Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
um zu sehen, ob er schon etwas herausgefunden hat“, schloss sie ihren Bericht.
„Dann kannst du gleich meinen CD-Player mitnehmen, den du zum Abstürzen gebracht hast. Vielleicht kann er den ja auch reparieren“, antwortete Mémé.
Kaja zog eine Grimasse. Herrje, fing das vielleicht wieder an? Während ihrer Pubertät waren bei ihren heftigen Gefühlsausbrüchen laufend elektronische Geräte kaputt gegangen, Glühbirnen zerplatzt oder zumindest vorübergehend nicht mehr funktionstüchtig gewesen. Sie hatte zwischenzeitlich zwar gelernt, sich zusammenzunehmen. In der letzten Zeit fühlte sie sich allerdings immer mehr wie ein Dampfkochtopf, der kurz vor dem Explodieren stand. Diesem Umstand war auch ihre Abneigung gegen Handys zuzuschreiben. Die Dinger funktionierten garantiert nie, wenn sie sie brauchte.
Sie stand auf, um ihre Tasche zu holen, die immer noch auf der Bank vor dem Haus stand. „Ich füttere nur schnell mein kleines Raubtier“, sagte sie zu Mémé. Zorro, der sie genau verstanden hatte, folgte ihr eilig hinaus in den Flur und vor die Tür und dann wieder zurück in die Küche. Kaja lachte: „Du Lauser, hast schon wieder mitgekriegt, um was es geht, was?“ Sie füllte einen Napf mit Wasser, den anderen mit Trockenfutter und stellte es ihm an seinem gewohnten Platz auf dem Boden.
Mémé musste schmunzeln, als sie die beiden beobachtete. Die Verständigung zwischen Mensch und Tier war so einfach, wenn sich der Mensch nur die Mühe machte, sich auf das Tier einzulassen. Aber nein, die Menschen hatten es ja lieber kompliziert. Erst vermenschlichten sie die Tiere bis zum geht nicht mehr, bis der Hund nicht mehr Hund sein durfte, und dann rannten sie verzweifelt zu Hunde- oder anderen Flüsterern oder Tierpsychologen, wo sie teures Geld dafür bezahlten, ihre Tiere zu verstehen.
Kaja drehte sich zu Mémé um und sagte: „Ich gehe dann mal nach oben und stell mich unter die Dusche. Brauchst du nachher meine Hilfe beim Vorbereiten des Abendessens?“
„Ja, gerne. Wenn du das machen könntest, bleibt mir genug Zeit, die Kerzen fertig zu machen, mit denen ich heute Morgen angefangen habe.“
„Gut abgemacht. Zorro lasse ich am besten hier unten, er ist ja sowieso am liebsten bei dir im Atelier.“
Mémé hatte vor ein paar Jahren den Schuppen, der ans Haus anschloss, in ein Atelier umgebaut. Was früher nur eine alte Bretterverkleidung gewesen war, um Heu und Holz zu lagern, erstrahlte nun dank einer hellen Holzfassade, die gerade erst begonnen hatte nachzudunkeln, in neuem Glanz. Auf der Südwestseite ließ eine hohe Fensterfront viel Licht in das Innere. Sollte es im Sommer zu heiß werden, konnten Sonnensegel vor die Fenster gezogen werden. Das Wachs sowie die schon fertigen Kerzen bewahrte Mémé unterirdisch in einem Kellergewölbe auf. Jetzt konnte sie arbeiten wie sie wollte und musste vor allem nicht immer alles am Abend wieder wegräumen wie früher, als sie noch in der Küche gearbeitet hatte.
Frisch geduscht kam Kaja eine halbe Stunde später in die Küche zurück und begann, den Kühlschrank zu durchforsten. Sie fand Trockenfleisch und Schinken aus der Region, etwas Crème Fraîche, drei Pellkartoffeln und Eier und entschied sich dafür, eine große Omelette zu backen. Sie verschwand durch eine kleine Tür an der rechten Seite der Küche in der Vorratskammer und machte noch einige Karotten und eine Zwiebel ausfindig.
Während sie die Zwiebeln klein hackte, erhitzte sie in einer Pfanne ein wenig Butter. Als sie fertig war, gab sie die Zwiebeln in das heiße Fett und ließ sie auf kleiner Flamme glasig werden. Sie schnappte sich die Küchenschere und ging aus dem Haus. An der Südseite des Hauses zog Mémé ihre Kräuter, die für den Küchengebrauch bestimmt waren. Das war recht praktisch, so hatte man alles immer frisch verfügbar. Sie suchte sich Thymian, Oregano und ein Büschel Schnittlauch zusammen, schnitt alles ab und sprach, in Gedanken an ihre Großmutter, den Pflanzengeistern ein kurzes Dankeschön aus.
Zurück in der Küche, schnipselte sie die Kräuter zu den Zwiebeln dazu und dämpfte sie ein wenig an, während sie die Kartoffeln schälte und klein würfelte. Das hätte ich auch besser am Anfang gemacht, schimpfte Kaja leise vor sich hin, jetzt bin ich wieder mal im Stress! Jetzt schnell noch den Schinken in Streifen schneiden und die Eier verquirlen. Sie gab alles in die Bratpfanne und rührte dann immer wieder um, während sie die Karotten schälte und
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