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Die Gefangenen des Korallenriffs

Die Gefangenen des Korallenriffs

Titel: Die Gefangenen des Korallenriffs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurij Kusnezow
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fort, »war das Gefühl dort im Bereich der Schutzwand. Man kam sich wie im luftleeren Raum vor. Wie soll ich’s nur beschreiben? Mir war, als würde ich mich auflösen, irgendwie zerfließen. Ich schwebte dahin wie eine Qualle, spürte das Wasser um mich her nicht mehr, und unter mir war lediglich Leere. Ich sah rein gar nichts, nur ganz tief unten, auf einem der Korallenhänge, ein kleines Segelschiff…«
    »Das war bestimmt meine arme ›Kuru-Kusu‹«, Charlie seufzte.
    »Dabei hatte ich den Eindruck«, erzählte Sor weiter, »ich könnte ohne Schwierigkeiten bis zu dem Schiff vordringen. Auf dem Weg dorthin gab es nämlich keinerlei Hindernisse, und ich selbst war so schwerelos, als befände ich mich in Hurrikaps Tunnel.«
    »Nun ist mir auch klar, weshalb du nicht zurück wolltest«, Kau-Ruck lachte. »Schwerelosigkeit ist keine üble Sache.«

    »Ich hätte mich wirklich gern noch etwas gründlicher dort umgeschaut«, bekannte Sor, »auf dem Rückweg zumindest. Zuerst wollte ich aber meinen Auftrag erfüllen und einen Durchschlupf für uns finden. Ich gelangte, wie gesagt, ungehindert ins offene Meer, doch als ich mich umblickte, war hinter mir alles verschwunden. Ich sah nichts als mein Stück Leine. Im ersten Moment bekam ich einen Riesenschreck, dachte, das Seil wäre gerissen. Ich machte sofort kehrt und wollte wieder zum Riff – vergeblich! Ich klatschte wie ein Fisch gegen Eis. Nichts zu machen. Was ich auch versuchte, es hatte keinen Zweck. Diese verdammte Barriere reichte offenbar bis auf den Grund. Und was das schlimmste war, inzwischen schien das Interesse der Haie an mir erwacht. Ich begriff, daß ich es allein nicht schaffen würde, und erst in diesem Augenblick gab ich das vereinbarte dreifache Signal. Allerdings war ich mir gar nicht so sicher, daß ihr es noch empfangen würdet. Ich war mächtig erleichtert, als sich die Leine spannte und ich langsam aber sicher in die Barriere hineingezogen wurde. Ein Pfropfen hätte wohl dazu gesagt: nicht gerade angenehm, zuerst in die Flasche hineingedrückt und dann durch den schmalen Hals wieder herausgezogen zu werden. Nun ja, und da ihr mich so kräftig in Schlepp genommen hattet, blieb mir auch keine Gelegenheit mehr, mich dort unten noch genauer umzuschauen. Das muß ich mir fürs nächste Mal aufheben.«
    »Ein nächstes Mal wird es kaum geben«, entgegnete Kau-Ruck entschieden. »Zweimal können wir uns einen solchen Scherz nicht erlauben. Da braucht bloß das Seil zu reißen, einer der Haie ein bißchen flinker zu sein… Nein, nein, wir müssen die Sache noch einmal gründlich durchdenken. Immerhin hat dich die Barriere unter Wasser nach draußen gelassen. Schade, daß wir Ilsor nicht hier haben, der ist ein Spezialist für so knifflige Angelegenheiten.«
    »Vielleicht läßt sich mit dem Katamaran etwas machen«, meldete sich Sor erneut zu Wort. »Wenn wir ihn zum Tauchen bringen könnten! Er hat doch seine schwere steinerne Scheibe! Unten scheint sich der Schutzschild anders zu verhalten. Wir schalten die Antigravitation aus und…«
    »Aber ja, das ist es!« rief Kau-Ruck erfreut. »Du hast wirklich ein Köpfchen, das funktioniert, Sor! Wenn wir die Scheibe unten abwerfen, steigen wir jenseits der Barriere wieder auf. Wir müssen unser Schiff nur wasserdicht machen.«
    Mit diesen Worten erhob er sich und ging zum Katamaran hinüber, als wollte er das Vorhaben umgehend in die Tat umsetzen. Die anderen folgten ihm.
    Aber in diesem Augenblick widerfuhr ihnen eine letzte große Überraschung.
    »Halt, Freunde!« ertönte es auf einmal vom Deck herüber. »Warum wollt ihr euer prächtiges Schiffchen des schönen Luftkissens berauben und solchen Gefahren aussetzen, wenn es Charlie noch gute Dienste leisten kann. Er wird doch wenigstens den Kraken Prim damit besuchen wollen, oder?«
    Die Mannschaft fuhr herum, wie vom Donner gerührt. Alle rissen die Augen auf, starrten zum Katamaran. Wer hatte da mit ihnen gesprochen?
    »Dieser Teufelskahn wird doch wohl nicht noch zu reden anfangen?« murmelte Charlie verblüfft. »Nach all den Wundern, die mir auf dieser Reise begegnet sind, würde mich gar nichts mehr erstaunen.«
    Sie rannten zum Schiff und brauchten nicht lange zu suchen. Ein Mann in silbern glänzender Montur trat aus der Kajüte. Er lachte und streckte ihnen freundschaftlich die Arme entgegen.
    »Ol! Aber das ist ja Ol!« riefen Charlie und Kostja wie aus einem Munde.
    »Das läßt sich wirklich nicht abstreiten«, sagte der Irener

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