Die Echsenwelt: Ein Pip& Flinx Roman
abgehängt, hatte sich, als der Wissenschaftsberater gerade beschäftigt gewesen war, einfach sang- und klanglos davongemacht. Bestimmt war der altehrwürdige Thranx darüber ziemlich verärgert. Nun würde er sich mit dem wenigen zufrieden geben müssen, was er bereits in Erfahrung gebracht hatte, denn auch seine Leute waren nicht imstande gewesen, Flinx' Schiff, die Teacher, durch den Plusraum zu verfolgen.
Stets auf der Hut, hatte Flinx für den Augenblick entschieden, dem uralten Grundsatz zu folgen, wonach sich das beste Versteck direkt vor der Nase des Suchenden befindet. Welchen besseren Ort konnte es da geben als das Regierungs- und Religionszentrum einer der Commonwealth-Partnerwelten, auf der er vor Jahren schon einmal gewesen war, um nach Informationen zu suchen? Früher oder später hätte er sowieso hierher zurückgemusst, wollte er jemals die Wahrheit über sich selbst in Erfahrung bringen.
Außer seiner Neugierde empfand Flinx seit ein paar Jahren eine zunehmende Dringlichkeit. Je mehr er sich dem vollen Erwachsenenalter näherte, umso deutlicher konnte er spüren, wie er sich veränderte. Es schien, als brächte jeder Monat eine neue Offenbarung. Er konnte die Veränderungen nicht genau benennen, keine herausgreifen und ausloten, aber ihre Nebelhaftigkeit machte sie nicht weniger real. Etwas geschah mit ihm, in ihm. Sein Ich, wie er es kannte, wurde allmählich zu etwas anderem.
Und das machte ihm Angst. Und da es niemanden gab, mit dem er reden konnte, niemanden, dem er vertraute, einmal abgesehen von seiner hochempathischen, aber leider nicht vernunftbegabten fliegenden Schlange, blieb ihm nur übrig, bei sich selbst nach Erklärungen zu suchen – nach Erklärungen, die er sich wünschte, solange er denken konnte, doch niemals bekommen hatte.
Und deshalb war er das Risiko eingegangen und auf die Erde zurückgekehrt. Denn wenn sich die nötigen Informationen irgendwo finden ließen, dann tief vergraben in der ungeheuren Menge an angehäuftem Wissen, das einen der größten Schätze der Heimatwelt darstellte.
Doch wenn dies seine Heimatwelt war, sein Zuhause, wieso fühlte er sich dann so sehr wie ein Fremder? Die Frage machte ihm hier und jetzt noch mehr zu schaffen als bei seinem ersten Zwischenspiel auf Terra vor ungefähr fünf Jahren.
Er versuchte an etwas anderes zu denken. Es brachte nichts, über irgendwelche Neurosen zu sinnieren, die sich im Lauf von zwanzig Jahren entwickelt hatten. Er war hier, um an Fakten zu gelangen; nicht mehr und nicht weniger. Es war wichtig, dass er sein Augenmerk und seine Bemühungen allein darauf konzentrierte, aber nicht nur, um sich endlich die gesuchten Informationen zu beschaffen, sondern auch, um der Aufmerksamkeit der Behörden zu entgehen.
Welche anderen Dienststellen, abgesehen von dem Thranx und seinen Handlangern, die gezielt nach ihm fahndeten, noch ein Interesse an einem gewissen Philip Lynx hatten, vermochte Flinx nicht zu sagen. Aber es spielte auch keine Rolle. Bis er die Heimatwelt wieder verließ, war ein gesundes Maß an Paranoia gewiss nützlich, um etwaige Unachtsamkeiten zu vermeiden – doch nur, wenn er dafür sorgte, dass seine Gedanken nicht ziel- und steuerlos auf einer unruhigen See aus lückenhaften Erinnerungen und inneren Konflikten dahintrieben.
Natürlich hätte er die Antworten auf die ihn quälenden Fragen auch erlangen können, indem er sich einfach den Behörden stellte. Druvenmaquez oder die Spezialisten anderer maßgeblicher Abteilungen würden sicherlich nur allzu gern die Tiefen seiner Geheimnisse ausleuchten. Doch erklärte man sich erst einmal mit solchen Untersuchungen einverstanden, dann konnte man nicht mehr aufstehen und gehen, wann immer es einem beliebte. Versuchskaninchen besaßen keine Persönlichkeitsrechte. Unter Umständen würde er sich sogar einer eingehenden Überprüfung seitens derjenigen aussetzen müssen, denen er tunlichst aus dem Weg gehen wollte – den großen Handelshäusern, anderen Privatfirmen, den etwaigen Resten gewisser ketzerischer und geächteter Gesellschaften und Ähnlichem. Er würde zu einem gewinnbringenden Laborobjekt werden, was seine ganz eigenen Folgen mit sich brächte – und die Aussicht auf eine lange, gesunde und glückliche Zukunft gehörte nicht dazu.
Irgendwie musste er es schaffen, seine Herkunft aus eigener Kraft aufzudecken, und zwar ohne dass die Behörden von seiner Gegenwart erfuhren, auch wenn sie möglicherweise dabei helfen könnten, seine Ängste zu
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