Die Frau meines Lebens
einen Moment die
Augen und atmete tief durch.
»Es war die
Hölle«, sagte ich. Ich würde ihr alles erzählen. »Wissen Sie, daß ich seit
vierundzwanzig Stunden auf den Beinen bin, um Sie wiederzufinden, Isabelle? Ich
bin kreuz und quer durch Paris gejagt wie ein Idiot, immer auf der Suche nach
Ihnen. Noch niemals in meinem ganzen Leben bin ich einer Frau so hinterhergelaufen,
noch niemals.«
Ich konnte
sehen, daß sie beeindruckt war. Sie zögerte einen Moment.
»Wollen Sie
nicht unter meinen Schirm kommen, Sie werden ja ganz naß«, sagte sie dann.
Ich war
schon ganz naß, aber was machte das schon. Ich trat zu ihr, fragte »Darf ich?«
und hakte mich bei ihr ein. Wir spazierten unter einem roten Regenschirm durch
den leisen Frühlingsregen, und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich so an, wie
ich es mir vorgestellt hatte. Ich fing an zu erzählen. Sie hörte zu. Wenige
Meter später hatte ich meinen Arm um sie gelegt. Sie ließ es sich gefallen und
schmiegte sich an mich. Ich roch ihr Parfum und den Duft ihrer Haare, der sich
mit dem Geruch des Regens vermischte. Ich erzählte weiter. Sie hing an meinen
Lippen. Sie lachte. Sie schrie: »Oh nein!« und schlug sich die Hand vor den
Mund. Sie warf mir einen eifersüchtigen Blick zu. Sie sagte spöttisch:
»Geschieht dir recht!« Sie stöhnte entsetzt.
Sie machte
»Hmm, hmm«. Sie kicherte. Sie unterbrach mich: »Meine Tante hat mir nichts ausgerichtet. Ich hab
erst am Morgen die Nachricht auf dem Band entdeckt.« Sie protestierte: »Das ist
nur mein Cousin.« Sie blieb stehen und sah mich zärtlich an.
»Du
Dummkopf«, sagte sie. »Du riesengroßer Dummkopf. Ich habe doch nicht geheiratet. Dimitri hat geheiratet. Die Braut
ist eine Freundin von mir.«
Ich war am
Ende meiner abenteuerlichen Geschichte angelangt, und wir standen am Pont Neuf.
Die Brücke spannte sich über die Seine wie ein Versprechen und schien uns
einzuladen, sie zu betreten, wie Tausende von Liebenden vor uns und Tausende,
die nach uns kommen würden.
Isabelle
stand vor mir, und alles war gut.
Ich konnte
nicht anders, ich mußte sie küssen. Ich senkte meine Lippen auf die ihren. Sie
waren weich und salzig und süß zugleich. Isabelle öffnete ihren Mund, und ich
war im Paradies.
Ein leises
Läuten drang an mein Ohr. Es waren die Glocken von Notre-Dame.
Isabelle
löste sich sanft von mir. »Dein Handy«, sagte sie leise.
Ich
schüttelte unwillig den Kopf.
»Geh doch
ran, vielleicht ist es wichtig.«
Seufzend zog
ich mein Handy aus der Tasche.
» Oui? « fragte ich ungeduldig.
»Hallo?
Spreche ich mit Antoine Bellier?«
Eine
Frauenstimme.
»Ja«, sagte
ich noch einmal. »Was gibt's?«
» Ab, bon! Hier ist Veronique Favre«, sagte
die Stimme. »Sie hatten eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen … wegen eines Buches. Aber Monsieur, das muß eine Verwechslung sein, ich habe
nämlich gar kein Buch bestellt.« Sie klang aufgeregt.
Ich lachte.
Ich lachte so laut, daß Isabelle mich erstaunt ansah. Ich blickte in den Himmel
und lachte die Wolken an, und dann zwang ich mich, einer Veronique, die
irgendwo in Paris wohnte und kein Buch in der Librairie du Soleil bestellt
hatte, eine Antwort zu geben.
»Das ist
schon richtig, Madame«, erklärte ich ausgelassen. »Eine Verwechslung. Aber ich
habe inzwischen die richtige Frau gefunden …«
Ich
zwinkerte Isabelle zu und steckte mein Handy weg. Wir schlenderten über den
Pont Neuf, natürlich hatte es aufgehört zu regnen, Isabelle klappte ihren roten
Schirm zu und fragte: »Und … was machen wir jetzt?«
»Jetzt …«, sagte
ich, nahm sie bei der Hand und ließ mir Zeit mit der Antwort, »jetzt werden wir
das tun, was ich schon seit gestern mittag mit dir tun möchte.«
Wir
verließen die Brücke und gingen zur Place Dauphin hinüber, die still und friedlich
im Herzen von Paris schlummerte.
»Und das
wäre?« fragte Isabelle.
Ich
grinste. »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, Madame?«
»Aber ja,
Monsieur, ich bestehe darauf« Sie lächelte, und ihre Augen funkelten übermütig.
Es war wie
ein Zeitsprung. Gestern und heute wurden plötzlich eins, flossen zusammen in
diesem bezaubernden Lächeln, das mein Herz zum Klopfen brachte und mich
Kaffeetassen umstoßen ließ. Nur würde ich heute kein Buch verkehrt herum
halten. Und schon gar nicht lesen. Ich hatte meinen eigenen Roman gefunden.
Arm in Arm
gingen wir über die Place Dauphin und suchten uns ein nettes kleines Café.
Und so
begann der aufregende
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