Die Verschwörung
Artemis Fowl:
Ein psychologisches Gutachten
Ausschnitt aus »Die Jugendjahre«
Im Alter von dreizehn Jahren wies unser Untersuchungsobjekt Artemis Fowl Zeichen einer Intelligenz auf, die größer war als die sämtlicher Menschenwesen seit Wolfgang Amadeus Mozart. Artemis hatte in einem Online-Turnier den Schach-Europameister Evan Kashoggi geschlagen, fast dreißig Erfindungen patentieren lassen und den Architekturwettbewerb zur Gestaltung des neuen Opernhauses in Dublin gewonnen. Darüber hinaus hatte er ein Computerprogramm geschrieben, das mehrere Millionen Dollar von Schweizer Bankkonten auf sein eigenes umleitete, über ein Dutzend impressionistische Gemälde gefälscht und das Erdvolk um einen beträchtlichen Teil seines Goldes beraubt.
Warum tat er das? Was trieb Artemis dazu, sich in verbrecherische Unternehmungen zu stürzen? Die Antwort darauf hängt mit seinem Vater zusammen.
Artemis Fowl senior war der Anführer eines Verbrecherimperiums, das sich vom Dubliner Hafengelände bis in die dunklen Ecken von Tokio erstreckte. Er verfolgte seit einiger Zeit jedoch den Plan, sich als gesetzestreuer Geschäftsmann niederzulassen. Dazu hatte er ein Frachtschiff gekauft, es mit einer Viertelmillion Dosen Cola beladen und sich auf den Weg noch Murmansk in Nordrussland gemacht. Das Geschäft versprach, auf Jahrzehnte hinaus gute Profite abzuwerfen.
Die russische Mafija war allerdings nicht gerade begeistert darüber, dass ein irischer Geschäftsmann sich ein Stück von ihrem Kuchen abschneiden wollte, und versenkte die Fowl Star in der Kola-Bucht. Artemis Fowl der Erste wurde als vermisst gemeldet und schließlich für tot erklärt.
Nun war Artemis junior auf einmal der Kopf eines Imperiums, dessen Mittel allerdings stark eingeschränkt waren. Um das Familienvermögen wieder aufzubauen, begann er seine Verbrecherkarriere, die ihm innerhalb von nur zwei Jahren fünfzehn Millionen Pfund einbringen sollte.
Dies beträchtliche Vermögen gab Artemis zum größten Teil für Rettungsexpeditionen noch Russland aus. Denn er weigerte sich, an den Tod seines Vaters zu glauben, auch wenn dieser mit jedem verstreichenden Tag wahrscheinlicher wurde.
Artemis ging anderen Jugendlichen aus dem Weg und hasste es, dass er zur Schule gehen musste. Viel lieber verbrachte er seine Zeit damit, das nächste Verbrechen zu planen.
So war seine Verwicklung in die Verschwörung der Unterirdischen, egal wie traumatisch, erschreckend und gefährlich sie auch war, vermutlich das Beste, was ihm passieren konnte. Immerhin kam er dabei an die frische Luft und lernte neue Leute kennen.
Dumm war nur, dass die meisten von ihnen versuchten, Artemis zu töten.
Professor J. Argon, Psychologenverband (erstellt im Auftrag der Zentralen Untergrund-Polizei)
Prolog
Murmansk, Nordrussland, vor zwei Jahren
Die beiden Russen drängten sich in dem vergeblichen Versuch, die arktische Kälte abzuwehren, um ein brennendes Fass. Die Kola-Bucht zählt nicht zu den Orten, an denen man sich nach Wintereinbruch Anfang September noch gerne aufhält, und Murmansk schon gar nicht. In Murmansk tragen sogar die Eisbären Schals. Nirgendwo ist es kälter, außer vielleicht in Norilsk.
Die Männer waren Auftragskiller der Mafija und eher gewohnt, ihre Abende in gestohlenen BMWs zu verbringen. Der Größere von beiden, Michail Wassikin, schob den Ärmel seines Pelzmantels hoch und warf einen Blick auf seine unechte Rolex.
»Das Ding friert mir noch ein«, sagte er und drehte vorsichtig am Außenring. »Und was soll ich dann damit anfangen?«
»Hör auf zu jammern«, erwiderte sein Partner Kamar. »Schließlich ist es deine Schuld, dass wir überhaupt hier festsitzen.«
Wassikin blickte auf. »Wieso das denn?«
»Unser Auftrag war klar: Versenkt die Fowl Star. Du brauchtest nichts anderes zu tun, als den Laderaum in die Luft zu jagen. Ein schönes, dickes Loch in den Laderaum, und schon wäre sie abgesoffen. Aber nein, der große Wassikin trifft das Heck. Und hat nicht mal eine Ersatzrakete, um das Ganze zu Ende zu bringen. jetzt hocken wir hier und müssen nach Überlebenden suchen.«
»Was willst du, sie ist doch untergegangen.«
Kamar zuckte die Achseln. »Ja, aber wie! Bei dem Tempo hatten die Passagiere jede Menge Zeit, sich an irgendwas festzuhalten. Wassikin, der berühmte Scharfschütze! Da schießt ja meine Großmutter besser.«
Ljubtschin, der Mafija-Mann kam den Kai entlang, bevor die beiden sich richtig in der Wolle
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