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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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dazu bringen aufzutauchen, und zwar bald.
    Der Kreuzer schlingerte und bockte im Wasser. Gemma hatte natürlich nicht viel Erfahrung im Umgang mit unserem Familienboot – und erst recht nicht, wenn ein Anhänger hinten festgemacht war. Wieder versuchte ich, in ihre Richtung zu klicken, doch bei dieser Geschwindigkeit erreichten meine Laute sie nicht.
    Ich packte die Gummiriemen, die über den Anhänger gespannt waren, und zog mich daran Stück für Stück bis zur Mitte der Abdeckung. Ich wollte mich hinknien, doch gegen den Sog kam ich nicht an. Wenn ich meinen Kopf nicht innerhalb der nächsten dreißig Sekunden über Wasser halten konnte, würde ich loslassen müssen. In einem allerletzten Versuch winkte ich verzweifelt in die Heckkamera des Kreuzers.
    Das musste Gemma verstanden haben. Der Kreuzer raste plötzlich so schnell in Richtung Oberfläche, dass er wie eine Rakete durch die Wellen schoss und der Anhänger hinter ihm herflog. Durch den Anhänger war das U-Boot zu schwer und klatschte mit solcher Wucht auf das Wasser auf, dass mir die Luft wegblieb. Doch mir blieb keine Zeit, mich vor Schmerzen zu krümmen, denn schon tauchte das grüne U-Boot hinter uns auf. Mit seiner langen Bohrspitze und dem zigarrenförmigen Rumpf konnte es für einen kranken grünen Narwal gehalten werden. Die zwei Fenster auf Höhe der Wasserlinie sahen aus wie Augen.
    Woher hatten die Surfs ein so hochmodernes U-Boot?
    Ich schob den Gedanken beiseite. Jetzt war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn sie uns auch noch als Geiseln in die Finger bekämen, wären wir für Mum und Dad keine große Hilfe mehr. Sollten sie tatsächlich hinter der Wagenladung her sein, wäre es wohl das Beste, ihnen den Anhänger zu überlassen.
    Ich benutzte wieder die Gummiriemen, um mich zur Vorderseite des Anhängers zu ziehen, was keine leichte Aufgabe war. Der Anhänger war so viel leichter als das U-Boot, dass er über die Wellen hüpfte und dabei immer wieder aufs Wasser klatschte.
    Ich wusste, dass ich mich nicht mehr lange halten konnte und sprang auf das Heck des Kreuzers, rutschte aber an dem glatten Fiberglas ab. Halt suchend schlug ich um mich und konnte mich schließlich an der Reling festklammern.
    Ohne mir eine Atempause zu gönnen, löste ich das Schleppseil vom Kreuzer und drehte mich um. Für einen Moment hüpfte der Anhänger noch in unserem Kielwasser, dann verschwand er in den Wellen. Mit ihm ging die ganze wertvolle Ladung aus Seetang unter, die uns zwei Tage schweißtreibende Arbeit gekostet hatte, doch das war mir jetzt egal, solange wir dadurch die Surfs abschütteln konnten.
    Und tatsächlich, das U-Boot drehte bei. Durch die beiden getönten Fenster sah ich mehrere Schatten, doch ich konnte keine Gesichter erkennen. Ich wünschte, ich hätte sehen können, ob es meinen Eltern gut ging, doch genauso schnell, wie es erschienen war, tauchte das U-Boot jetzt wieder ab.
    Ich kletterte über das schmale Deck des Kreuzers und Gemma öffnete mir die Luke. Sie machte mir Platz, sodass ich mich in den Pilotensitz fallen lassen konnte. Obwohl ich schweißgebadet war und vor Erschöpfung zitterte, drückte ich den Steuerknüppel nach vorn und brachte unser Höhenruder damit in eine fast senkrechte Position. Etwas berührte meine Hand, und als ich hinabsah, schob Gemma gerade ihre Finger zwischen meine. An jedem anderen Tag wäre ich begeistert gewesen, doch jetzt fühlte ich mich vor Verzweiflung wie betäubt.
    »Was ist mit deinen Eltern passiert?«, fragte sie.
    »Die Surfs haben sie entführt.« Mum und Dad hatten Hadal vertraut, doch der Häuptling der Drift hatte nur bewiesen, dass die Surfs tatsächlich so brutal und rücksichtslos waren, wie alle sagten. Ich bremste ab und brachte den Kreuzer wieder in die Waagerechte. »Ich weiß nicht, was wir tun sollen«, sagte ich mit brüchiger Stimme und schämte mich dafür genauso sehr wie für meine Unschlüssigkeit. »Ich weiß nicht, ob wir ihnen folgen oder lieber Hilfe holen sollten.«
    »Ty.« Sie stieß mit einem Finger auf den Bildschirm.
    Ein Blick genügte und ich war ebenso beunruhigt wie sie. Das grüne U-Boot kam von unten genau auf uns zu. Ich zog den Steuerknüppel zu mir heran und änderte unseren Kurs. Doch das grüne U-Boot tat dasselbe – und stieß gegen den Bauch des Kreuzers. Die scharfe Spitze durchstach den Schiffsrumpf und der Bohrer grub sich genau zwischen unseren Sitzen durch den Boden. Dann zogen die Angreifer

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