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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Dreizack bei sich – einige waren eher kurz und am unteren Ende keulenförmig, andere waren lang und schrecklich spitz. Der Dreizack war ein typisches Werkzeug der Surfs, doch diese Männer hielten ihn wie eine Waffe. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Ich wagte kaum zu atmen, löste die Harpune aus dem Halfter und kroch vorsichtig vorwärts. Als ich die Spitze hob, fiel mir eine Bewegung im Wasser unter mir ins Auge – ein auftauchendes U-Boot. Es konnte nicht die Slicky sein, denn dazu war es zu groß. Von ihrem Standpunkt aus konnten meine Eltern unmöglich sehen, was direkt unter der Wasseroberfläche auf sie lauerte.
    »Dad!«, brüllte ich, während ich auf Hadal zielte. »Sie haben euch umzingelt.«
    Meine Eltern wirbelten herum und hielten nach mir Ausschau, als die Surfs hervorstürzten. Der Schreck, der Mum und Dad ins Gesicht geschrieben stand, bestätigte meinen Verdacht: Sie hatten nicht gewusst, dass sich weitere Surfs in der Halle aufhielten. Bevor sie reagieren konnten, sprang Hadal hinter meine Mutter und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Meine panische Angst verwandelte sich augenblicklich in Wut.
    Schon kam einer der sonnenverbrannten Surfs auf mich zu und schleuderte mir seinen Dreizack entgegen. Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, sodass die Waffe an meinem Kopf vorbeischoss und in die Wand einschlug. Schnell sprang ich wieder auf und sah, dass noch ein Surf zur Treppe rannte, während es der Rest der Meute auf meine Eltern abgesehen hatte. Was würde passieren, wenn ich ein paar von ihnen außer Gefecht setzte? Mein Finger am Abzug war bereit abzudrücken, ich könnte so zielen, dass ich niemanden tötete. Trotzdem warf ich die Idee wieder über den Haufen. Es war unmöglich, alle Angreifer auszuschalten, bevor einer von ihnen meine Eltern ernsthaft verletzen konnte.
    »Ty!«, schrie Dad. »Hau ab!«
    Hinter ihm tauchte das U-Boot durch das Loch im Boden auf. Es sah grün und bösartig aus und sein Bug mündete in einem spiralförmigen Bohrer.
    »Ty, lauf!«, rief nun auch Mum, während Hadal sie zu dem wartenden U-Boot zerrte.
    Ich verfolgte ihn mit der Spitze meiner Harpune, bis die Surfs meine Eltern an Bord gezwungen hatten. Dann polterten Schritte auf der Treppe neben mir. Ich konnte unmöglich die ganze Horde abwehren. Doch wenn ich ihr U-Boot mit dem Kreuzer verfolgte, könnte ich ihre Koordinaten per Funk an die Meereswache weitergeben und meine Eltern auf diese Weise befreien.
    Gerade als die Schritte die oberste Stufe erreichten, machte ich mich aus dem Staub.

6
    Mir war übel und ich kämpfte gegen die lähmende Angst, als ich durch die Kabine hetzte und die Tür hinter mir abschloss. Das würde die Surfs zumindest etwas aufhalten und mir einen kleinen Vorsprung verschaffen.
    Draußen war die Sonne war aufgegangen, der Nebel löste sich langsam auf und vom Bugturm aus entdeckte ich Gemma. Als sie mir zuwinkte, rief ich: »Das ist eine Falle!«, und hoffte, dass der Wind meine Worte nicht forttrug.
    Hinter mir wurde die Tür aufgestoßen. Ich betrachtete die aufgewühlte See unter mir. Hinunterzuklettern würde zu lange dauern, doch ein Sprung aus zwei Stockwerken Höhe war riskant. Abgesehen vom Sog war es unmöglich vorherzusagen, ob Felsen oder Wrackteile unter den Wellen verborgen waren. Ich wünschte, ich hätte meinen Helm nicht im U-Boot gelassen und tastete nach einem Halt an dem verrosteten Schiffsrumpf.
    »Eine Bewegung, und ich schlitze dich auf«, sagte eine raue Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte einen Surf, dessen nackter Oberkörper mit Brandblasen übersät war. »Rein da!«, befahl er und die dolchscharfen Spitzen seines Dreizacks blitzten im Sonnenlicht auf, als er damit auf die Tür deutete.
    Ich sah, wie sich Gemma ins Cockpit fallen ließ, und wog meine Möglichkeiten ab. Sie machte den Kreuzer abfahrbereit, jetzt könnte ein Sprung das Risiko wert sein.
    »Rein da!«, wiederholte der Surf. »Oder ich werde …« Seine Drohung endete in einem Jaulen, das sich in einen wütenden Schrei verwandelte, während sein Dreizack polternd auf dem Boden aufschlug.
    Verwirrt sah ich dabei zu, wie der Mann vor dem Eingang zur Kabine zusammensackte und sich heulend den nackten Rücken hielt. Hinter ihm stand ein kleines Mädchen mit Strubbelkopf in einem Taucheranzug. Zoe.
    »Was hast du getan?!«
    Sie hielt einen schmalen Stachel in die Höhe. »Von einem Stachelflosser«, sagte sie. Kein Zweifel, dass sie den von einem ihrer Haustiere abgezupft

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