0063 - Geschäft mit der Angst
Ich hatte mir an einem nicht besonders schönen Septembertag die Finger fast wund geschrieben, denn es galt, einen Bericht für den District Attorney in die richtige Form zu bringen. Der hohe Herr muss nämlich mit Samthandschuhen angefasst werden, und ein Bericht im FBI-Jargon würde wenig Anerkennung bei ihm finden… lassen Sie es mich kurz machen: Die Tür ging auf, und voller Erwartung sah ich ein kleines bebrilltes Männchen eintreten, hinter ihm Mr. High, unser Chef.
»Dies ist Mr. Ernest Gillis, Jerry, Chef der Bundesanstalt für Funküberwachung in Washington«, stellte Mr. High den Besucher vor. Der Kleine deutete eine Verbeugung an und stellte ein tragbares Bandgerät auf den Schreibtisch.
»Erfreut, Sie zu sehen, Mr. Gillis«, sagte ich und stand auf.
»Was kann ich für Sie tun?«
Er blinzelte mich durch die dicken Brillengläser an und klappte das Bandgerät auf.
»Haben Sie hier so etwas wie eine Karte Ihres Gebietes?«, frage er mit überraschend tiefer Stimme. Ich ging zur Wand, und ließ die große Karte herunter. Er nickte anerkennend herüber und schaltete sein Gerät ein.
»Schön. Hören Sie sich bitte an, was meine Leute hier eingefangen haben, und sagen Sie mir dann, für was Sie das halten!«
Aus dem Lautsprecher kam ein Summen, dann sagte eine entfernte Stimme: »Zehn-Meter-Band, Achtung!«
Anscheinend wurde der Einstellknopf eines Empfängers gedreht, denn es pfiff, wie wenn man auf Kurzwelle einen Sender sucht. Dann kam nur noch ein gleichmäßig starkes Rauschen.
»Jetzt hat er…«, begann ich, aber der Kleine mit der Bassstimme legte den Finger auf die Lippen, und ich schwieg.
Das Rauschen wurde plötzlich unterbrochen. Es kam wieder, wurde aufs Neue unterbrochen… ein paarmal, und es ließ sich ein gewisser Rhythmus erkennen. Dann rauschte es nur noch, und Mr. Gillis stellte seinen Apparat ab.
»Na?« Er sah mich fragend an.
»Ich verstehe nicht allzu viel vom Funken, Mr. Gillis. Aber ich möchte sagen, dass hier jemand einen Sender gehört hat, der zwar in Betrieb war, aber nicht gesprochen wurde. Dann setzte dieser Sender aus, wurde wieder eingeschaltet, und das Ganze im Rhythmus von Morsezeichen.«
Gillis nickte.
»Und haben Sie die Morsezeichen etwa auch erkannt?«
»Ja. SOS - nicht wahr?«
Mr. High pfiff durch die Zähne.
»Da hat also jemand SOS gefunkt, indem er einfach den Sender in einem bestimmten Rhythmus ein- und ausschaltete?«, fragte er.
Mr. Gillis nickte.
»Was Sie allerdings nicht aus dieser Aufnahme hören konnten, ist Folgendes: wir haben festgestellt, dass dieser Sender nicht ausgeschaltet wurde. Man hat lediglich die Zuleitung zur Antenne oder zur Erdleitung unterbrochen, und dadurch sank die Leistung des Senders genügend ab, dass wir diese merkwürdigen Morsezeichen hören konnten.«
»Mysteriös«, sagte ich. »Da war also jemand in Not und hatte gleichzeitig einen Sender in der Nähe, nur dass er über den Sender nicht sprechen konnte, wie?«
»Stimmt!«, antwortete Mr. Gillis.
»Und wo schwimmt das Schiff, auf dem solche Dinge passieren?«, fragte Mr. High.
Gillis schmunzelte. »Das war für uns die größte Überraschung. Wir haben natürlich sofort versucht, den Sender zu peilen, und dabei stellten wir fest, dass es sich kaum auf einem Schiff befinden kann. Er liegt im Inselgebiet der Square Islands, und da fährt kein vernünftiger Kapitän mit einem so großen Schiff, wenn man von der Stärke des Senders auf die Schiffsklasse schließen kann. Wir sind der Meinung, dass dieser Sender an Land steht, vielleicht auf einer dieser vielen, kleinen Inseln.«
Ich war zu der Karte getreten.
»Die Square Islands liegen in unserem Gebiet. Sie wussten das, Mr. Gillis?«
»Ja. Ich hatte mich natürlich zuerst an das FBI Washington gewandt, aber die sagten mir, ich möchte Ihnen doch einmal das Band Vorspielen.«
»Richtig. Was können Sie uns noch erzählen?«
Gillis rückte seine Brille gerade.
»Der Sender arbeitet natürlich ohne Lizenz. Wir haben ihn bisher an drei aufeinander folgenden Abenden feststellen können, jedes Mal zwischen 19.00 und 21.00 Uhr. Das heißt: am ersten Abend sendete er um 19.00 Uhr genau, am zweiten gegen 20.00 Uhr und gestern Abend um 21.00 Uhr. Wir werden heute Abend um 22.00 nachhorchen, denn das sieht nach einem System aus, nicht wahr?«
»Allerdings. Haben Sie eine Möglichkeit, einzugreifen?«
»Schon aufgrund der Tatsache, dass der Sender nicht lizenziert ist. Aber wir dachten uns, dass da mehr
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