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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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gemeint habe. Aber … was für eine Schweinerei ihr angerichtet habt. Raus jetzt mit euch.« Als wir zögerten, schaute er uns mit finsterer Miene an, die buschigen Augenbrauen wie zu einem Knoten zusammengezogen. »Raus!«
    »Wir wollen noch kurz mit ihr alleine sein«, sagte ich bestimmt.
    Sein Stirnrunzeln verschwand zwar nicht, wurde aber etwas freundlicher. »In Ordnung. Ich bereite inzwischen alles vor.«
    Tegan war nicht bei Bewusstsein, aber das hinderte mich nicht daran, meine Hände auf ihre Wangen zu legen, mich
zu ihr hinunterzubeugen und sie auf die Stirn zu küssen. »Du wirst wieder gesund. Wir kommen bald zurück, Tegan.«
    »Das werden wir.« Bleich strich Tegans Haar zurück und musterte sie. Seine Kiefermuskeln zuckten, und ich konnte sehen, wie weh es ihm tat, sie allein zu lassen. Doch mir ging es genauso.
    Zu meiner Überraschung trat Pirscher vor und stellte sich neben uns und Tegan. Er berührte sie nicht, aber ich sah etwas in seinem Gesicht, das neu war. »Du bist stärker, als ich gedacht hätte. Vielleicht stärker, als du selbst geglaubt hättest. Halt durch.«
    »Du solltest hierbleiben«, sagte Bleich zu mir. »Du bist auch verwundet.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tegan ist wichtiger.«
    »Seid ihr hier fertig?« Doc Tuttle war mit einem Tablett voll Gegenständen zurückgekommen, von denen ich die meisten nicht kannte.
    Keiner von uns wollte riskieren, den Mann zu verärgern, der Tegan heilen konnte, also nickte ich, und wir gingen. Ich hatte Angst, dass er aus dem gleichen Holz geschnitzt sein könnte wie Knochensäge und alles nur noch schlimmer machen würde, aber wir hatten alles für sie getan, was wir konnten.
    Ich blickte mich um und las die Schilder auf den Häusern. SCHUHE. REPARATUREN. LEBENSMITTEL. METZGER. Schuhe kannte ich. Bei meinen hatte ich die Sohle auf dem langen Marsch durchgelaufen und Stoff darumgewickelt, damit ich mir nicht auch noch die Füße wundlief. Ich konnte neue Schuhe gebrauchen, aber ich bezweifelte, dass ich irgendetwas hatte, das ich gegen neue
hätte eintauschen können. Wichtiger noch: Ich kannte die Regeln hier nicht und hatte keine Ahnung, an wen wir uns wenden sollten.
    Bleich und Pirscher blickten sich verwundert um, dieses eine Mal in vollkommener Einmütigkeit – sie hatten nicht die geringste Ahnung, was wir als Nächstes tun sollten. Aber … möglicherweise wusste ich etwas.
    »Vielleicht hilft uns Draufgänger«, sagte ich. »Er hat es ja schon mal getan.«
    Ich ging voraus und durchquerte die halbe Enklave auf dem Weg zurück zu seinem Wagen. Draufgänger stand da und behielt die Männer im Auge, die seine Tauschware entluden. Freundlich schaute er zu uns herüber, und dank meiner Brille konnte ich jetzt, bei Tageslicht, die Falten in seinem Gesicht besser erkennen. Lange Haare wuchsen auf seiner Oberlippe und hingen bis über den Mund herab. Auch das hatte ich noch nie bei jemandem gesehen.
    »Kann ich noch was für euch tun?«, fragte er.
    Ich nickte. »Können wir hier irgendwo bleiben, solange wir auf Neuigkeiten von unserer Freundin warten?«
    Die Wahrheit war: Wir brauchten einen Ort, an dem wir für immer bleiben konnten, und mussten einen Weg finden, uns hier einzufügen. Es gab keinen besseren Ort als diesen, das wussten wir bereits, aber … immer einen Schritt nach dem anderen. So wie wir aussahen, brauchten wir auf jeden Fall seine Hilfe, um einen Unterschlupf für uns zu finden.
    Draufgänger dachte kurz nach, dann sagte er: »Oma Oaks wird euch aufnehm’. Sie hat zwei freie Zimmer. Hat ’nen Sohn an die Stummies verlorn, und der andere hat geheiratet. « Er sah uns noch einmal an und überlegte, dann fügte er
hinzu: »Sagt, dass ich euch geschickt hab.« Schließlich beschrieb er uns das Haus und wie wir den Weg dorthin finden würden.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll«, erwiderte ich, doch dann fiel mir etwas ein: »Wir haben Freaks gesehen, ich meine, Stummies, nicht weit weg von hier. Sie waren klug, und ich glaube, es könnte bald einen Angriff geben.«
    Im Gegensatz zu Seide schlug er die Warnung nicht einfach in den Wind, sondern hob die Waffe, die er Altes Mädchen genannt hatte, und sagte: »Jederzeit bereit.«
    Er schaute die Jäger auf der hölzernen Mauer an, und ich folgte seinem Blick. »Werdet ihr oft angegriffen?«
    »Weniger oft als früher«, erwiderte er. »Aber wir sin’ nich unvorsichtig gewordn. Habn zu viele Vorposten gesehn, die teuer dafür bezahlt habn.«
    Als ich sah, dass die

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