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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Verwirrung.
    »Was tust du, du Narr?«, fuhr der alte Bricassart ihn an. »Kämpfe gefälligst! Töte deinen Gegner, wie es dir befohlen wurde.«
    »Ich kann nicht«, kam es kläglich zurück.
    »Was soll das heißen?«
    »Er … er ist mein Bruder.«
    »Dein Bruder? Gewäsch! Es mag derselbe Schoß gewesen sein, aus dem ihr einst gekrochen seid, aber damit enden eure Gemeinsamkeiten. Ihr seid wie Feuer und Wasser, wie Dunkelheit und Licht. Ihr könnt nicht anders, als euch zu bekämpfen.«
    Damian wandte sich zu Nick um; der Blick, mit dem er ihn bedachte, war unmöglich zu deuten. Bricassarts Sohn schien nicht Herr seiner selbst zu sein, aber er war auch nicht mehr das willenlose Werkzeug, zu dem sein Vater ihn gemacht hatte.
    »Kämpfe, du Narr!«, befahl der alte Bricassart. »Hast du nicht gehört? Töte Nick Flanagan!«
    »I-ich kann nicht«, gab Damian abermals stammelnd zurück. Seinen schmerzverzerrten Zügen war abzulesen, dass sich zwei Seelen in seiner Brust einen heftigen Streit lieferten. Die eine, die gehorchen wollte, und die andere, die es nicht vermochte.
    »Weshalb nicht, du Narr?«
    »Meine Mutter …«
    »Deine Mutter hat dich ihr Leben lang geleugnet.«
    »Nein.« Damian schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr …«
    »Tu sais bien que c’est vrai« , verfiel Bricassart in seine eigene Sprache. »Deine Mutter hat dich nie geliebt. Sie wusste, dass du mein Erbe in dir trägst, und sie ist lieber gestorben, als dich aufwachsen zu sehen. Du schuldest ihr nicht das Geringste. Ich hingegen habe dich aufgezogen und zu meinem Nachfolger und Erben gemacht. Mir verdankst du alles, was du bist, und das solltest du niemals vergessen.«
    »Alles, was ich bin …?«
    Damian wiederholte die Worte flüsternd und blickte an sich herab, starrte auf das Brandzeichen in seiner Hand.
    »Was bin ich wirklich für dich, Vater?«, flüsterte er. »Nichts als dein Spielzeug, ein willenloser Sklave. Du hast auch mich gezwungen, den Trank zu schlucken …«
    Der Blick des jungen Piraten flackerte unstetig, und Nick begriff, dass auch er unter dem Bann des Schamanen stand. In seiner Bosheit hatte Bricassart nicht einmal davor zurückgeschreckt, seinen eigenen Sohn dem Ritual des Voodoo zu unterwerfen und einen lebenden Toten aus ihm zu machen. Aber der Anblick seiner Mutter hatte den Bann wenn nicht gebrochen, so doch zumindest beeinträchtigt.
    »Was soll das Geschwätz?«, fragte Bricassart barsch. »Ich habe dir einen Befehl erteilt, und ich erwarte, dass er ausgeführt wird! Geh und töte deinen Bruder, Damian! Hörst du nicht? Ich verlange, dass du tust, was ich dir befehle, bei Dambaalas giftigem Atem!«
    Damian hörte den Befehl, aber er stand wie versteinert. Das Breitschwert hatte er noch in der Hand, doch er weigerte sich, es gegen Nick zu erheben. Tief in seinem Inneren war etwas entfesselt worden, das sich mit aller Macht gegen die Gewaltherrschaft des Vaters wehrte.
    Der alte Bricassart verfiel in wütendes Gebrüll, und der Schamane, der zu Füßen seines Herrn gekauert hatte, sprang auf und begann, in seiner fremden Sprache auf Damian einzureden. Seine Augen weiteten sich dabei, bis fast nur das Weiße zu sehen war, und seine dürren Arme richteten sich wie Waffen auf Bricassarts Sohn.
    Unter dem monotonen Klang der Beschwörungsformel hob Damian mit zitternder Hand die Klinge und wandte sich Nick zu. Anstatt ihn aber anzugreifen, sträubte er sich mit aller Kraftdagegen, dem Willen seines Vaters und des Schamanen nachzukommen. Seiner Miene war anzusehen, wie viel Kraft ihn dies kosten musste, und Nick fürchtete, dass sein Bruder den inneren Kampf jeden Augenblick verlieren und sich auf ihn stürzen würde.
    Aber er irrte sich.
    Während die Beschwörungen des Schamanen immer noch lauter und drängender wurden, setzte Damian sich weiter zur Wehr. Seine Züge verzerrten sich vor Schmerz, und die Schreie aus seiner Kehle hatten kaum mehr etwas Menschliches. Und in einer Wendung des Schicksals, die niemand auf dem Platz erwartet hatte, am allerwenigsten wohl Damian selbst, richtete er die Spitze des Breitschwerts auf sich selbst und stürzte sich in die Klinge.
    »Nein!«, brüllte sein Vater, während Damian auf die Knie sank. Mit letzter Kraft zog er den blutigen Stahl aus seiner Brust und ließ ihn fallen. Dann fiel er in den Staub.
    Einen Herzschlag lang herrschte atemloses Schweigen auf dem Platz, ehe sich das Entsetzen des alten Bricassart in blanken Hass verwandelte. »Feuer!«, keifte er mit einer

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