Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
Fieber, das meine Frau so schwer verletzte, hatte fünfundzwanzig Tage gebraucht, um hier anzukommen. Der Befehl, mit der Liege nicht mehr herumzuspielen, war nur einen Bruchteil des Weges vorangekommen, bevor er an dem zweiten Fieber vorbeikam, an demjenigen, das die kleine Janine uns eingebrockt hatte. Ein leichtes, gewiss. Unsere Nachricht mit dem Glückwunsch zur Ankunft der Herter-Halls in der Nahrungsfabrik irgendwo hinter der Plutobahn war an der vorbeigekommen, die uns mitteilte, dass die meisten von ihnen einen Ausflug zum Hitschi-Himmel unternommen hatten. Inzwischen war der Glückwunsch dort, und unsere Anweisungen darüber, was sie zu tun hätten, befanden sich zur Weitergabe längst in der Nahrungsfabrik – zur Abwechslung lagen einmal zwei Ereignisse so nah beieinander, dass sie füreinander Sinn bekamen.
Aber bis wir wussten, welchen, lag das Ereignis wieder fünfundzwanzig Tage in der Vergangenheit. Widerlich! Ich hatte viele Interessen hinsichtlich der Nahrungsfabrik, aber was ich in diesem Augenblick am dringendsten wollte, war dieser Überlichtgeschwindigkeitsfunk. Erstaunlich, dass es so etwas geben konnte. Aber als ich Albert vorwarf, davon überrascht worden zu sein, setzte er sein sanftes, bescheidenes Lächeln auf, rieb mit dem Pfeifenstiel an seinem Ohr und sagte: »Klare Sache, Robin, wenn du die Art von Überraschung meinst, die man spürt, wenn sich eine unwahrscheinliche Möglichkeit als real erweist. Aber eine Möglichkeit war das immer. Überlegen Sie, die Hitschi-Schiffe vermochten fehlerlos zu in Bewegung befindlichen Zielen zu navigieren. Das deutet hin auf die Möglichkeit von Nachrichtenaustausch praktisch ohne Verzögerung über astronomische Entfernungen hinweg – ergo Funk mit Überlichtgeschwindigkeit.«
»Warum hast du mir dann nichts davon gesagt?«, setzte ich nach.
Er kratzte sich mit einem Hausschuh am anderen sockenlosen Fuß.
»Es war nur eine Möglichkeit, Robin, nicht höher eingeschätzt als ein halbes Promille. Etwas, das sein konnte, aber nicht sein musste. Wir hatten bis jetzt einfach nicht genug Anhaltspunkte.«
Ich hätte mit Albert auf dem Weg nach Brasilia reden können, aber ich flog mit Linienmaschinen – die Flugzeuge meines Unternehmens sind für solche Entfernungen nicht schnell genug –, sodass ich meine Zeit rein mit Sprechverbindung in dienstlichen Angelegenheiten und mit Morton verbrachte. Und natürlich mit Harriet, die Anweisung hatte, sich jede Stunde mit einem Kurzbericht über Essie zu melden, es sei denn, ich schlief.
Selbst im Überschallflugzeug dauert eine Reise von zehntausend Kilometern einige Zeit, und ich konnte viele geschäftliche Dinge erledigen. Morton wollte mich mit Beschlag belegen, solange es ging, vor allem, um mir ein Treffen mit Bover auszureden.
»Sie müssen ihn ernst nehmen, Robin«, quengelte er in meinem Ohrhörer. »Bover wird vertreten von Anjelos, Carpenter und Guttmann, und das sind überaus tüchtige Leute mit hervorragenden Juraprogrammen.«
»Besser als du?«
Ein Zögern.
»Hm … ich hoffe nicht, Robin.«
»Sag mal, Morton. Wenn Bovers Sache von Anfang an auf schwachen Füßen stand, warum geben sich diese tüchtigen Leute überhaupt mit ihm ab?«
Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich, dass Morton seine Defensivmiene aufsetzen würde, halb bedauernd, halb »Ihr-Laien-versteht-das-nicht«.
»Ganz so schwach ist sie nicht, Robin. Und bis jetzt lief das für uns nicht gut. Es nimmt größere Dimensionen an, als wir ursprünglich vermuteten. Und ich gehe davon aus, dass sie dachten, ihre Beziehungen würden die Schwächen übertünchen. Ich unterstelle außerdem, dass sie für ein gigantisches Erfolgshonorar arbeiten. Sie wären besser beraten, einige von Ihren eigenen Schwachstellen zu beseitigen, statt es bei Bover zu riskieren, Robin. Ihr Freund, Senator Praggler, sitzt im Überwachungsausschuss für diesen Monat. Gehen Sie zuerst zu ihm.«
»Das mache ich, aber nicht zuerst«, erklärte ich Morton und schaltete ihn ab, als wir zur Landung ansetzten. Der hohe Turm der Gateway-Behörde überragte die alberne flache Untertasse auf dem Repräsentantenhaus. Oberhalb des Sees sah ich die helle Spiegelung der Blechdächer in der Freien Stadt. Ich hatte es ziemlich knapp gemacht. Meine Verabredung mit Trish Bovers Witwer (oder Ehemann, je nach Betrachtungsweise) sollte in nicht einmal einer Stunde stattfinden, und ich wollte ihn eigentlich nicht warten lassen.
Das brauchte ich auch nicht. Ich
Weitere Kostenlose Bücher