Die Früchte der Unsterblichkeit
meine Haut war bedeckt von Reptilienblut. Allmählich ebbte meine Wut etwas ab und ich sah Raphael.
»Bist du verletzt?«, fragte ich ihn.
»Nicht weiter dramatisch.«
Der Drachenkadaver lag auf der Seite. An ihm prangten ein Dutzend halb ausgebildeter Köpfe wie die Kelche einer abscheulichen Pflanze. In den Eingeweiden klaffte ein großes Loch. Es sah aus, als hätte sich jemand einen Tunnel durch Drachen-Lynn gegraben. Daneben stand vornübergebeugt und schwer atmend Teddy Jo.
»War ich das?«
Raphael nickte. »Du hast ihr Herz zerfetzt. Das hat sie schließlich getötet.«
»Die Äpfel.« Ich versuchte hochzukommen, doch meine Beine wollten mir nicht gehorchen.
Raphael hob mich auf. »Bist du verletzt?«
»Hab es wohl ein bisschen übertrieben.« Mit einem Mal war ich furchtbar müde. Mein Körper fühlte sich an wie Watte. Ich barg meinen hässlichen Kopf an Raphaels Schulter. Dreckig und scheußlich kam ich mir vor. Mein Magen zog sich zusammen.
Wenn Raphael mich nicht da herausgezerrt hätte, hätte ich wohl bis zum Umfallen weitergemacht.
Langsam dämmerte es mir: Wir hatten es geschafft.
»Ich kümmer mich um die Äpfel, bring du deine Lady nach Hause.«
Raphael sah ihn an. »Toller Kampf«, sagte er.
»Ja«, antwortete Teddy Jo. »Wir haben uns gut geschlagen. Ich wohn unten in Warren, komm doch mal auf ein Bier vorbei.«
Raphael trug mich davon.
»Vergiss den Jungen nicht«, flüsterte ich.
»Das tue ich nicht. Wir holen den Jungen und bringen ihn erst mal zu meiner Mutter. Dann kommst du mit zu mir. Ich habe eine riesige Wanne, da machen wir uns hübsch sauber, kriechen ins Bett und schlafen bis mittags. Hast du Lust darauf?«
»Und wie«, sagte ich und leckte ihm über den Hals. »Raphael …«
»Ja?«
»Ich habe sie alle umgebracht. Die Boudas, die mich und meine Mutter so gequält haben. Nach der Akademie bin ich hin, habe sie herausgefordert und eine nach der anderen getötet.«
Er leckte mir die Wange. »Komm mit zu mir nach Hause«, sagte er bloß.
Ich hielt mich an ihm fest und flüsterte: »Nichts und niemand könnte mich davon abhalten.«
Egal, womit ein Mann seine Brötchen verdient, es gibt immer Aufgaben, die man ungern tut. Ich zum Beispiel liebte meinen Job, das Schwert, die Flügel, das Köpfen von Bösewichten und all das Zeug, aber runter nach Savannah zu fliegen war echt das Letzte. Auf dieser Strecke wurde ich jedes Mal von einem feuchten Seewind erwischt, der von South Carolinas Küste herüberblies.
Es dauerte ein Weilchen, bis ich im Morgengrauen das richtige Haus gefunden hatte. Es war klein, weiß verkleidet und hatte ein grünes Dach. An dem Haus war nichts Besonderes, nur dass es von einem brutal starken Wehr geschützt wurde. Als ich es einmal umflogen hatte, spürte ich, wie die Magie erlosch: Kate hatte mich gesichtet. Nun konnte ich in Ruhe auf dem Gartenweg landen.
Sie saß mit einem Buch auf dem Schoß auf der Veranda. Kate war ziemlich hübsch, sonnengebräunt, mit dunklen Augen und dunklem Haar. Vielleicht sogar ein wenig exotisch. Sah jedenfalls nicht aus, als stammte sie hier aus der Gegend. Aber wer tat das schon heutzutage? Ihr Schwert lag silbrig schimmernd neben ihr. Ich achtete genau auf ihre Augen und auf das Schwert. Damit war sie nämlich etwas schnell bei der Hand.
»Ich habe immer geahnt, dass an dir etwas merkwürdig ist, Teddy Jo«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf meine Flügel.
»Geht mir bei dir genauso.«
Ich spürte ihre Magie. Zu viel Macht umgab sie. Viel zu viel. Doch sie wusste sie gut zu verbergen.
»Wie ist es gelaufen?«
Ich zuckte die Achseln. »Haben die Schlange getötet. Alle anderen sind noch am Leben. Deine Freunde sind unverletzt. Feiern das wohl im Bett, nachdem sie sich ausgeschlafen haben.«
Sie hob eine Augenbraue. »Sie waren zusammen? Ich meine zusammen-zusammen?«
»Hat ganz so ausgesehen.«
Ein Lächeln breitete sich über ihre Lippen. Mann, die hatte echt ein hübsches Lächeln. Wer hätte das gedacht?
»Ich hab dir was mitgebracht«, sagte ich und zeigte ihr den Beutel mit Äpfeln.
Sie klappte das Buch zu und legte es beiseite. Auf dem Einband stand:
König der Katzen: Der Löwe und sein Rudel.
Ich reichte ihr den Beutel.
Sie lachte. »Konntest wohl niemand anderen auftreiben, der gegen Persephones Unsterblichkeit gefeit ist?«
»Ihr wachst nicht gerade auf Bäumen. Ich hab versucht, sie zu verbrennen, aber Feuer kann gegen diese verdammten Dinger nichts ausrichten.«
»Ja, weil sie
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