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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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hatte zurückzubleiben; jetzt aber war er unsicher. Gewiß, er war kein Krieger und wäre in der Schlacht kaum von Nutzen gewesen. Aber trotzdem – dann hätte er wenigstens gewußt, wie es ausgegangen war.
    Dunkle Wolken ballten sich zusammen und ließen keine Sonnenstrahlen mehr durch. Steiger zog den blauen Mantel fester um die Schultern und verließ die Mauer, um zwischen den windgeschützten Beeten einherzuwandern. Vor etwa sechzig Jahren hatte ein alternder Ratsherr den Garten erbaut. Seine Sklaven hatten mehr als drei Tonnen Erde auf den Turm geschleppt. Jetzt wuchsen hier Bäume, Büsche und Blumen aller Art. In einer Ecke wuchsen Lorbeer und Holunder neben Ulme und Stechpalme, während vor der grauen Mauer Kirschbäume rosa und weiß erblühten. Durch den gesamten Garten wand sich ein verschlungener Pfad zwischen den Blumenbeeten hindurch. Steiger schlenderte diesen Weg entlang und erfreute sich am Duft der Blumen.
    Renya erklomm die Wendeltreppe und trat in den Garten hinaus, gerade als die Sonne wieder durch die Wolken brach. Sie sah, daß Steiger allein war. Das dunkle Haar hatte er mit einem schwarzen Lederstirnband zurückgehalten. Er sieht gut aus, dachte sie … und einsam. Er trug kein Schwert und betrachtete gerade eine gelbe Blume am Rand eines Steingartens.
    »Guten Morgen«, sagte sie, und er blickte auf. Renya trug eine hellgrüne Wolltunika und hatte einen rostfarbenen Seidenschal um den Kopf geschlungen. Ihre Beine waren nackt, und sie trug keine Sandalen.
    »Guten Morgen, meine Dame. Hast du gut geschlafen?«
    »Nein. Und du?«
    »Ich fürchte nein. Wann, meinst du, werden wir es wissen?«
    Renya zuckte die Achseln. »Früh genug.«
    Er nickte zustimmend, und gemeinsam schlenderten sie durch den Garten, bis es sie schließlich zu jener Seite zog, an der sich das Teufelsgrinsen befand.
    »Warum bist du nicht mit ihnen gegangen?« fragte sie.
    »Tenaka bat mich zu bleiben.«
    »Warum?«
    »Er hat eine Aufgabe für mich und will nicht, daß ich sterbe, ehe ich versucht habe, die Aufgabe zu erfüllen.«
    »Dann ist es also eine gefährliche Aufgabe?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du sagst ›versuchen‹. Das klingt, als ob du bezweifelst, daß es dir gelingt.«
    Er lachte grimmig. »Zweifeln? Ich bezweifle nicht – ich weiß es. Aber es spielt keine Rolle. Niemand kann ewig leben. Vielleicht kommt es nicht dazu. Zuerst müssen sie die Legion schlagen.«
    »Das werden sie«, sagte Renya und kauerte sich mit hochgezogenen Beinen auf eine steinerne Bank.
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Es sind keine Männer, die sich besiegen lassen. Tenaka wird einen Weg finden, um zu gewinnen. Und wenn er dich gebeten hat, ihm zu helfen, dann muß er sicher sein, daß du eine Chance hast.«
    »Wie einfach die Frauen die Welt der Männer betrachten«, bemerkte Steiger.
    »Überhaupt nicht. Es sind die Männer, die die einfachsten Dinge kompliziert machen.«
    »Eine tödliche Riposte, meine Dame. Ich bin überwältigt.«
    »Gibst du dich so leicht geschlagen, Steiger?«
    Er setzte sich neben sie. »Ich bin leicht zu schlagen, Renya, weil mir das Siegen nicht sehr viel bedeutet. Nur das Leben! Ich laufe davon, um zu überleben. Als ich noch jung war, waren stets Meuchelmörder um mich herum. Meine ganze Familie ist ihnen zum Opfer gefallen. Das war Ceskas Schuld. Heute weiß ich es, aber damals schien er meinem Großvater und mir ein Freund zu sein. Jahrelang wurde mein Zimmer bewacht, wenn ich schlief, wurde mein Essen vorgekostet, mein Spielzeug nach verborgenen Giftnadeln abgesucht. Es war nicht gerade das, was man eine glückliche Kindheit nennt.«
    »Aber jetzt bist du ein Mann«, sagte sie.
    »Kein besonders mutiger Mann Aber einen Trost gibt es. Wenn ich härter wäre, wäre ich längst tot.«
    »Oder siegreich.«
    »Ja«, gab er zu, »vielleicht siegreich. Aber als sie Orrin töteten – meinen Großvater – lief ich davon. Ich gab die Grafenwürde auf und lebte im Verborgenen. Belder kam mit mir – der letzte Diener. Ich war eine große Enttäuschung für ihn.«
    »Wie hast du überlebt?«
    Er grinste. »Ich wurde ein Dieb. Daher auch der Name. Ich kletterte in die Häuser und stahl Wertsachen. Es heißt, daß der Bronzegraf seine Laufbahn auch so begann, und deshalb glaube ich, lediglich die Familientradition weiterzuführen.«
    »Als Dieb braucht man gute Nerven. Man hätte dich erwischen und hängen können.«
    »Du hast mich noch nie laufen sehen – ich renne wie der Wind.«
    Renya

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