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Die Früchte der Unsterblichkeit

Die Früchte der Unsterblichkeit

Titel: Die Früchte der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Experte.«
    »In Anbetracht der vorigen Frage, wie würden Sie den Begriff ›Schatten‹ definieren?«
    »Eine immaterielle Daseinsform, die das Wesen eines kürzlich Verstorbenen repräsentiert, eine ›körperlose Seele‹, wenn Sie so wollen.«
    »Wenn Sie mit einem solchen Schatten konfrontiert wären, wie würden Sie seine Existenz erklären?«
    Ghastek lehnte sich zurück, verschränkte seine langen Finger. »Es gibt keine Geister. Sogenannte Geister oder verlorene Seelen sind nichts weiter als Aberglaube. Um in unserer Welt existieren zu können, braucht man eine feste Gestalt. Wenn ich also einem Schatten gegenüberstünde, würde ich davon ausgehen, dass es sich entweder um einen Scherz oder um eine postmortale Projektion handelt. Bei magisch begabten Personen tritt der Tod manchmal schleichend ein, sodass die Körperfunktionen bereits zum Erliegen gekommen sind und der klinische Tod schon eingetreten ist, die Magie den Geist aber noch einige Zeit funktionieren lässt. Faktisch sind sie eigentlich tot. In diesem Zustand mag es vielleicht einigen gelingen, ein Bild ihrer selbst zu projizieren, besonders wenn ihnen die Magie eines versierten Nekromanten oder eines Mediums zur Seite steht. Volkstümliche Überlieferungen strotzen nur so vor solchen Phänomenen. In
Tausendundeiner Nacht
gibt es zum Beispiel die Geschichte eines Weisen, dessen Kopf man abgeschlagen und auf einem Tablett präsentiert hat. Der Kopf erkannte die ihm vertrauten Menschen und konnte sogar sprechen. Aber ich schweife ab.« Er nickte mir auffordernd zu, bereit für die nächste Frage.
    »Haben Sie Kenntnis von Nekromanten, die nicht mit dem Volk in Verbindung stehen, Vampire lenken können und momentan in Atlanta tätig sind?«
    Angewidert verzog Ghastek das Gesicht, als sei ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase gestiegen. Offenkundig wollte er diese Frage lieber nicht beantworten. »Ja.«
    »Bitte nennen Sie mir die Namen dieser Personen.«
    »Lynn Morriss.«
    Holla. Spinnen-Lynn war eine der sieben führenden Herren der Toten in Atlanta. Die Herren der Toten versahen ihre Vampire mit einem Brandzeichen. Lynns Zeichen war eine kleine stilisierte Spinne. »Wann hat sie das Volk verlassen?«
    »Sie hat sich vor drei Tagen von uns getrennt.«
    Wie ich von Raphael wusste, war Alex Doulos genau an diesem Tag gestorben. Konnte natürlich Zufall sein, aber ich bezweifelte das stark.
    »Sie hat auch noch mehrere Vampire aus ihrem Stall gekauft«, fügte Ghastek unaufgefordert hinzu.
    »Wie viele kann sie gleichzeitig lenken?«, fragte Raphael.
    »Drei«, sagte Ghastek. »An guten Tagen bis zu vier. Darüber wird ihre Kontrolle etwas wacklig.«
    »Warum ist sie gegangen?«, fragte ich.
    »Sie hat nicht mehr an die Sache geglaubt. Wir alle haben unsere Ziele. Manche von uns sind bereit, geduldig darauf hinzuarbeiten, und andere, so wie Lynn, geben irgendwann auf.«
    »Wie würden Sie sie beschreiben?«
    Ghastek seufzte. »Pedantisch, skrupellos, zielstrebig. Sie war weder beliebt noch unbeliebt. Ihre Arbeit hat sie ausgezeichnet verrichtet und ansonsten hörte und sah man von ihr nicht viel.«
    »Warum hat sie Ihrer Meinung nach das Volk verlassen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie muss einen schwerwiegenden Grund gehabt haben. Fünfzehn Jahre harte Arbeit schreibt man nicht so einfach in den Wind.«
    Ich stand auf. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben.«
    Ghastek nickte. »Ich habe zu danken. Als ich den Vertrag mit Kate unterzeichnet habe, hatte ich nicht damit gerechnet, so leicht davonzukommen. Erlauben Sie mir, dass ich Sie hinausgeleite.« Der Vampir glitt durch die Tür. »Eine Warnung möchte ich Ihnen noch mit auf den Weg geben: Sollte sich Lynn Morriss tatsächlich in den Scharten niedergelassen haben, möchte ich Ihnen dringend ans Herz legen, sich von dort fernzuhalten. Lynn ist eine ernst zu nehmende Gegnerin.«
    »Plant das Volk, gegen sie vorzugehen?«
    »Nein«, sagte Ghastek mit einem kleinen Lächeln. »Ich denke, das wird nicht nötig sein.«

Draußen angelangt stieg ich in unseren Wagen. Die Magie der Untoten haftete an mir wie ranzige Fettdünste. »Ich fühle mich irgendwie beschmutzt.«
    »Gerade so als würde man nach einem harten Arbeitstag nach Hause kommen, ins Bett fallen und dann bemerken, dass die Laken mit altem Gleitmittel vollgeschmiert sind.«
    Ich starrte ihn einfach nur an.
    »Und dazu noch eigentümlich riechen.«
    Die Konditionierung des Ordens versagte. »Igitt.«
    Raphael

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