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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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wurde. Ich stöhnte.
    Mit starrer
Miene verfolgte ich, wie die kleine Blumenmamsell die Kirche auf einem
Stadtplan heraussuchte. »Hier«, sagte sie aufgeregt. »Sehen Sie? Die Kirche
liegt genau da, wo die Rue de Rivoli in die Rue Saint Antoine übergeht.«
    Die Rue Saint Antoine? Ich stieß ein irres
Lachen aus, und das Blumenmädchen sah mich erschreckt an. War das wieder so ein
Trick? Hielt mich jemand aus Amélies wunderbarer Welt zum Narren und legte
Spuren? Verteilte jemand in ganz Paris Kärtchen, Litfaßsäulen, Blumenmädchen
und Plakate, um mich von einem Ort zum anderen zu hetzen?
    Ich beugte
mich schnell über den Plan, und dann hatte ich eine Idee. Es gab zwei Kirchen,
die für die Hochzeit in Frage kamen, aber nur einen Mann, der sie verhindern
konnte, nämlich mich. Wenn man es mal andersherum betrachtete, war es nicht
eine Kirche zuviel, sondern ein Mann zu wenig. Und deswegen – ich dankte dem
Blumenmädchen, trat auf die Straße und hielt Ausschau nach einem Taxi – mußte
jetzt Nathan dran glauben.
    Drei
Minuten später hatte ich ein Taxi – und Nathan am Apparat.
    »Zur Église
Saint-Paul-Saint-Louis, vite, vite «, rief
ich dem Taxifahrer entgegen, als ich die Tür aufriß und mich hinten auf die
Sitzbank fallen ließ.
    »Nathan?«
schrie ich in den Hörer. »Hier ist Antoine. Du mußt sofort kommen. Es geht
los.«
    »Antoine,
was soll der Quatsch? Ich hab hier gerade einen Klienten …«, ich hörte, wie
eine Tür zugezogen wurde, »… auf der Couch liegen«, beendete Nathan seinen
Satz.
    »Dann
schick ihn nach Hause«, befahl ich. »Du mußt für mich zur Sacré-Cœur fahren – sofort! «
    »Antoine,
bist du übergeschnappt? Ich kann den Mann doch nicht einfach hier liegen
lassen. Der braucht mich.«
    »Ich
brauche dich! Ich!« sagte ich beschwörend. Der Taxifahrer guckte mich gespannt
aus dem Rückspiegel an und bremste plötzlich, weil er beinahe einen
Fahrradfahrer umgenietet hätte, der nun wütend auf das Dach des Wagens
einschlug. »Gucken Sie nach vorn«, herrschte ich ihn an.
    »Nathan!« fuhr ich fort. »Du bist mein Freund und du hilfst mir
jetzt!« Ich überhörte seinen Protest. »Hör zu, es gibt zwei Hochzeiten … nein,
zwei Kirchen, wo Isabelle sein kann.« Ich starrte den Taxifahrer haßerfüllt an,
der schon wieder seinen Rückspiegel konsultierte, um auch nur ja alles von dem
Drama mitzubekommen, das sich im Fond seines Wagens abspielte. »Die Alte sagt,
es ist am Montmartre, die Blumenfrau sagt, es ist im Marais.« Meine Worte
prasselten wie Pfeile auf den verstummten Nathan. »Ich bin jetzt unterwegs zur
Saint-Paul-Saint-Louis, deine Praxis ist doch in der Nähe vom Montmartre.
Jetzt nimm die verdammte Metro … und ruf mich an, wenn du an der Kirche
bist.«
    Okay, beruhige dich. Ich tu's ja«, sagte Nathan. »Aber – was soll
ich machen, wenn Isabelle wirklich dort ist?«
    »Dann rufst du mich an und verzögerst die Eheschließung, bis ich
komme«, entgegnete ich.
    »Na toll! Und wie soll ich das machen? Soll ich Schußwaffen
mitnehmen?«
    Ich wurde ärgerlich. »Meine Güte, Nathan. Was weiß ich? Laß dir halt
was einfallen. Du bist doch der Psychologe.« Ich überlegte. »Sag, die alte
Russin hätte vor Aufregung einen Herzanfall gekriegt, und jetzt liegt sie in
den letzten Zügen und will Isabelle noch mal sehen. – Nein, noch besser, sag
diesem blöden Dimitri, daß er sofort ins Krankenhaus kommen soll.« Ich lachte,
entzückt über meine Idee, dann sagte ich streng: »Ich verlaß mich auf dich.»
    Erschöpft ließ ich mich zurückfallen und wechselte erneut einen
Blick mit dem Taxifahrer.
    » Des problèmes, 'sieur? «
fragte er scheinheilig und sah nach vorn auf die Straße.
    Ich antwortete nicht und sah auch nach vorn auf die Straße. Was für
eine blöde Frage! Natürlich gab es Probleme. Es gab immer Probleme, und alle
Taxifahrer wußten das.
    Und dann
bemerkte ich erst, daß in der Tat genau in diesem Augenblick ein neues Problem
auftauchte. Ein Problem, das nicht einmal ich lösen konnte.
    Es war
Viertel vor zehn, es war Freitag, wir hatten gerade die Seine überquert, und
wir standen im Stau.

25
    Im
Zeitlupentempo wälzte sich die Blechlawine die Rue de Rivoli entlang. Es hatte
wieder angefangen zu regnen. Mag sein, daß wir auf eine Klimakatastrophe
zusteuerten und daß am Ufer der Seine bald Palmen wachsen würden, wie einige
Umweltexperten prophezeiten. Der April blieb davon offenbar unberührt. Eine
kapriziöse Diva, die in schneller Folge

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