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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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bewundernder Erinnerung. «Die sind anders, weißt du.»
    «Anders?» Gitan sah den ungeheuer dicken Mann an.
    Brissot nickte. «Weiße Haut, Gitan, wie Milch, verdammt. Sie haben sie heute Morgen erst hergebracht. Ich habe einen Blick auf sie geworfen und gedacht, ich kann mein Glück nicht fassen! Gütiger Himmel! Ein Mann kann hundert Jahre leben, ohne einer Frau wie der zu begegnen.»
    Der Zigeuner hatte sich noch eine Zigarette gedreht, die er an der Fackel über seinem Kopf anzündete. «Wer hat sie hergebracht?»
    «Marchenoir.»
    «Ah!» Der Zigeuner nickte, als überraschte ihn die Antwort nicht.
    Brissot sah den großen, ruhigen Zigeuner nervös an. «Er weiß, dass du hier bist. Ich meine, ich habe Nachricht geschickt, als du mit den Engländern hier aufgetaucht bist. Man kann heutzutage nicht vorsichtig genug sein.»
    Der Zigeuner nickte. «Stimmt. Das war ganz richtig so.» Beruhigend lächelte er den dicken Mann an, dann richtete er den Blick auf die Leichen – dicke, dünne, alte, junge –, die große Müllhalde des Todes. «Dann hast du das Mädchen besessen, Jean?»
    «Zweimal!» Brissot lachte. «Du hättest dabei sein sollen, Gitan. Haut wie Milch! Zart wie Seide, verdammt!»
    Der Zigeuner blies Rauch über die leblosen, schwarz überkrusteten Leichen im Hof. «Ich brauche einen Sack. Ich nehme sie mit.»
    «Schau im Lagerraum nach.» Mit dem Kopf wies Brissot auf eine Türöffnung. «Da liegt ein Haufen leerer Mehlsäcke.» Er sah zu, wie der Zigeuner sich durch die Leichenberge den Weg zum Lagerraum bahnte. «Gitan?»
    «Mein Freund?»
    «Warum hat der Engländer sie gesucht?»
    Der Zigeuner drehte sich um und blies Rauch in den Fackelschein, der über die Leiche eines kleinen Kindes zog. Er grinste. «Er wollte sie nächste Woche heiraten.»
    «Nächste Woche?»
    Der Zigeuner nickte.
    Brissots bellendes Lachen hallte durch den Hof. «Da hätt er sich mal besser beeilt! Wir haben sie zuerst erwischt! Ich hoffe, der Scheißkerl weiß, was ihm entgangen ist! Nächste Woche heiraten, was? Haut wie Sahne! Sie war wirklich etwas Besonderes, mein Freund, das sag ich dir. Na», sein Lachen erstarb, und er zuckte die Achseln, «du hattest sicher viele von denen.» Es klang neidisch.
    «Nein», sagte Gitan, «hatte ich nicht.»
    «Du hattest noch keine aristocrate ?», fragte Brissot ungläubig. «Du meinst, diese Woche noch nicht?»
    «Noch nie.» Der Zigeuner wandte sich ab, um einen Sack zu suchen, der einer ermordeten Aristokratin als Totenhemd dienen sollte.

    Der Zigeuner arbeitete langsam, als er in der übelriechenden Zelle im Licht einer einzelnen Kerze mit blutigen Händen die Überreste von dem Steinboden aufnahm und in den Sack tat.
    Die Arbeit war halb getan, da hörte er schwere Schritte auf dem Treppenabsatz, umwabert von dichtem Zigarrenrauch. Er wischte sich an einem Zipfel des Sacks die Hände ab, stand auf und lehnte sich an die Wand.
    Ein großer Mann trat mit grimmiger Miene in die Zelle. Er war Ende vierzig, und seine Schultern waren muskulös wie die eines Ochsen. Er hatte einen breiten Brustkorb und kräftige Arme; seine ganze Erscheinung zeugte von Kraft und Gewicht. Das Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, darunter zeigten sich die Bänder eines Korsetts, das seinen Bauch in Schach hielt. Er betrachtete die Sauerei auf dem Boden und die schmutzigen Hände des Zigeuners. «Du wirst mir verzeihen, dass ich dir nicht die Hand schüttele.» Er lachte.
    Bertrand Marchenoir war in früheren Zeiten Priester gewesen, ein scharfer Prediger, berühmt für die Bissigkeit seiner Predigten, doch die Revolution hatte ihn bewogen, statt Gott dem Volk zu dienen. Jetzt war er einer der Anführer der Revolution; ein Mann, den man fürchtete oder liebte, aber niemals überging.
    Marchenoir tyrannisierte seine Anhänger; er predigte, er brüllte, er schlug in der Nacht mit der Faust auf den Tisch, er führte, hielt flammende Reden, weinte falsche Tränen, um den Mob aufzuhetzen, und seine Gesten waren so überschwänglich wie seine Rhetorik. Seine Stimme, die, zunächst leise, sich zu einem gewaltigen Crescendo steigerte, hatte die Menschen aufgehetzt, aus ihren Elendsquartieren auf den Straßen von Paris zusammenzuströmen. Er war an der Bastille gewesen, hatte geholfen, den König aus Versailles zu holen, und jetzt geißelte er mit massiver, furchterregender Eindringlichkeit die Nachzügler in der Nationalversammlung. «En avant, en avant!», hallte sein Schrei, und da er fürchtete, die

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