Die feurige Braut des Highlanders: Roman (German Edition)
deine Gabe dich getäuscht«, sagte er und fegte ihre Einwände beiseite. »Oder du hast das Gesehene falsch gedeutet.«
Gelis schien verärgert, denn sie hob die Hand und fuhr damit durch die Luft.
»Ich weiß sehr wohl, wie das Innere einer Grabstätte aussieht«, beschied sie ihn in einem Ton, der an Entrüstung grenzte.
Ihre Wangen waren Aufregung gerötet, und wie so oft schon hatte sich ihr Zopf gelöst. Im Feuerschein golden glänzend fiel ihr das Haar in einer Flut rotgoldener Locken über die Schultern. Und verlockte Ronan über alle Maßen.
Es gab so viele Dinge, die er mit ihren Haaren anstellen könnte ...
Dinge, die nichts mit längst verstorbenen Vorfahren und deren letzter Ruhestätte zu tun hatten.
Ronan fuhr sich mit der Hand durchs Haar und unterdrückte ein Stöhnen. Er wusste Besseres als über Vorfahren und Grabstätten zu reden, wenn Gelis in seinem Plaid so unwiderstehlich aussah, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
Sie jedoch schien fest entschlossen, dieses Gespräch fortzusetzen.
Und sie hatte Maldreds Sache ganz eindeutig zu ihrer gemacht.
Ihre funkelnden Augen und ihr kampflustig vorgeschobenes Kinn bewiesen das.
»Ich bin einmal in die Familiengrabstätte auf Eilean Creag gekrochen.« Sie begann im Zimmer herumzuwandern, und ihre Brüste wogten bei jedem ihrer Schritte. »Ich war noch klein und ... wollte Geister sehen. Sie verbargen sich vor mir, wie Geister es gewöhnlich immer tun, aber das Grab zumindest konnte ich sehr gut sehen.«
Ronan verschränkte die Arme. »Das ändert gar nichts. Maldred wurde nicht in einer Grabstätte beigesetzt. Er ...«
»Ich weiß, was ich gesehen habe.« Sie blieb vor ihm stehen. »Er befand sich in einer kleinen steinernen Kammer, in der es dunkel, kalt und stickig war«, erklärte sie und unterstrich jedes Wort mit einem Fingertippen an seine Brust. »Es kann nur seine Grabstätte gewesen sein.«
Ronan holte tief Luft und ließ sie langsam wieder aus. »Du hast das Grab des Mannes gesehen, Gelis. Es ist ein eingefallener Hügel auf dem ältesten Teil des Familienfriedhofs. Das Einzige, was noch darauf hinweist, wo Maldred liegt, ist ein zerbrochener Grabstein. Er hat nie in einer Gruft gelegen.«
»Oh doch, er liegt in einer«, beharrte Gelis. »Und der Stein des Raben befindet sich bei ihm. Auch das habe ich gesehen. Er hielt ihn mir hin und bat mich, ›den Raben zu befreien‹.«
»Er hat was?« Ronan blieb fast das Herz stehen.
Er hatte ihr nie die ganze Geschichte des Steins erzählt.
Und ihr war anzusehen, dass sie keine Ahnung davon hatte.
Denn sonst hätte sie ihren Triumph nicht unterdrücken können.
»Erbat mich, ›den Raben zu befreien‹«, wiederholte sie und begann wieder auf und ab zu gehen. »Ich glaube, er wollte mir damit sagen, dass meine Liebe zu dir dich von dem Fluch befreien wird, mit dem du belegt zu sein glaubst. Und dass Dare dann ...«
»Er hat nicht mich gemeint, Gelis.«
Ronan trat an eines der Fenster und hoffte, dass die kalte Luft, die durch die Blenden drang, wieder etwas Farbe in seine Wangen bringen würde.
Denn er wusste, dass er kreidebleich geworden war.
Er hatte es gespürt.
Genauso deutlich, wie er jetzt erkannte, dass seine Frau Maldred wirklich gesehen hatte, wo auch immer sich der Kerl jetzt aufhielt.
Noch beunruhigender war jedoch die Möglichkeit, dass der von allen verteufelte alte Bursche gar kein ganz so schlimmer Übeltäter gewesen war, wie alle glaubten.
Oder dass die Jahrhunderte, sofern sein Geist tatsächlich existierte, ihn ein wenig reumütiger gemacht hatten.
Eine andere Erklärung schien es nicht zu geben.
Nicht, dass diese nicht genügte.
Schon jetzt brachte deren Bedeutung den Boden unter seinen Füßen förmlich zum Schwanken.
»Nein, Gelis.« Er schüttelte den Kopf, weil die nächsten Worte ihm unendlich schwerfielen. »Ich bin nicht dieser Rabe.«
Seine Brust war schmerzhaft eng geworden, und weil er Luft brauchte, wollte er die Fensterläden öffnen. Doch noch bevor seine Hand den Riegel berührt hatte, schob sie sich zwischen ihn und den Fensterbogen.
»Ich verstehe nicht, was du meinst.« Mit erstaunlich starkem Griff packte sie ihn am Arm. »Du bist doch der Rabe, oder nicht?«
»Ich bin einer von vielen Raben.« Er blickte auf sie herunter und wünschte sofort, er hätte es nicht getan.
Er hatte das Plaid nicht so gut verknotet, wie er gedacht hatte. Und nach all ihrer Herumlauferei hatte der Knoten sich gelockert, und unter dem
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