsetzen, den Teil des Südkontinents zu nutzen, den er mit Müh und Not diesen halsstarrigen Weyr-Führern abgerungen hatte. Dass er damals den Kürzeren zog, wurmte ihn noch immer. Er bemühte sich, seine innere Gelassenheit wiederzufinden. Ramala behauptete, seine Magenbeschwerden würden durch Stress verursacht. Er solle seine Mahlzeiten in Ruhe essen und gründlich kauen. Es war wichtig, dass er auf seine Gesundheit achtete, denn schließlich herrschte er über eine bedeutende Festung, auch wenn man ihn ungerechterweise um eine Menge Landbesitz gebracht hatte.
***
Lady Ramala plauderte bereits mit Hosbon in der Haupthalle. Als Toric eintrat, stand sie auf. »Vielleicht möchtet ihr noch ein wenig Klah. Es dauert noch ein Weilchen, bis Harfner Sintary seinen Bericht vorträgt. Hast du deine Gemahlin mitgebracht, Hosbon?«
Hosbon zuckte leicht zusammen. Seine Frau war mitgekommen, schloss Toric aus der Reaktion, und vermutlich hatte sie die Stunden seit ihrer Ankunft damit verbracht, jede Menge Marken zu verpulvern. Seine Stimmung hob sich, als er Hosbons missvergnügte Miene sah.
»Natürlich, Hosbon, für einen Becher Klah ist immer Zeit. Komm mit nach draußen. Das Wetter ist herrlich.«
Jovial klopfte Toric seinem Pächter auf die Schulter.
»Ich bringe frischen Klah«, rief Ramala ihnen hinterher.
Toric deutete auf den kleineren der beiden Tische, die zu beiden Seiten des Eingangsportals auf der Terrasse standen. Ein schmaler Baldachin spendete Schatten. Toric nahm seinen üblichen Platz mit dem Rücken zur Sonne ein, sodass jeder, der ihm gegenüber saß, in die gleißende Helligkeit blinzeln musste. »Nun, was hast du auf dem Herzen, Hosbon?«
Der Pächter stützte die Ellbogen auf der Tischplatte ab und beugte sich vor. »Weißt du schon, welche Themen der heutige Bericht behandelt?«
»Selbstverständlich bin ich im Bilde. Ich kenne auch die Punkte, über die abgestimmt werden soll«, antwortete Toric hitzig. »Immerhin war ich bei dieser verflixten Konferenz dabei. Es geht hauptsächlich um Bagatellen, langweilige Trivialitäten. Aber der Rat besteht darauf, dass der ›Geist der Charta‹ erfüllt wird.«
Toric konnte den Regeln der Charta nicht viel Gutes abgewinnen, und er fand es nicht richtig, dass man sich unentwegt auf sie berief. Dieses Dokument war so alt, dass man es schon als Museumsstück betrachten konnte. Es war überholt, sich nach diesem Regelwerk zu orientieren. Seit der Erstellung der Charta waren zweitausendfünfhundert Planetenumläufe vergangen, und sie wurde den modernen Erfordernissen dieser Gesellschaft nicht mehr gerecht.
Doch die Harfner
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