Die Flusswelt Der Zeit
Figur eines Ringers.
»Ich bin Dov Targoff«, sagte er mit leichtem Oxfordakzent. »Ehemaliger Commander der israelischen Marine. Sie sollten diesem Mann hier keine Aufmerksamkeit schenken. Er ist einer dieser altmodischen Juden, die sich hauptsächlich durch ihren Pessimismus auszeichnen. Eine Heulsuse. Anstatt aufzustehen und wie ein Mann zu kämpfen, würde er sich eher schluchzend an die Klagemauer lehnen.«
Ruach schnappte nach Luft und fauchte: »Du arroganter Sabra! Ich habe gekämpft und getötet! Ich bin keine Heulsuse! Was tust du denn jetzt, du tapferer Krieger? Bist du nicht genauso ein Sklave wie wir alle?«
»Es ist immer wieder die gleiche alte Geschichte«, sagte eine Frau. Sie war groß und dunkelhaarig, aber zu hager, um schön zu sein. »Die gleiche alte Geschichte. Wir streiten uns untereinander, während unsere Gegner die Eroberungen machen. Als Titus in Jerusalem einfiel, töteten wir mehr von unserem eigenen Volk als die Römer. Und als…«
Die beiden Männer wandten sich ihr zu und begannen so laut mit der Frau zu streiten, daß ein Wächter herbeieilte und mit einem Knüppel auf sie eindrosch.
Später sagte Targoff mit geschwollenen Lippen: »Ich kann es nicht mehr allzu lange aushalten. Bald… Nun, dieser Wächter jedenfalls gehört mir«, knirschte er.
»Haben Sie einen Plan?« sagte Frigate interessiert. Aber Targoff antwortete nicht.
Kurz vor dem Morgengrauen des nächsten Tages weckte man die Gefangenen erneut und führte sie zum Gralstein. Auch diesmal ließ man ihnen lediglich ein Minimum an Nahrung. Nach dem Essen teilte man sie in mehrere Gruppen auf und führte sie weg. Burton und Frigate landeten an der nördlichen Grenze, wo sie zusammen mit tausend anderen Sklaven arbeiten mußten und den ganzen Tag über nackt der Sonne ausgesetzt waren. Die einzige Arbeitspause bestand darin, daß man sie zu einem Gralstein brachte, als die Mittagszeit nahte, und ihnen zu essen gab.
Göring beabsichtigte, zwischen den Bergen und dem Fluß eine Mauer zu bauen; ebenso war es sein Plan, eine zweite Mauer zu errichten, die zwanzig Kilometer am Flußufer entlangführen sollte, während eine dritte den Süden hermetisch abriegelte.
Es war die Aufgabe Burtons und der anderen Sklaven, einen tiefen Graben auszuheben und die ausgehobene Erde zu einem Wall aufzuschütten. Die Arbeit war hart, zumal man lediglich steinerne Hacken zur Verfügung hatte. Da die Graswurzeln derart stark mit dem Boden verwachsen waren, konnte man sie nur unter größten Schwierigkeiten lösen. Die Erde und die Grasschollen wurden mit hölzernen Schaufeln auf Tragbahren aus Bambusstäben getürmt.
Trägergruppen beförderten die Erde dann auf die anwachsenden Wälle, wo sie mit Schaufeln verteilt und festgeklopft wurde. Auf diese Weise wurde die Mauer ständig höher und dicker.
Während der Nachtzeit wurden die Gefangenen wieder in die Umzäunung zurückgetrieben. Die meisten von ihnen fielen sofort in tiefen Schlaf.
Lediglich Targoff, der rothaarige Israeli, kniete sich neben Burton auf den Boden.
»Gelegentlich dringen einige Gerüchte zu einem durch«, sagte er leise. »Ich habe von dem Kampf gehört, den Sie und Ihre Mannschaft hinter sich haben.
Ich weiß auch, daß Sie sich weigerten, sich in Görings Truppen einreihen zu lassen.«
»Haben Sie auch von meinem infamen Buch gehört?« fragte Burton zurück.
Targoff lächelte und sagte: »Ich hatte keine Ahnung davon, bis Ruach mir davon erzählte. Ich pflege die Leute allerdings aufgrund ihrer Taten einzuschätzen. Ruach ist in dieser Beziehung wesentlich empfindlicher. Aber nach dem, was er alles durchgemacht hat, kann man ihn vielleicht verstehen.
Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich anders benehmen würden, selbst wenn Sie der wären, für den Ruach Sie hält. Ich halte Sie für einen guten Mann. Sie sind genau der Typ, den wir brauchen. Also…«
Tage und Nächte vergingen. Die Nahrung war knapp, die Arbeit dafür um so härter. Schließlich erfuhr Burton sogar etwas über die Frauen. Es hieß, daß Wilfreda und Fatima sich in Campbells Räumen aufhielten. Loghu war bei Tullius. Göring hatte Alice eine Woche lang bei sich gehalten und sie dann an einen seiner Leutnants, einen gewissen Manfred von Kreyscharft, weitergereicht. Die Gerüchte besagten, daß Göring, wütend über die Kälte, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte, drauf und dran gewesen war, sie an seine Leibwächter zu verschenken. Von Kreyscharft hatte ihn gebeten,
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