Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
junge Ritter berührte die Hand des Dicken. Sie war noch warm. Adrien schluckte. Er kämpfte gegen die Tränen an. Mehr als zwei Jahre hatte er in Drusna nach den Stadtgardisten aus Nantour gesucht, die auf die verschiedensten Garnisonen verteilt worden waren. Ein Fluch schien auf den Männern gelegen zu haben. Keiner hatte überlebt. Jetzt hatte er auch den letzten verloren. Um wie viel war er zu spät gekommen, um zu erfahren, wohin man Elodia gebracht hatte? Um eine Stunde? Oder zwei? War es Gottes Wille, dass er das Mädchen nicht fand? Sollte er sich mit all seiner Kraft der Schaffung des neuen Ritterordens widmen?
Ihm war kalt. Er hockte sich auf den Waldboden. Die Arme um die Knie gelegt. Er fühlte sich kraftlos. Leer! Seit er den Steinernen Wald verlassen hatte, war Elodia immer sein erster Gedanke gewesen. Ihrer Spur zu folgen, hatte all seine Wege bestimmt. Die Aufgabe, zu der er eigentlich auserkoren war, hatte er sträflich vernachlässigt. Er hatte zwei Ordenshäuser gegründet. Aber das war mehr zufällig geschehen. Ohne Plan und Überlegung. Er hatte den Kriegern, unter denen er nach den Stadtgardisten suchte, von Tjured erzählt. Von der Idee, dass die Kirche einen bewaffneten Arm haben sollte, um sich selbst schützen zu können. Manche der Krieger waren so begeistert gewesen, dass sie sich ihm anschließen wollten. Doch er wollte allein sein. Und so hatte er sie überzeugt, dass es klüger war, wenn sie feste Häuser gründeten, um an einem Ort zu bleiben, wo ihr Orden wie eine Eichel zu einem starken Baum wachsen konnte. Sie hatten an seinen Lippen gehangen. Offenbar war es wahr, was Jules immer gesagt hatte. Es fiel ihm leicht, Menschen von etwas zu überzeugen. Er war ein guter Prediger. Er hatte sie überzeugt, dass es seine Aufgabe war, herumzuwandern und den neuen Orden bekanntzumachen, während sie die ersten Schösslinge hüten sollten. Adrien zog Clovis die Hosen hoch und schloss dessen Gürtel. Der untersetzte Krieger mit dem fleischigen Gesicht sollte nicht in der ganzen Jämmerlichkeit seines Todes als Rabenfraß im Wald liegen bleiben. Er drückte Clovis die Augenlider zu. Der Gardist sollte eine anständige Beerdigung haben. Mit ihm begrub er zugleich auch Elodia. Er hatte ihre letzte Spur verloren. Sie war jetzt wie tot. Vielleicht war sie das ja auch schon lange, und er war die ganze Zeit über nur einem Traum nachgejagt.
Adrien konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten. Traum oder nicht, sie war, seit er Nantour verlassen hatte, das Ziel all seiner Bemühungen gewesen. Die Gedanken an sie hatten ihm die Kraft gegeben, die endlosen Stunden des Laufens und Grabens im Tal der Türme durchzustehen. Und als er in die Welt, die ihm fremd geworden war, zurückkehrte, hatte sie seinen Weg bestimmt. Wie ein Leuchtfeuer, das ein Schiff in gefährlicher See zum Hafen führte. Nun gab es kein Leuchtfeuer mehr. Sein Schiff war dazu verdammt, immer auf See zu bleiben. Ziellos zu kreuzen und sich den Stürmen zu stellen, bis es eines Tages spurlos im dunklen Meer verschwand.
Heiße Tränen rannen ihm über die Wangen. Nein, spurlos verschwinden würde er nicht! Er war Michel Sarti! Er würde den Orden vom Aschenbaum gründen, die Kirche beschützen und den Schwachen und Rechtlosen zur Seite stehen.
KOPFÜBER IN DIE SCHLACHT
Der Rudelführer drückte Baidan so fest an seine Brust, dass der Kobold fast keine Luft mehr bekam. Nie in seinem ganzen Leben hatte sich Baidan so hilflos gefühlt wie in jenem Augenblick, als Trolle und die großen Kentauren aus Uttika mit wildem Kriegsgeschrei aufeinander zustürmten. Wer das Pech hatte, ihnen in die Quere zu kommen, wurde gnadenlos niedergetrampelt.
Hinter ihnen kletterten immer weitere Trolle vom Steppenschiff hinab. Zu Beginn des Gefechtes würden sie in der Unterzahl sein.
Der Rudelführer, der ihn im Arm hielt, führte eine Kriegskeule mit einem großen, runden Steinkopf, um den sich knorriges Wurzelholz klammerte. Aus dem Steinkopf ragte ein Stoßzahn von einem Seeelefanten. Dass die Trolle keine vernünftigen Metallwaffen verwendeten, würde eines Tages noch ihr Untergang sein.
Über ihre Köpfe pfiffen Geschosse hinweg, koboldfaustgroße Steinkugeln, die von den leichteren Torsionsgeschützen auf den Geschützdecken verschossen wurden. Mit lautem Scheppern prallten einige auf Brustpanzer und Helme der Uttiker. Erfreuliche Lücken klafften plötzlich in der Schlachtreihe ihrer Feinde. Dann trafen Trolle und Kentauren aufeinander.
Die
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