Die Farben der Sehnsucht
gerufen und ihr aufgetragen, den Abendbrottisch für eine weitere Person zu decken.
„Bitte erzählen Sie mir während des Dinners alles , was Sie über Christian wissen. Ich habe den Jungen seit Monaten nicht gesehen und brenne darauf, das Neueste über ihn zu erfahren.“
„Ich …“
„Elliott und Christian sind meine einzigen noch lebenden Verwandten“,sagte Elizabeth, bevor Colette den Versuch einer Antwort unternehmen konnte. „Eines Tages wird dieses Haus ihm gehören.“ Als sie sich umsah, streifte ihr liebevoller Blick unterschiedlichste Gegenstände im Zimmer – die Bücher, den antiken Schreibtisch, einen schweren Orientteppich. „Ich sage Ihnen gleich: Wenn er eines dieser … dieser Mädchen heiratet, mit denen er in den letzten Jahren seine Zeit vertrödelt hat, werde ich mein Haus lieber dem Zoo vermachen. Wie gesagt, es ist an der Zeit, dass er sesshaft wird und eine Lady heiratet.“
„Ich … ich bin mir nicht sicher, ob ich mich dazu eigne.“
Die alte Dame kniff ganz leicht die Augen zusammen und schien ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen. „Ganz sicher sind Sie geeignet. Und nun erzählen Sie mir mehr über sich.“
Colette zögerte kurz und wollte gerade beginnen, ihre eigene Familie zu beschreiben, als Elizabeth die Hand hob.
„Bevor Sie anfangen, möchte ich, dass Sie mir eine Frage beantworten. Es ist vielleicht eine heikle Frage, und ich entschuldige mich schon im Voraus dafür. Nichtsdestotrotz bestehe ich auf die Wahrheit.“
„Also gut.“ Colette hoffte, dass es nicht die Frage war, vor der sie sich am meisten fürchtete.
Elizabeth beugte sich ein wenig vor und blickte Colette eindringlich an. „Es ist offensichtlich, dass Sie den Jungen lieben. Irgendetwas ist falsch gelaufen. Was?“
„Ich …“
„Die Wahrheit“, forderte sie.
Colette verschränkte die Hände und nickte. „Es ist kompliziert.“
Die alte Dame seufzte. „Meine Güte, liebes Kind, die Liebe ist imme r kompliziert. Es wäre keine Liebe, wenn es nicht kompliziert wäre.“
Colette nickte stumm.
„Sie sind schwanger, habe ich recht?“
Colettes Augen weiteten sich und füllten sich im nächsten Moment mit Tränen.
18. KAPITEL
„Ich liebe es, beim Stricken die Schönheit und die Bewegungen eines Hundes in Intarsienarbeiten einzufangen. Es macht Spaß, farbenfrohe Garne zu verwenden, um einen Pullover zu stricken, der nicht nur die Pracht des Tieres, sondern auch die Liebe und den Stolz seines Besitzers widerspiegelt.“
– Peggy Gaffney, www.kanineknits.co m
Lydia Goet z
Der Freitag fing gut an. Unser Verkauf lief hervorragend, und ich traf einige meiner Lieblingskunden.
Am Abend zuvor hatten Brad und ich zu Hause Stunden damit zugebracht, das Für und Wider einer Adoption zu diskutieren.
Meine und Brads größte Angst bezog sich auf die Zukunft.
Es war eine Sache, einen Wollladen zu eröffnen – wenn der Krebs zurückkehrte, konnte ich ihn immer noch verkaufen. Aber eine ganz andere Sache war es, ein Kind zu uns zu nehmen. Selbst wenn ich im Moment voller Hoffnung und gesund war, schwebte die Krankheit doch drohend wie ein Damoklesschwert über meinem Haupt – das konnten weder ich noch Brad ignorieren.
Am Ende jenes Abends waren Brad und ich noch immer unterschiedlicher Meinung, aber ich fühlte mich ihm näher als jemals zuvor. Wir entschieden uns, die Adoptionsfrage erst einmal ruhen zu lassen.
An diesem Freitagmorgen bemerkte ich, dass Margarets Verhalten und ihre innere Einstellung sich geändert hatten.
Vielleicht lag es an der Unterhaltung mit Detective Johnson, die sie am Tag zuvor geführt hatte. Die Polizei würde den Verdächtigen, den sie im Visier hatte, vermutlich bald schnappen.
Margaret war den ganzen Tag über aufgeregt, und ich freute mich für sie. Und ich war erleichtert. Ja, ich wollte auf jeden Fall, dass der Verrückte gefasst, verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde. Mehr noch – ich wollte, dass diese Sache endlich einen Abschluss fand. Um Julias willen. Aber auch um meiner Schwester willen.
Finanziell ging es dem Wollladen prächtig, und ich fühlte mich meinen Kundinnen sehr verbunden – besonders den Frauen im Gebetsschal-Kurs. Mir war aufgefallen, dass Colette und Alix sich angefreundet hatten. Das hätte mich nicht überraschen sollen, tat es aber doch. Ich hatte nicht gedacht, dass die beiden so viele Gemeinsamkeiten haben. Doch Alix ist einer der wohl vielschichtigsten Menschen, die ich kenne. Sie kann sich leicht an Menschen oder
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