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Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag

Titel: Die Furcht des Weisen / Band 2: Die Königsmörder-Chronik. Zweiter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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gesprochen hatte, und hätte ihn ja wohl kaum auf die Welt losgelassen, wenn sie nicht irgend ein Mittel hätte, ihn gegen dessen Einfluss zu feien.«
    Bei diesem Gedanken leuchteten Basts Augen auf, jedoch nur kurz. Er schüttelte den Kopf. »Ihr sucht nach Tiefe in einem flachen Bach«, sagte er.
    »Wie bitte? Ich kann Euch nicht folgen«, erwiderte der Chronist. »Welchen Grund sollte sie denn haben, ihn gehen zu lassen, wenn er tatsächlich so gefährlich wäre?«
    »Grund?«, sagte Bast, und finstere Belustigung färbte seine Stimme. »Von wegen
Grund
. Mit irgendwelchen Gründen hat das nichts zu tun. Sie hat ihn gehen lassen, weil es ihrem Stolz gefiel. Sie wollte, dass er in die Welt der Sterblichen hinauszieht und dort Loblieder auf sie singt. Geschichten über sie erzählt. Sich nach ihr sehnt. Darum hat sie ihn gehen lassen.« Er seufzte. »Wie gesagt: Die Meinigen sind nicht gerade für ihre klugen Entscheidungen bekannt.«
    »Das mag sein«, erwiderte der Chronist. »Aber vielleicht hat sie auch einfach nur eingesehen, dass es sinnlos wäre, vorhersagen zu wollen, was der Cthaeh tun wird.« Er machte eine lässige Geste. »Wenn ohnehin alles, was man macht, das Falsche ist, kann man ja letztlich machen, was man will.«
    Bast saß einen ganzen Moment lang schweigend da. Dann nickte er, erst leicht, dann nachdrücklicher. »Ihr habt recht«, sagte er. »Wenn ohnehin alles ein schreckliches Ende nehmen wird, sollte ich tun, was ich tun will.«
    Bast ließ den Blick durchs Zimmer schweifen und stand plötzlich auf. Nach kurzer Suche fand er einen dicken Umhang, der zerknautscht auf dem Boden lag. Er schüttelte ihn aus, warf ihn sich um die Schultern und eilte zum Fenster. Dort hielt er noch einmal inne, ging zum Sofa zurück und zog zwischen den Polstern eine Flasche Wein hervor.
    Der Chronist guckte verdutzt. »Was habt Ihr vor? Geht Ihr noch einmal auf die Totenfeier?«
    Bast blieb auf dem Weg zum Fenster kurz stehen und wirkte fast erstaunt, den Chronisten immer noch dort sitzen zu sehen. »Ich habe etwas zu erledigen«, sagte er und klemmte sich die Flasche unter den Arm. Dann öffnete er das Fenster und schwang einen Fuß hinaus. »Wartet nicht auf mich.«

     
    Kvothe betrat entschlossenen Schritts sein Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Er kehrte die kalte Asche aus dem Kamin und schichtete an ihrer Stelle frisches Brennholz auf, das er mit einem roten Schwefelholz in Brand setzte. Er holte sich eine zweite Decke und breitete sie über sein schmales Bett. Mit leichtem Stirnrunzeln hob er einen Papierknäuel auf, der zu Boden gefallen war, und legte ihn auf den Schreibtisch zurück, neben zwei weitere zusammengeknüllte Blätter.
    Anschließend ging er mit mürrischen Bewegungen zum Fußende seines Betts. Er atmete tief durch, wischte sich die Hände an der Hose ab und kniete sich vor die dunkle Holztruhe, die dort stand. Er legte beide Hände auf den gewölbten Deckel und schloss die Augen, als horche er auf etwas. Seine Schulter bewegten sich, während er an dem Deckel zog.
    Nichts geschah. Kvothe schlug die Augen wieder auf. Er kniff den Mund zusammen. Seine Hände bewegten sich erneut, zogen fester, strengten sich einen ganzen Moment lang an und gaben es dann auf.
    Mit ausdrucksloser Miene erhob sich Kvothe und ging zum Fenster, das auf den Wald hinterm Haus hinausging. Er öffnete es, beugte sich hinaus und griff mit beiden Händen nach etwas. Als er sich wieder zurück beugte, hielt er ein schlankes Holzkistchen in der Hand.
    Er strich eine Schicht Staub und Spinnweben fort und öffnete das Kistchen. Darin lagen ein Schlüssel aus dunklem Eisen und ein Schlüssel aus blankem Kupfer. Kvothe kniete sich wieder vor die Truhe und schob den Kupferschlüssel in das Eisenschloss. Langsam und präzise drehte er ihn: nach links, dann nach rechts und dann wieder nach links, wobei er ganz genau auf das leise Klicken eines Mechanismus lauschte.
    Dann nahm er den Eisenschlüssel und steckte ihn in das Kupferschloss. Diesen Schlüssel drehte er nicht. Vielmehr schob er ihn tief in das Schloss hinein, zog ihn halb wieder heraus und schob ihn wieder ganz hinein, ehe er ihn mit einer flinken Bewegung aus dem Schloss herauszog.
    Nachdem er die Schlüssel in das Kistchen zurückgelegt hatte, legte er die Hände wieder auf den Deckel der Truhe, an den gleichen Stellen wie zuvor. »Öffne dich«, murmelte er. »Öffne dich, verdammt noch mal. Edro.«
    Er zog, und seine Schultern und sein Rücken spannten

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