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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Dietrich, Lukas, Raimund, Elisabeth und Reinhard in ihrer Kammer, um sich endlich selbst zu stärken und über das Geschehene zu reden.
    »Habt ihr unterwegs viele Menschen verloren?«, erkundigte sich Elisabeth besorgt.
    Christian forderte Dietrich mit einem Nicken auf, zu antworten.
    »Sieben«, sagte dieser, während sich seine Miene verdüsterte, was ihn zehn Jahre älter wirken ließ. »Einer verlor die Hand, als er bergab einen Hemmschuh unter ein Rad legen wollte, und ist uns verblutet, ohne dass wir noch etwas machen konnten. Zwei Alte sind vor Schwäche einfach umgefallen und nicht wieder aufgestanden. Und eine Frau starb bei der Geburt ihres Kindes. Das Kleine haben wir auch nicht durchgebracht, obwohl wir eine Amme auftrieben.«
    »Vielen Stillenden versiegte unterwegs die Milch«, berichtete nun Christian. »Aber dank der Ziegen von den Schmieden bekamen wir die meisten Säuglinge durch … alle, bis auf zwei.«
    Elisabeth schlug ein Kreuz, und jeder in der Runde sprach ein Gebet für die Toten.
    Christian und Dietrich zeigten wenig Bereitschaft, mehr von den Strapazen des Marsches zu erzählen. Ihre finsteren Mienen sagten genug. Stattdessen brachten sie zu aller Überraschung Nachrichten vom Verlauf des Krieges nach Heinrichs gescheitertem Angriff auf Goslar.
    Unterwegs waren sie erneut auf einen Teil von Hermanns Streitmacht gestoßen, die auf dem Rückmarsch von einer verlorenen Schlacht in Thüringen war.
    »Noch während die Rauchsäulen vom Rammelsberg aufstiegen, schickte der Löwe sein Heer von Goslar aus los, um in Thüringen einzufallen und das Land aufs schwerste zu verwüsten«, berichtete Christian seiner Frau und seinen Gefährten. »Sie brannten Königspfalz und Nonnenkloster in Nordhausen nieder, zerstörten die Pfalz Mühlhausen, mordeten und brandschatzten. Als Ludwig von Thüringen davon erfuhr, zog er sein Heer von Goslar ab und folgte Heinrichs Truppen in einem Eilmarsch. Nahe der Unstrut stießen seine und Bernhards Streitmacht auf das zahlenmäßig überlegene gegnerische Heer. Die Schlacht endete mit einer verheerenden Niederlage unserer Verbündeten. Es gab unzählige Tote, Ludwig und sein Bruder Hermann wurden gefangen genommen, die meisten ihrer vierhundert Ritter ebenfalls, und nach Braunschweig gebracht.«
    Er richtete seinen Blick auf Lukas. »Hast du Nachricht, wann Otto zur Reichsheerfahrt gegen den Löwen aufbricht? Wird sie wie geplant am fünfundzwanzigsten Juli beginnen?«
    Lukas nickte. »Daran hat sich nichts geändert. Und nach allem, was wir wissen, will der Kaiser zuvor die Oberacht gegen den Abtrünnigen verhängen.«
    Christian nahm diese Neuigkeit nicht ohne Skepsis auf. Sollte der Staufer das wirklich tun, wäre die Ächtung des Löwen unwiderruflich. Doch Lukas’ nächste Worte deuteten darauf hin, dass Friedrich Barbarossa dazu entschlossen war. »Noch vor der Reichsheerfahrt will der Kaiser die Neuverteilung Bayerns vornehmen. Otto wird mit seinen Gefolgsleuten Anfang Juli zur Heerfahrt losreiten. Seine Brüder werden mit uns ziehen.«
    So bleiben mir hier noch mehr als vier Wochen Zeit, dachte Christian einigermaßen beruhigt. Er trank seinen Becher mit einem großen Zug aus und wollte aufstehen, um sich mit Marthe in seine Kammer zurückzuziehen.
    Bei Gott, ich habe mich so nach diesem Moment gesehnt, ging es ihm durch den Kopf. Aber wenn ich nicht gleich mit ihr hinaufgehe, werde ich vor Erschöpfung einschlafen, bevor sie die Tür hinter sich geschlossen hat.
    Lukas’ nächste Worte hielten ihn dennoch einen Moment zurück. »Der Markgraf will dich diesmal nicht dabeihaben. Er meint, du solltest dich lieber hier darum kümmern, dass die vielen neuen Leute schnell zu fördern beginnen. Er will von dir lediglich fünf Ritter und zwei Dutzend Reisige.«
    »Dann sind ja noch vier Wochen Zeit, zu überlegen, wen wir schicken«, entgegnete Christian und musterte den jüngeren Freund aufmerksam. »Wieso habe ich auf einmal das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst? Los, raus mit den schlechten Neuigkeiten!«
    »Nun ja …« Lukas zögerte, bis er mit dem Geständnis herausrückte, das dem sonst so beherrschten Christian für einen Moment schlichtweg die Sprache verschlug. »Ich würde deine Männer auf dem Feldzug gern anführen. Denn unmittelbar davor werde ich heiraten …«

Der Auszug
    »Ich bin so glücklich, mein Gemahl. Und ich werde alles tun, um Euch auch glücklich zu machen«, hauchte Adela, als die letzten Gäste das Brautgemach verlassen

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