Im Innern des Wals
George Orwell
Im Innern des
Wals
Erzählungen und Essays
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Dieser Band enthält einen Essay über den literarischen Werdegang Orwells, eine hellsichtige Verteidigung von Henry Millers Wendekreis des Krebses sowie eine Bestandsaufnahme der Literatur der zwanziger und dreißiger Jahre, Artikel über Rudyard Kipling und Mark Twain, eine empörte Antwort auf H.G. Wells' Zeitungsberichte Anfang 1941, in denen Hitlers militärisches Potential nach der Kapitulation Frankreichs unterschätzt wird, sowie die beiden autobiographischen Erzählungen Einen Mann hängen und Einen Elefanten erschießen.
ISBN 3 25720213 X
Original: ›The Collected Essays, Journalism and Letters of George Orwell‹
Aus dem Englischen von Felix Gasbarra
1975 by Diogenes Verlag AG Zürich
Umschlagzeichnung von Tomi Ungerer
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Inhalt
Warum ich schreibe
( Why I Write ) ........................................................................ 3
Einen Mann hängen
( A Hanging ) ........................................................................ 14
Einen Elefanten erschießen
( Shooting an Elephant )....................................................... 21
Hopfenpflücken
( Hop-Picking )..................................................................... 32
In einem Bergwerk
( Aus : The Road to Wigan Pier ) ......................................... 61
Marrakesch
( Marrakech ) ....................................................................... 76
Im Innern des Wals
( Inside the Whale ) .............................................................. 85
Mark Twain - Der amtliche Hofnarr
( Mark Twain - The Licensed Jester ) ................................ 138
Rudyard Kipling
( Rudyard Kipling ) ............................................................ 145
Welk, Hitler und der Weltstaat
( Wells, Hitler an the World-State ).................................... 166
Warum ich schreibe
Schon sehr früh, als ich vielleicht fünf oder sechs war, wollte ich Schriftsteller werden, wenn ich einmal groß sein würde.
Zwischen siebzehn und vierundzwanzig versuchte ich den
Gedanken aufzugeben, tat dies aber im Bewußtsein, daß ich
damit gegen meine innerste Natur verstoßen und früher oder später mich doch hinsetzen und Bücher schreiben würde.
Ich war das mittlere von drei Kindern, von meinen beiden
Geschwistern trennten mich jeweils fünf Jahre, und meinen
Vater bekam ich vor meinem achten Lebensjahr nur selten zu Gesicht. Aus diesen und ändern Gründen war ich recht einsam und entwickelte bald höchst unangenehme Eigentümlichkeiten, die mich während meiner ganzen Schulzeit unbeliebt machten.
Ich hatte die Gewohnheit, die man oft bei sich selbst
überlassenen Kindern findet, mir Geschichten auszudenken und mich mit imaginären Personen zu unterhalten, und ich glaube, daß meine literarischen Versuche von Anfang an von dem
Gefühl begleitet waren, von den andern getrennt und nicht
genügend anerkannt zu sein. Ich wußte, daß es mir leicht fiel, mich ge wandt auszudrücken, und daß ich die Fähigkeit hatte, mich mit unerfreulichen Tatsachen auseinanderzusetzen, und so schuf ich meine eigene Welt, in der ich mich für die
Enttäuschungen im Alltag entschädigen konnte. Dennoch
erreichte der Umfang ernsthafter, das heißt ernsthaft angelegter Arbeiten, die ich während meiner Kindheit und frühen Jugend produzierte, noch nicht einmal ein halbes Dutzend Seiten. Mein erstes Gedicht, von meiner Mutter nach Diktat
niedergeschrieben, verfaßte ich mit vier oder fünf Jahren. Ich kann mich an keine Zeile mehr erinnern und weiß nur, daß es von einem Tiger handelte und daß der Tiger »Zähne wie
Stuhlreihen« hatte, eine recht gelungene Metapher, aber ich glaube, das Ganze war ein Plagiat von Blakes
-3-
Tiger, Tiger. Mit elf, bei Ausbruch des Krieges 1914-1918, schrieb ich ein patriotisches Gedicht, das in unserem Lokalblatt erschien, so wie ein zweites, zwei Jahre später, auf den Tod von Kitchener. Als ich schon etwas älter war, verfaßte ich ab und zu schlechte und gewöhnlich nie zu Ende gebrachte »Natur-Lyrik«
im georgianischen Stil. Etwa zweimal versuchte ich mich auch an einer Kurzgeschichte, ein sagenhafter Mißerfolg; das war etwa alles an ernsthaften Bemühungen, was ich in der ganzen Zeit zu Papier brachte.
Immerhin habe ich in all diesen Jahren in gewissem Sinne
doch eine literarische Tätigkeit
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