Conan der Freibeuter
Piraten und Schwarze Magie
P IRATEN UND S CHWARZE M AGIE
Einleitung von Lin Carter
Dieser Roman spielt in einer Welt, in der es keine Talk-Shows im Fernsehen gibt, keine Einkommenssteuer, keine überfüllten U-Bahnen, keine Luftverschmutzung, keine Neutronenbombe, keine Hausbesetzungen.
Es ist eine Welt, die sich glücklich preisen kann, ohne Werbefernsehen auszukommen, ohne teure Fahrpreise, gefriergetrockneten löslichen Kaffee, elektrische Zahnbürsten, Pornofilme, Frauenbewegungen und Verkehrsstaus.
Es ist eine Welt, die es nie gab, die es jedoch hätte geben sollen – eine herrliche, unwahrscheinliche, romantische Welt, in der alle Männer gutgewachsen und heldenhaft und alle Mädchen unglaublich schön und jederzeit bereit sind, einen Mann für seine Heldentaten gebührend zu belohnen.
Es ist eine Welt mit unwegsamen Dschungeln, schroffen Bergen, schimmernden Meeren und Städten voll barbarischen Prunks, in dem ruhmvolle Wagnisse genauso alltäglich sind wie gefährliche Abenteuer. Auf dieser Welt wimmelt es von Ungeheuern, bösen Zauberern und grimmigen Kriegern. Magie ist hier wirklich, und Götter gibt es tatsächlich, nicht nur in der Vorstellung ihrer Anbeter.
Das ist die Welt der so beliebten Unterhaltungsliteratur Schwert und Magie. Herzlich willkommen in dieser Welt!
Sollten Sie zu den bedauernswerten, glücklicherweise wenigen Menschen gehören, die noch nie einen Schwert-und-Magie -Roman gelesen haben, dann machen Sie sich jetzt auf einen besonderen Genuß gefaßt – einen echten Genuß, wenn Sie den Unannehmlichkeiten unserer Zeit für ein paar Stunden den Rücken kehren wollen und bereit sind, sich in eine herrliche unmögliche Welt zu begeben, denn Schwert und Magie ist reine Fluchtliteratur, nichts anderes. Man braucht nicht zwischen den Zeilen nach Verstecktem zu suchen. Es werden keine praktischen wohlvorbereiteten Lösungen für die Probleme unserer Welt angeboten, sondern etwas in unserer Zeit sehr Seltenes:
wirkliche Unterhaltung!
Viele – darunter (leider) eine große Zahl meiner Kollegen – SF-Autoren bilden sich offenbar ein, daß es irgendwie unsolide ist, nur zum Vergnügen zu lesen. Eine Story, meinen diese klugen Leute, müßte sich mit etwas Problematischem und Wichtigem befassen, wie z.B. mit der Luftverseuchung oder dem Aussterben bestimmter Tierarten. Zumindest aber, das ist die Ansicht dieser Leute, sollte der Held ein Farbiger sein, der seinen Rassegenossen zur Freiheit verhilft; oder ein Homosexueller, der fröhlich um gesellschaftliche Anerkennung kämpft; oder ein amerikanischer Indianer, der die Strafgefangenen von Alcatraz zum Aufstand aufwiegelt und die Kontrolle über die Strafanstalt an sich reißt, um sich an den Weißen zu rächen.
In der modernen Literatur findet man kaum weniger soziale Probleme als auf den Titelseiten unserer Tagblätter. Und ein Schriftsteller, meinen die Verfasser, sollte aus seinem Elfenbeinturm herauskommen und auf die Barrikaden steigen.
Ich kann da nicht mit ihnen übereinstimmen.
Die Welt ist voller Unannehmlichkeiten, seit der Mensch vom Baum kletterte und sich die Zivilisation entwickelte. Soziales Unrecht gibt es seit der letzten Eiszeit, wenn nicht schon früher. Es ist unwahrscheinlich, daß meine Generation oder die nächste viele der zeitbedingten Probleme lösen wird. Was natürlich nicht heißt, daß wir sie ignorieren und so tun sollen, als gäbe es sie nicht; aber wir sollten einsehen, daß sie Teil der menschlichen Entwicklung sind.
Nehmen wir den Krieg. Kriege hat es immer gegeben, und die wenigsten wurden edler Motive wegen ausgetragen. Und Kriminalität! Raubüberfälle auf der Straße sind ein ziemliches Problem unserer Zeit, aber es gibt sie, seit jemand Straßen erfunden hat, genau wie es Korruption in den Ämtern gibt, seit diese existieren (wenn nicht schon zuvor).
Ich sehe wirklich nicht ein, weshalb wir jede wache Stunde über alle Schlechtigkeit der Welt grübeln sollten. Sie werden doch bestimmt zugeben, daß es schön ist, es sich an einem kalten Regentag im warmen Zimmer in einem weichen Sessel bequem zu machen, irgend etwas zu knabbern und zu trinken neben sich, und sich dann in ein unterhaltendes Buch zu vertiefen.
Die Neigung dazu geht zumindest bis zur Zeit zurück, da der alte blinde Homer von tapferen Kriegern, erbeuteten Schönen und Inseln fremdartigen Zaubers in unbekannten Gewässern sang.
Wir, die wir uns damit beschäftigen, bezeichnen eine Geschichte als Schwert und
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