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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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versucht, ihn zum Reden zu bringen, aber er hat sich geweigert. Er meinte, es wäre sicherer, wenn ich es nicht wüsste.“ Seine Verschwiegenheit schien Elizabeth zu beunruhigen. „Er hat mir allerdings etwas Wichtiges verraten. Vielleicht hatte er schon so eine Ahnung, dass er nicht zurückkehren würde …“
    „Sagen Sie es mir!“, bat Colette.
    „Es sollte keine Überraschung für Sie sein: Mein Neffe liebt Sie.“
    Colette hob erstaunt die Hand an ihre Wange. „Das hat er Ihnen tatsächlich gesagt?“
    Elizabeth schnaubte ärgerlich. „Glauben Sie, ich denke mir so etwas aus?“
    „Nein, aber …“ Tränen stiegen ihr in die Augen.
    „Er steckt in Schwierigkeiten“, sagte seine Großtante nachdenklich. „Doch er hat mir nichts verraten. Sosehr ich auch versucht habe, etwas aus ihm herauszubekommen.“
    Colette senkte den Kopf. „Ich weiß, worum es geht.“
    Ungläubig starrte Elizabeth sie an. „Sie wisse n es und haben mir nichts gesagt?“
    „Es ist etwas, das Sie nicht gern hören werden.“
    „Sie sagen mir sofort, um was es geht, junge Dame.“
    Und Colette begann zu reden, beschrieb, was sie auf seinem Computer entdeckt und wie sie darauf reagiert hatte. Sie erzählte Elizabeth alles – auch von dem anonymen Brief an die Behörden, ihre Vermutung, wo Christian im Augenblick war und warum.
    Die alte Dame stellte keine einzige Frage, bis Colette geendet hatte. „Sie glauben nicht im Ernst, dass mein Neffe in Menschenhandel verstrickt sein könnte, oder?“, stieß sie ungläubig hervor.
    „Ich … ich bin mir nicht sicher, was ich glauben soll.“
    „Mein liebes Kind. Christian würde sich genauso wenig wie ich auf ein solches Niveau herablassen. Wenn Sie einen Augenblick ernsthaft darüber nachdenken würden, wäre Ihnen das klar.“ Dann fragte sie etwas verständnisvoller: „Tragen Sie diesen Verdacht schon all die Monate mit sich herum?“
    „Ich weiß, was ich gesehen habe“, erwiderte sie stur.
    „Oder denken , gesehen zu haben“, widersprach die alte Dame.
    „Er hat es nicht abgestritten.“
    Das ließ Elizabeth verstummen, allerdings nur für einen kurzen Moment. „Ich weigere mich, das zu glauben.“
    Das Baby bewegte sich und erinnerte Colette daran, wie viel auf dem Spiel stand. „Alles, was wir tun können, ist, Christian selbst zu fragen – wenn er wieder da ist“, sagte sie. Sie wollte nicht akzeptieren, dass er vielleicht nicht zurückkehren würde. Die Hoffnung war alles, was sie noch am Leben erhielt – und im Augenblick reichte das, um sie weitermachen zu lassen.
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen.
    „Ich habe Kontakte zur Regierung“, sagte Elisabeth irgendwann. „Und ich werde der Sache auf den Grund gehen.“
    „Aber …“
    „Sie hätten mir diese Information nicht vorenthalten dürfen, Colette.“
    „Ich dachte …“
    „Hätte ich es gewusst, hätte ich früher etwas unternehmen können.“
    „Wen wollen Sie fragen?“
    Sie straffte die Schultern. „Charles und ich waren gut mit den Eltern des jetzigen Senators befreundet.“
    „Des … Senators?“
    „Er wird mir die Informationen geben, die ich brauche. Ich wünschte, Sie hätten genügend Verstand gehabt, um mir all das viel früher zu erzählen“, monierte sie noch einmal.
    „Ich auch, aber ich wollte Sie einfach nicht aufregen.“
    „Vergessen Sie es.“ Elizabeth tätschelte ihre Hand. „Wenigstens haben Sie es mir erzählt. Ich werde mich darum kümmern, und wir werden die Wahrheit herausfinden – ganz gleich, wie unbequem sie auch sein mag.“
    „Danke“, sagte Colette. „Und Sie hätten mir ruhig sagen können, was Christian Ihnen anvertraut hat.“
    Elizabeth schenkte ihr ein Lächeln. „Ja, meine Liebe. Ich denke, das hätte ich tun sollen.“ Sie blickte Colette ernst an. „Lassen Sie mich Ihnen Folgendes sagen: Sie halten sein Herz in Ihren Händen.“
    Colette spürte, wie sich in ihr ein Gefühl der Wärme ausbreitete. „Und er hat mein Herz in seiner Hand. Ich kann nur hoffen, dass er das weiß.“
    Christians Großtante entspannte sich und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Er kam in jener Nacht noch spät bei mir vorbei – in der Nacht, bevor er verschwand. Normalerweise hätte ich mich schon längst zur Ruhe begeben, doch ich war ganz vertieft in mein Buch. Gerade als ich ins Bett gehen wollte, tauchte er vollkommen unerwartet bei mir auf. Ich habe ihn wegen dieser Unhöflichkeit auf seine Kinderstube angesprochen, ihn aber trotzdem hereingelassen.“

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