Die Gateway-Trilogie: Mit einem Vorwort von Jack Vance (German Edition)
zerbrechlich. Aber ich glaube nicht, dass ein sanfter Liebhaber mir zum Schaden gereichen würde.«
»Ich bin morgen früh wieder zu Hause.«
»Du wirst morgen früh nicht zu Hause sein«, erklärte sie entschieden. »Du wirst zurück sein, wenn du mit deinen Geschäften in Brasilia fertig bist, und keinen Augenblick früher, sonst wirst du hier keine willige Partnerin für deine verderbten Absichten finden, mein Junge.«
Ich verabschiedete mich, erfüllt von den rosigsten Hoffnungen.
Die ganze fünfundvierzig Minuten lang anhielten, bis ich dazu kam, mich bei der Ärztin zu erkundigen.
Das dauerte ein bisschen, weil sie, als ich anrief, gerade auf dem Rückweg zu ihrer Universität war.
»Tut mir Leid, dass ich in Eile bin, Mr. Broadhead«, entschuldigte sie sich, während sie ihre graue Tweedkostümjacke auszog. »In ungefähr zehn Minuten muss ich Studenten zeigen, wie man Nerven zusammennäht.«
»Sonst sagen Sie Robin zu mir, Doktor Liederman«, meinte ich, während meine Stimmung rapide sank.
»Ja, das stimmt … Robin. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe keine schlechten Nachrichten.« Während sie antwortete, zog sie sich weiter aus bis auf die Unterwäsche, bevor sie Hose, Rollkragenpullover und Operationskittel anzog. Wilma Liederman ist eine gut aussehende Frau, aber ich war nicht da, um ihre Reize zu beglotzen.
»Aber gute auch nicht?«
»Noch nicht. Sie haben mit Essie gesprochen, also wissen Sie, dass wir es bei ihr ohne Maschinen versuchen. Wir müssen wissen, wie weit sie es aus eigener Kraft schafft, und das erfahren wir erst in vierundzwanzig Stunden. Hoffe ich jedenfalls.«
»Essie sprach von sechs.«
»Sechs Stunden bis zu den Messungen, vierundzwanzig für den ganzen Versuch. Außer, sie lässt vorher stark nach und muss sofort wieder an die Maschinen.« Sie sprach über die Schulter mit mir, während sie sich an ihrem kleinen Waschbecken wusch. Sie hielt die tropfenden Hände in die Luft und trat näher an das Kom-Gerät heran. »Ich möchte nicht, dass Sie sich Sorgen machen, Robin«, sagte sie. »Das ist alles ganz normal. Sie hat an die hundert Transplantate in sich, und wir müssen feststellen, ob die angewachsen sind. Ich würde sie nicht so weit gehen lassen, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass sie zumindest passable Aussichten hat, Robin.«
»›Passabel‹ hört sich aber gar nicht gut an, Wilma!«
»Mehr als passabel, aber nageln Sie mich nicht fest. Und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf. Sie erhalten laufend Berichte und können mein Programm jederzeit anrufen, wenn Sie mehr wissen wollen – mich natürlich auch. Wollen Sie die Chancen hören? Zwei zu eins, dass alles gut geht. Hundert zu eins, dass, wenn etwas versagt, es etwas ist, das wir beheben können. Jetzt muss ich einen kompletten Geschlechtsapparat für eine junge Dame einpflanzen, die Gewissheit haben will, dass sie später noch Spaß hat.«
»Ich glaube, ich sollte heimfliegen«, meinte ich.
»Wozu? Sie können nichts tun, als im Weg stehen. Robin, ich verspreche Ihnen, ich lasse sie nicht sterben, bevor Sie zurück sind.« Im Hintergrund ertönte ein Gong aus der Lautsprecheranlage. »Da wird mein Lied gespielt, Robin. Wir sprechen später miteinander.«
Es gibt Zeiten, da sitze ich im Mittelpunkt der Welt und weiß, dass ich jedes der Programme ansprechen kann, die meine liebe Frau für mich geschrieben hat, um jedes Faktum in Erfahrung zu bringen. Ich weiß auch, dass ich jede Erklärung aufnehmen oder jedes Ereignis abspielen lassen kann.
Und es gibt Zeiten, da sitze ich vor einer vollen Konsole, den Kopf voll brennender Fragen, und erfahre nichts, weil ich nicht weiß, was ich fragen soll.
Dann gibt es Zeiten, in denen ich so voll von Lernen und Leben bin, dass die Augenblicke vorbeirasen und die Tage vollgestopft sind; und andere, zu denen ich in einem Brackwasser neben der Strömung treibe und die Welt rasch an mir vorbeizieht. Es gab genug zu tun. Ich hatte keine Lust dazu. Albert war mit Nachrichten vom Hitschi-Himmel und der Nahrungsfabrik bis zum Bersten geladen. Ich ließ ihn das loswerden. Aber die Zusammenfassung klatschte in mein Gemüt, ohne eine Frage oder auch nur eine Kräuselung auszulösen; als er über bauliche Schlussfolgerungen und Auslegungen des Gefasels der Toten Menschen zu Ende berichtet hatte, schaltete ich ihn ab. Es wäre zutiefst interessant gewesen, aber aus irgendeinem Grund interessierte es mich nicht. Ich befahl Harriet, meinem Holophantom alle
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