Die Flakhelfer: Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden (German Edition)
Mannes. »Sie wollte sterben, und sie wäre gestorben, wenn wir sie nicht mitgenommen hätten«, erzählte mir mein Vater. Eine Bombe fiel in sein Kinderzimmer und zerstörte die ganze Wohnung. Mutter, Schwester und Sohn krochen durch einen Durchbruch in den Nachbarkeller und überlebten.
»Auch wenn das seltsam klingt: Es war ein Gottesglück für deine Großmutter, dass wir ausgebombt wurden«, sagte mein Vater: »Mit dem Haus waren auch alle Erinnerungen an das Leben davor zerstört.« Tagelang noch suchte meine Großmutter in den Trümmern.
Dann geschah etwas, das mein Vater noch heute als Wunder bezeichnet. Unter Schutt und Asche hatte ausgerechnet ein Stück Papier die Zerstörung überdauert. Es war der letzte Brief, den Walter Herwig seinem Sohn geschrieben hatte: »Nochmals alles Gute, mein lieber Günter, für Dein neues Lebensjahr und viele herzliche Grüße. In Liebe, Dein Vater«.
1 »Im Westen viel Neues«, Hessisch Niedersächsische Allgemeine, 21. Juni 2006.
2 Brief des Staatlichen Wilhelmsgymnasiums Kassel vom 3.3.1938 an Frau Konsul Walter Herwig, Kassel, Skagerrakplatz 30.
Anmerkungen
Abkürzungen
– NARA = National Archives and Records Administration (Washington)
– BStU = Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Berlin)
– PA AA = Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (Berlin)
– BArch = Bundesarchiv (Berlin/Koblenz)
– BDC = Berlin Document Center
Editorische Notiz
In Die Flakhelfer zitiert Malte Herwig auch aus seinen bereits in Der Spiegel, Zeit Magazin, Weltwoche und Stern erschienenen Artikeln zum Thema.
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