Die Frau aus dem Jenseits!
einnebelte.
„Seit über zehn Jahren geht uns dieser Irre auf die Nerven. Er meint, nur weil er aus einem alten fränkischen Rittergeschlecht abstammt, uns hier ständig die Zeit stehlen zu dürfen. Er hat schon einen Kollegen von mir fast an den Rand des Wahnsinns getrieben. Unser leitender Kriminaldirektor hat die Akte nun mir übergeben. Jetzt habe ich den Kerl am Hals.“
„Das verstehe ich nicht“, meinte David kopfschüttelnd. „Das müssen sie mir schon genauer erklären. Und außerdem brauche ich etwas, um den vielen Staub hinunterzuspülen.“
Schubert holte ein Glas und füllte es mit Mineralwasser, reichte es David und erzählte dann weiter:
„Seit nunmehr zehn Jahren vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht dieser Aurelius von Bartenstein bei der Polizei aufkreuzt und behauptet, es wäre ein Attentat auf ihn verübt worden. Mit schöner Regelmäßigkeit versuchen
Autofahrer ihn über den Haufen zu fahren. Wir können diese Autofahrer aber nie finden. Oder es fallen ihm Gegenstände beinahe auf den Kopf. Wir können diese Gegenstände aber nie finden. Oder er stürzt in irgendeinen Abgrund und bleibt nur durch einen Zufall am Leben. Wir können aber niemanden finden, der ihn hinuntergestoßen haben könnte! Und jetzt kommen sie daher und behaupten, ihm wäre ein Nagel..“
„Ein Hammer, Albrecht!“ fiel ihm der Privatdetektiv ins Wort. „Ein Hammer wäre ihm beinahe auf den Kopf gefallen. Hinterher lag er aber wieder auf dem Gerüst, von dem er herunterkam.“
Das undefinierbare Herumfuchteln von Schuberts Händen sollte wohl eine abfällige Geste sein.
„Dachte ich es mir“, grinste der Kommissar. „Und sie glauben diesen Unsinn?“
„Ich bin geneigt, ihm zu glauben“, antwortete David ruhig. „Ich selbst habe nämlich diesen Hammer probeweise aus dem dritten Stockwerk eines Rohbaus geworfen. Der Hammer kam aber nie unten an.“
David bedauerte in diesem Augenblick, keinen Fotoapparat bei sich zu haben. Das verblüffte Gesicht des Kriminalhauptkommissars wäre es wert gewesen, festgehalten zu werden.
„Sagen sie das noch einmal“, murmelte Schubert. Doch er wartete nicht ab, bis der Detektiv seiner Aufforderung nachkam.
„Die Einzelheiten“, verlangte er knapp.
David ließ sich nicht zweimal bitten. Zwischen ihnen gab es keine Eifersüchteleien, sondern sie unterstützten einander bei der Lösung ihrer Fälle, vor allem bei solchen, in denen herkömmliche Mittel nicht ausreichen.
„Was werden sie unternehmen?“, fragte Schubert weiter, als der Privatdetektiv mit seiner Erzählung geendet hatte.
„Heute nichts mehr“, erwiderte David und warf einen Blick auf die Uhr, die bereits nach Mitternacht zeigte.
„Morgen Vormittag gehe ich zu Aurelius von Bartenstein. Dann lasse ich mir mehr über sein Leben erzählen. Ich halte sie auf dem Laufenden. Wenn sie etwas in den Akten finden sollten...“
„Lasse ich es sie wissen“, nickte der Kriminalhauptkommissar.
5
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Fabian Böhm war Zugführer einer S-Bahn bei der MVV, den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Tag für Tag, oder Nacht für Nacht, fuhr er die Schienen durch München. Er fluchte auf seinen Job, der ihm zwar Geld aber nicht viel Freude brachte.
Ein Lichtblick war wenigstens seine Familie, seine Frau Dagmar und sein zweijähriger Sohn Marvin, für die er ein kleines Reihenmittelhaus am Stadtrand von München gekauft hatte. Sie würden zwar noch zwanzig Jahre daran abzahlen, doch die Mühe lohnte sich.
Er hatte die letzte S-Bahn gefahren und kam erst gegen ein Uhr Nachts nach Hause. Wie immer saß Dagmar im Wohnzimmer und wartete auf ihn, doch schon beim Betreten der Diele stutzte er.
Etwas war anders als sonst!
Auf den ersten Blick konnte er jedoch nicht erkennen, was es war. Erst bei genauerem Hinsehen merkte er die Unordnung, wie sie in einem Haushalt mit einem kleinen Kind immer herrscht.
Ungewöhnlich daran war nur, dass Dagmar nicht wie sonst aufgeräumt und alles in Ordnung gebracht hatte, bevor er nach Hause kam.
Besorgt ging er zu seiner Frau ins Wohnzimmer. Geistesabwesend hob sie ihm ihr Gesicht entgegen, um den Begrüßungskuss zu empfangen.
Ihre Lippen waren eiskalt!
„Dagi, was ist denn los?“, fragte Fabian erschrocken. „Bist du krank? Fühlst du dich nicht gut?“
„Es ist nichts“, antwortete seine Frau gleichgültig. Sie stand auf und ging mit schleppenden Schritten voran in die Küche. Auf dem Tisch stand ein kalter Imbiss.
„Sie war wieder hier! Sie wollte etwas von
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