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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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überflüssig.
    Lucille de Fauquemberghes war zwanzig Jahre alt gewesen, schön wie die Nacht, ein liebenswertes Geschöpf voller Freude und Schönheit.
    Das, was noch von ihr übrig war, befand sich in dieser Zelle. Rohe Fleischstücke, mehr nicht.
    Die Wände waren einen Meter hoch mit Blut bespritzt, Fleischfetzen klebten an Knochen. Als hätten wilde Bestien sie auseinandergerissen.
    Gitan trat zur Seite, aus den Sonnenstrahlen, und sah den Gegenstand auf der Fensterbank. Es war ihr abgetrennter Kopf. Ihr langes, rabenschwarzes Haar fiel über den Fenstersims.
    «Nein!» Der Schrei war wie das wimmernde, langgezogene Heulen eines Wolfs, und der Zigeuner drehte sich um, trat über das Entsetzliche hinweg und packte Toby Lazender um die Taille. Er schob den jungen Engländer rückwärts an die Mauer des Treppenabsatzes und hielt ihn dort fest, während Drew, ein Botschaftssekretär, hilflos herumstand. Ihm war, wie der Zigeuner sah, schlecht geworden.
    «Ich bringe sie um! Ich bringe diese Scheißkerle um! Ich bringe sie um!»
    Pierce, Botschaftsrat, kam den Flur heruntergelaufen. «Toby!»
    Toby stieß immer wieder schluchzend die Worte «bringe sie um» aus, und Pierce sah entsetzt zu, wie der Zigeuner den wild um sich schlagenden jungen Lord an die Wand drückte. Lord Gower, der Botschafter, hatte mit einer solchen Reaktion, einem solchen Zorn gerechnet und den Männern befohlen, ohne Waffen loszureiten.
    « Partez , gehen Sie», befahl der Zigeuner Toby Lazender.
    «Nein!», heulte Toby. «Nein!»
    «Ich hole sie hier raus, damit wir sie beisetzen können. Gehen Sie hinunter, Mylord.»
    «Mylord!» Pierce nahm den jüngeren Mann am Arm. «Kommen Sie. Kommen Sie! Gitan bringt sie.» Er sah den großen Zigeuner voller Verzweiflung an. Der Botschafter hatte vorgeschlagen, dass Gitan den Suchtrupp begleiten solle; kein Mann war für so eine heikle Aufgabe besser geeignet. Pierce sah, mit welcher Leichtigkeit er Lord Werlatton festhielt. «Sie müssen uns helfen, ihn hinunterzuschaffen.»
    Die drei brachten Toby Lazender die Treppen hinunter in den Hof, wo die Leichen in Haufen wild durcheinanderlagen, und führten ihn über das Blut in der Gosse, und selbst die grinsenden, blutbespritzten Männer und Frauen in dem offenen Tor wirkten nervös ob des Zorns und der Trauer im Gesicht des jungen Engländers. Pierce redete die ganze Zeit auf Englisch auf ihn ein, sagte ihm, er solle keine Schwierigkeiten machen, er solle zurück in die Botschaft gehen, und der Pferdemeister band ihre Pferde los und sah ihnen hinterher, als sie davonritten.
    Seufzend atmete der Zigeuner aus. Toby Lazender hätte nur einmal um sich schlagen müssen, um die versammelten Menschen zu reizen. Sie hätten zu ihren blutgetränkten Waffen gegriffen und den Engländer in Stücke gehauen. Er wartete, bis die drei Reiter in einer dunklen Gasse verschwunden waren und das Hufklappern in der hereinbrechenden Nacht verklungen war.
    Er wandte sich wieder zum Gefängnishof um. Fackeln wurden angezündet und in ihre Eisenhalter gesteckt, und die Flammen zuckten gespenstisch über die Leichenhaufen. Es waren Männer, Frauen und Kinder, einige von ihnen viel zu jung, um zu begreifen, was mit ihnen geschah.
    In etlichen Pariser Gefängnissen sah es ähnlich aus. Die Commune, die neuen Herrscher von Paris, hatte gezetert, die Aristokraten und die Reichen würden Nachrichten an die preußischen und österreichischen Feinde schicken, und so hatte der Justizminister angeordnet, sie zu verhaften und ins Gefängnis zu werfen. Dann hatte sich in den Gassen das Gerücht verbreitet, die Aristokraten wollten aus den Gefängnissen ausbrechen und ihre Waffen erheben, um die Revolution niederzuzwingen. Da hatte das gemeine Volk zuerst zugeschlagen und die Häftlinge niedergemetzelt. Aristokraten, Priester, Dienstboten; Männer, Frauen, Kinder, alle tot in den Gefängnissen. Über tausend waren in dieser Woche zerstückelt, vergewaltigt und verstümmelt worden, bis der Mob des Mordens müde geworden war.
    Jean Brissot trat näher und blieb neben dem Zigeuner stehen. «Sie haben sie also gefunden?»
    Gitan nickte. «Sie haben sie gefunden.»
    «Welche war es?»
    «Im dritten Stock. Zerstückelt.» Gitans tiefe Stimme war lakonisch, beinahe gleichgültig, doch seine Worte reizten den dicken Mann zu plötzlicher Schwärmerei.
    «Langes, schwarzes Haar? Hübsche junge Frau? Gütiger Himmel! Mit der hatten wir unseren Spaß. Du lieber Himmel!» Er schüttelte den Kopf in

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