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Die Geheimnisse der Therapeuten

Die Geheimnisse der Therapeuten

Titel: Die Geheimnisse der Therapeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christophe André
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Angst geringfügig ist und nur in bestimmten sozialen Situationen auftritt, beispielsweise wenn man sich mit Menschen unterhält, die man gerade kennengelernt hat. Schüchternheit gilt eher als ein Charakterzug, der bewirkt, dass schüchterne Menschen sich bedeckt halten und es vermeiden, sich in den Vordergrund zu spielen oder die Initiative zu ergreifen. Dieses Verhalten sozialer Hemmung tritt vor allem bei Unbekannten auf. Wenn das Gegenüber vertrauenerweckend oder bekannt ist, finden die Schüchternen ihre Fähigkeiten wieder und sprechen freier.
    Die soziale Phobie
    Diese ist definiert durch eine extreme und sehr hinderliche Form der sozialen Angst, die sich als intensive und unkontrollierbare Furcht manifestiert, von anderen negativ beurteilt zu werden. Sie tritt in bestimmten sozialen Situationen auf: wenn man öffentlich das Wort ergreifen, seinen Dissens ausdrücken soll etc. Der Phobiker fürchtet solche Situationen und entwickelt zahlreiche Strategien, um sie zu vermeiden. Schrittweise richtet er sein Leben so ein, dass er nicht mehr mit sozialen Situationen konfrontiert ist, die ihn derart ängstigen.
    Bestimmte Symptome können besonders beeinträchtigend und störend sein, ganz gleich, ob man schüchtern ist oder an einer sozialen Phobie leidet. Das für mich unangenehmste Symptom ist und bleibt das Erröten. Doch was ist Erröten eigentlich? Rot werden ist eine banale und normale Reaktion, die bei allen hellhäutigen Menschen auftreten kann. Physiologisch lässt sich diese Reaktion problemlos durch die Erweiterung der winzigen Gefäße im Bereich der Wangen erklären. Das Blut wird dann unter der Haut stärker sichtbar, und die Temperatur dieser Gesichtspartie steigt an. Diese Reaktion läuft automatisch ab und ist kaum beherrschbar. Sie steht auch in einem engen Zusammenhang mit den empfundenen Emotionen. Da es sich beim Erröten um eine normale Reaktion des Organismus handelt, liegt das Problem nicht im Erröten an sich, sondern darin, es nicht zu akzeptieren. Aus diesem Grunde empfindet ein Großteil der schüchternen Menschen das Erröten als Problem, weil es als Zeichen der Schwäche, der Verlegenheit oder der Scham ausgelegt wird. Deshalb soll es unbedingt verborgen werden!
    Es sei auch angemerkt, dass bestimmte Menschen physiologisch stärker dazu neigen zu erröten als andere. Dasselbe gilt für das Schwitzen. Das Entscheidende spielt sich aber im Kopf ab. Das ist eine gute Nachricht, denn es ist leichter, sein Denken zu ändern als seine Physiologie.
    Sich dem aussetzen, was man fürchtet: eine sanfte Annäherung
    In meiner therapeutischen Praxis empfehle ich Menschen mit sozialer Angst oft die Konfrontationstechnik. Auch mir leistet sie im Alltag gute Dienste.
    Man hat mich immer gelehrt, dass Angst nicht die Gefahr verhütet. Und das gilt umso mehr, wenn es a priori keine Gefahr gibt. Doch wenn uns etwas beeindruckt oder sogar erschreckt, haben wir eine natürliche Flucht- oder Vermeidungstendenz. So habe ich mich viele Jahre verhalten: Ich bin nicht zu einem Geburtstagskaffee gegangen, habe dafür gesorgt, dass ich mit einem Freund nicht allein war, aus Angst, ich wüsste nichts zu sagen, habe mit meiner Meinung hinterm Berg gehalten, in der Befürchtung, etwas Dummes zu sagen, und dergleichen mehr. Natürlich werden Sie mir entgegnen, dass jeder schon einmal eine soziale Situation vermieden hat. Aber hier meine ich etwas, das tagtäglich geschieht, eine Art zu leben, die sich nach dieser Angst ausrichtet.
    Unglücklicherweise hat das Vermeiden die paradoxe Wirkung, dass uns eine Situation desto unüberwindlicher erscheint, je mehr wir sie vermeiden. Im Fachjargon sagt man, dass Vermeidung die Angst verstärkt.
    Doch Vermeidung ist kein Schicksal, glücklicherweise nicht! Es gibt wirksame Mittel, um zu lernen, sich zu konfrontieren, statt zu vermeiden. Sich konfrontieren könnte man als den Akt definieren, sich der gefürchteten Situation sanft auszusetzen. »Sanft« ist dabei wichtig, denn es geht nicht darum, sich gewaltsam auszusetzen.
    Wie man sich richtig konfrontiert
    Es gibt einige Regeln für die wirksame und dem eigenen Tempo entsprechende Konfrontation:
    â€“Setzen Sie sich der gewählten Situation aus und verharren Sie so lange darin, bis das Unbehagen um mindestens 50 Prozent abgenommen hat. Wenn Ihnen das anfangs zu schwierig vorkommt, können Sie beispielsweise

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