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Die geheime Reise der Mariposa

Die geheime Reise der Mariposa

Titel: Die geheime Reise der Mariposa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Michaelis
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Kontakt zueinander verloren.
    Die Deutschen hatten geglaubt, Thomas Waterweg wäre ein deutscher Spion gewesen. Casaflora hatte es geglaubt. Das war der Plan gewesen. Aber dass es am Ende auch Jeff Lindsey geglaubt hatte, hatte nicht zum Plan gehört. Thomas war nie ein deutscher Spion gewesen. Seine Mission hatte darin bestanden, herauszufinden, ob es einen deutschen Spion auf Baltra gab . Sie hatten es lange vermutet. Und es hatte einen gegeben. Casa-flora.
    Und nun waren sie beide tot. Casaflora besaß kein Grab. Mama hatte darauf bestanden, ein Holzkreuz für ihn zusammenzunageln und neben das von Thomas Waterweg in die Erde zu stecken.
    Marit spürte, dass etwas an ihrem Ärmel hinabkletterte, danach an ihrem Hosenbein … »Carmen«, sagte sie. »Natürlich. Du musst gehen. Wie ihr alle. Ich werde dich vermissen.«
    Carmen blickte sich nicht um. Sie verschwand zwischen den Maispflanzen, als wäre sie nie eine zahme Ratte gewesen.
    Marit seufzte ein zweites Mal und wandte sich wieder dem frischen Grab zu.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Es tut mir leid, dass ich dich so gehasst habe, Tom. Es war nicht fair. Aber warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt? Warum hat nie irgendwer irgendwem die Wahrheit gesagt? José hätte dir sagen können, dass die Karte im Krater des Vulkans liegt. Du hättest ihm sagen können, dass du nicht auf der Seite der Deutschen bist. Ich hätte ihm sagen können, wer ich bin, und Mama hätte mir von Anfang an sagen können, was sie vorhatte, damals, in Hamburg … und all diese Missverständnisse wären nie in die Welt gekommen. Und diese ganze Geschichte wäre nie, niemals geschehen!«
    José holte Luft. Sie erwartete, dass er sagen würde: »Aber dann hätten wir uns nie, niemals getroffen.« Doch er sagte etwas anderes.
    Er sagte: »Sieh nur. Auf dem Dach. Der Albatros.«
    Marit drehte sich um. Tatsächlich – irgendwie hatte Kurt es geschafft, über die Veranda und die Ranken der Bougainvillea aufs Dach zu klettern. Jetzt stand er auf dem schmalen First und seine weißen Federn leuchteten im letzten Licht des Tages. Er sah zu ihnen hinunter, und es schien Marit, als nickte er. Dann breitete er seine riesigen Flügel aus, schlug ein paarmal damit und rannte über die Kletterpflanzen die Dachschräge hinunter. Am Rand des Daches warf er sich vorwärts, in den leeren Raum, ruderte mit den Flügeln wie ein ertrinkender Schwimmer, fiel ein Stück, fing sich – und dann packte ein warmer Aufwind ihn, und er stieg empor, sammelte den Wind unter seinen schmalen, schwertförmigen Schwingen, segelte hinein in den Abendhimmel: nicht länger ungeschickt und plump, sondern elegant. Großartig. Majestätisch.
    Frei.

Primavera 1945
Frühjahr 1945
    E
r fand sie in einem Maisfeld. Ihre Haare hatten die gleiche Farbe wie die Maiskolben. Sie reichten jetzt bis auf ihre Schultern hinab, aber sie trug immer noch Männerkleider.
    Sie drehte sich um und sah ihn an, und zuerst schien sie nicht zu wissen, wer er war.
    Es war drei Jahre her. Er hatte nie geschrieben. Briefe über Briefe hatte er begonnen. Doch er hatte sie alle weggeworfen. Er hatte nie die richtigen Worte gefunden.
    Und keines der Schiffe, das Post zur Isla Maldita mitgenommen hatte, hatte je eine einzige Zeile von José Julio Fernandez an Bord gehabt.
    Marit hatte jedes Recht, dachte er, ihn nicht zu erkennen.
    Er sah zum Haus hinüber und für einen Moment war er verunsichert. Denn dort fand er sie ein zweites Mal vor. Und diese zweite Ausgabe von ihr hatte sich beinahe nicht verändert. Sie war für immer dreizehn Jahre alt. Sie saß auf einem Fensterbrett und fütterte den gelben Hund mit altem Brot. Sie hatte ihn noch nicht gesehen. »Spring!«, sagte sie auf Spanisch zu dem gelben Hund. »Du sollst springen.« Da erkannte er ihre Stimme. Es war nicht Marit. Natürlich nicht.
    Es war Julia. Sie war jetzt ungefähr so alt wie Marit damals.
    Er blickte hinüber zu der Marit, die nicht mehr dreizehn Jahre alt war.
    »José«, sagte sie und kam auf ihn zu.
    Er räusperte sich. Räusperte sich noch einmal.
    »Marit.«
    Sie blieb vor ihm stehen. Sie waren beide gewachsen, doch sie waren noch immer exakt gleich groß. Es ärgerte ihn ein wenig. Er hatte gehofft, er wäre größer als sie. Der dumme alte Männerstolz.
    »Ich dachte, du kommst nicht wieder«, sagte sie. »Du hast gesagt, du würdest schreiben. Ich hatte keine Adresse. Isabela ist groß. Ich wusste nicht einmal, ob du noch auf Isabela warst.«
    »Ich bin kein

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